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Bundesregierung will Kraft-Wärme-Kopplung stärker fördern

Mit der Energiewende sollen Anlagen, die Strom und Wärme erzeugen, stärker gefördert werden. Kraft-Wärme-Kopplung generiere einen Umweltvorteil, sagt Bernd Geschermann von der Energieagentur Nordrhein-Westfalen. Die vorgesehene Vergütungserhöhung falle jedoch nicht so üppig aus, dass es zu einem Boom kommen werde.

Bernd Geschermann im Gespräch mit Georg Ehring |
    Georg Ehring: Erneuerbare Energien stehen im Mittelpunkt der Energiewende. Es gibt aber auch konventionelle Kraftwerke, die künftig mehr zur Stromversorgung beitragen sollen. Es geht um die Kraft-Wärme-Kopplung, also um Anlagen, die sowohl Strom als auch Wärme erzeugen und die darum besonders effizient sind. Sie sollen künftig stärker gefördert werden, der Bundestag will heute darüber abstimmen. Solche Kombi-Kraftwerke gibt es auch für den Hausgebrauch und manche erwarten von der höheren Förderung einen Boom.

    Telefonisch verbunden bin ich jetzt mit Bernd Geschermann, Energieberater von der Energieagentur Nordrhein-Westfalen. Guten Tag, Herr Geschermann.

    Bernd Geschermann: Guten Tag, Herr Ehring.

    Ehring: Herr Geschermann, erwarten Sie auch einen Boom?

    Geschermann: Nein, ehrlich gesagt nicht. Die Vergütungserhöhung über das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz fällt nicht so üppig aus, dass das zu einem Boom führen wird.

    Ehring: Was ändert sich denn?

    Geschermann: Es ändern sich im wesentlichen zwei Sachen. Zum einen wird die Vergütung für Anlagen leicht erhöht, insbesondere für kleine Anlagen. Das bewegt sich so im Bereich von fünf, sechs Prozent Vergütungserhöhung. Was aber nach meiner Einschätzung viel entscheidender ist, dass für diese Kleinanlagen im Privatbereich das Antragsverfahren deutlich vereinfacht wird.

    Ehring: Wie funktioniert eigentlich Kraft-Wärme-Kopplung im Privathaus?

    Geschermann: Man muss da zwei Technologien, denke ich, unterscheiden. Das eine für kleine Wohngebäude bis Drei-, Vier, Fünf-Familien-Häuser – da spreche ich lieber von sogenannten stromerzeugenden Heizungen – und im größeren Bereich ist es einfach in der Regel ein Motor wie ein Automotor, der neben die Heizungsanlage gestellt wird und dann quasi parallel mit der Heizungsanlage läuft.

    Ehring: Mit welcher Energiequelle werden diese Geräte betrieben?

    Geschermann: Prinzipiell sind sie energiequellenunabhängig, wobei man sagen muss, dass der überwiegende Marktanteil dieser Geräte auf Gas basiert.

    Ehring: Geht es auch mit erneuerbaren Energien, zum Beispiel Holzpellets?

    Geschermann: Da gibt es erste Ansätze, ich möchte mal sagen noch im Labormaßstab, oder im Versuchsmaßstab. Marktreif ist diese Technologie sicherlich noch nicht.

    Ehring: Für wen ist das denn geeignet? Ist es sinnvoll, sich so etwas in ein Ein-Familien-Haus zu stellen, in den Keller eines Ein-Familien-Hauses, oder ist da das Gebäude doch schon etwas größer, wenn sich so etwas lohnen soll'

    Geschermann: Sinnvoll ist es auf jeden Fall für die Umwelt. Kraft-Wärme-Kopplung generiert auf jeden Fall, egal auch mit welchem Energieträger, einen Umweltvorteil gegenüber der getrennten Strom- und Wärmeerzeugung. Ob es sich lohnt, ist dann natürlich relativ schwierig zu sagen, weil da natürlich sehr individuelle Kriterien eine Rolle spielen. Im privaten Ein-Familien-Haus-Bereich ist es schwierig, da tatsächlich eine Wirtschaftlichkeit hinzubekommen. Nichts desto Trotz: ich habe zwar gerade gesagt, das Gesetz wird keinen Boom auslösen. Es gibt seit einiger Zeit, seit ein, zwei Jahren, aber eben diese stromerzeugenden Heizungen, und die haben schon einen erheblichen Absatz.

    Ehring: Können Sie ungefähr die Größenordnung nennen, wie viele davon in deutschen Kellern stehen?

    Geschermann: Oh, da erwischen Sie mich auf einem falschen Fuß. Da kann ich keine konkreten Zahlen tatsächlich sagen.

    Ehring: Ein solcher Schwarm von Kraftwerken im Keller, kann der auch die Stromversorgung stabilisieren, zum Beispiel Schwankungen bei Windstrom und Solarenergie ausgleichen?

    Geschermann: Jein. Bisher ist es so, dass diese Anlagen quasi als Einzelanlagen, Inselanlagen in den Kellern sind und nicht miteinander vernetzt sind. Wenn man natürlich es hinbekommt, die Anlagen miteinander zu vernetzen, kann das durchaus einen Beitrag zur Stabilisierung der Stromnetze bringen.

    Ehring: Blockheizkraftwerke, sagen Sie, sind viel effizienter als andere. Warum haben die sich eigentlich nicht von selbst durchgesetzt?

    Geschermann: …, weil sie auch deutlich teurer sind als die klassische Heizung.

    Ehring: Herzlichen Dank! – Das war Bernd Geschermann, Energieberater bei der Energieagentur Nordrhein-Westfalen.

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.