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Bundesliga
VfB Stuttgart erstmals seit 41 Jahren wieder zweitklassig

Die Saison 2015/2016 in der 1. Fußball-Bundesliga ist Geschichte. Seltsam leidenschaftslos steigt der VfB Stuttgart am letzten Spieltag als Vorletzter ab. Da verwundert es noch weniger, dass Trainer Jürgen Kramny seinen Hut nehmen muss. Die Fans sind wütend! Und das zeigten sie auch. Bremen bleibt derweil erstklassig, Frankfurt muss in der Relegation weiter zittern.

14.05.2016
    Stuttgarts Timo Baumgartl sitzt nach dem Spiel auf dem Boden.
    Niedergeschlagen - Stuttgarts Spiele müssen den historischen Abstieg nun verarbeiten. (dpa/ Peter Steffen)
    Im Moment des zweiten Bundesliga-Abstieges des VfB Stuttgart nach 1975 schossen Trainer Jürgen Kramny noch auf der Bank die Tränen in die Augen. Seine Spieler sanken fassungslos auf den Rasen. Kampf- und leidenschaftslos hatten sie sich beim 1:3 (0:2) beim VfL Wolfsburg am letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga in ihre 19. Saison-Niederlage ergeben. Erstmals seit 41 Jahren ist der schwäbische Traditionsclub wieder zweitklassig.
    Kramny ist der erste, den der Abstieg direkt trifft. Mit dem Absturz endet sein Vertrag als Chefcoach der Schwaben: Er wird künftig nicht mehr Trainer der ersten Mannschaft sein, sagte ein Clubsprecher am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Mit dem Abstieg ende sein Vertrag für die Lizenzspielermannschaft, ab dem 30. Juni greife dann wieder sein ursprünglicher Kontrakt als Coach des zweiten VfB-Teams.
    Spieler trauten sich kaum zu den Fans
    "Ruhe, Stille. Es hat niemand gesprochen." So beschrieb Kramy die Stimmung während des Rückflugs aus Wolfsburg. In der Heimat wurde das Team nur von wenige Fans empfangen, die sich ruhig verhielten. "Das ist definitiv der bitterste Tag meiner Karriere", stammelte zuvor Sportvorstand Robin Dutt, der ebenso ebenfalls vor einer ungewissen Zukunft steht.
    Nach dem Spiel und dem Abstieg als Tabellen-Vorletzter trauten sich die enttäuschten und noch mehr enttäuschenden Profis minutenlang überhaupt nicht, vor die Gästekurve zu gehen. Als sie sich schließlich in Bewegung setzten, wurden sie mit wüsten Beschimpfungen und aggressiven Gesten verschreckt. Als sie sich schließlich abdrehten, wurde das Pfeifkonzert ohrenbetäubend.
    Werders Torschütze zum 1:0, Anthony Ujah, jubelt nach Spielende.
    Werders Torschütze zum 1:0, Anthony Ujah, jubelt nach Spielende. (dpa / Carmen Jaspersen)
    Euphorische Stimmung bei Werder Bremen
    So wie an diesem Tag feierte man derweil bei Werder Bremen zuletzt vor zwölf Jahren die deutsche Meisterschaft. Nach dem Schlusspfiff rannten alle Ersatzspieler, Trainer und Betreuer auf den Spielfeld. Auch die Fans stürmten den Platz, kletterten auf die Tore, rissen sich Teile aus dem Rasen und jubelten mit ihren Helden. Durch ein spätes Tor von Verteidiger Papy Djilobodji gewannen die Bremer das Abstiegskampf-Endspiel gegen Eintracht Frankfurt mit 1:0 (0:0) und schickten die Hessen zwei Minuten vor dem Ende der Saison noch in die Relegation. Werder kletterte im Abschlussklassement der Fußball-Bundesliga sogar noch vom 16. auf den 13. Tabellenplatz.
    "Das ist Euphorie pur. Jetzt fällt alles von uns ab. Wir haben immer die nötige Ruhe behalten und uns nie verrückt machen lassen", sagte der Bremer Geschäftsführer Thomas Eichin dem TV-Sender sky. Auch Trainer Viktor Skripnik meinte: "2004 habe ich noch als Spieler die Meisterschaft miterlebt. Das war natürlich auch attraktiv. Aber das hier jetzt ist unglaublich. Ich bin einfach glücklich darüber."
    Frankfurt bereitet sich auf die Relegation vor
    Mitten in einem grün-weißen Jubelmeer versammelte Eintracht-Trainer Niko Kovac seine Spieler noch auf dem Platz in einem Kreis, um sie auf die beiden über Abstieg oder Ligaverbleib entscheidenden Spiele am 19. und 23. Mai gegen den Zweitliga-Dritten 1. FC Nürnberg einzuschwören. "Wir wollen den Kopf jetzt nicht hängen lassen. Wir waren schon mal in einer noch schwierigeren Situation", sagte Offensivspieler Stefan Aigner. "Vor drei Wochen hat uns jeder abgeschrieben. Damals hätten wir die Relegation sofort unterschrieben."