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Bundeswehr
Frauen erwünscht: Wie die Truppe weiblicher wird

Seit 2001 stehen Frauen in Deutschland alle militärischen Laufbahnen bei der Bundeswehr offen. Nach dem Willen von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) soll der Frauenanteil auf 20 Prozent klettern und sich damit nahezu verdoppeln. Eine Herausforderung für Verantwortliche und Truppe.

Von Stephan Lina | 31.05.2015
    Eine Bundeswehrsoldatin robbt getarnt über eine Wiese.
    Frauen entscheiden sich aus ganz unterschiedlichen Gründen für die Bundeswehr. (imago)
    Es ist ein Bild für Menschen, die Ordnung schätzen. Wie mit dem Lineal gezogen sind hunderte von Soldaten angetreten, perfekt in einer schnurgeraden Linie aus grauen Uniformen ausgerichtet zu einem der wichtigsten Rituale der Bundeswehr: dem feierlichen Gelöbnis. Mit schneidender Stimme dirigiert ein Offizier die Truppe.
    An diesem Tag sind in den angetretenen Kompanien auch ein paar Frauen zu sehen, die in Uniform und mit der Waffe dienen wollen. Inmitten einer Wand kurz geschorener Männerköpfe lugt unter dem einen oder anderen Barett ein Zopf hervor, das Zugeständnis der Armee an weibliche Haarpracht.
    Wer sind die Frauen, die in einer Armee arbeiten wollen? Die dort Karriere machen wollen in einer immer noch von Männern dominierten Welt aus Uniformen, Befehl und Gehorsam? Die ein Versprechen abgeben, die Bundesrepublik zu verteidigen und ihr treu zu dienen? Und welche Chancen haben sie, von ihren männlichen Kollegen ernst genommen zu werden? Ich treffe in München eine Frau, die es bis an die Spitze der militärischen Hierarchie geschafft hat: Generalstabsarzt Dr. Erika Franke, den ersten weiblichen Zwei-Sterne-General in der Geschichte der Bundeswehr.
    Die Ernst-von-Bergmann-Kaserne im Norden der bayerischen Landeshauptstadt ist eine Stadt in der Stadt. Auf dem riesigen Areal an der Neuherbergstraße ist die Sanitäts-Akademie der Bundeswehr untergebracht. Vorbei am Wappen des Sanitäts-Dienstes, einem Äskulapstab vor eisernem Kreuz, das Vorzimmer der Generalin. Dort wartet die erste Überraschung: Die Vorzimmerdame trägt zivil. Ihre Chefin hingegen empfängt in Uniform: blaues Hemd, auf den Schulterklappen zwei goldene Sterne. Das Büro ist die zweite Überraschung: Erika Franke hat keine Orden an der Wand hängen, keine Fotos von schwerem Gerät.
    "Viele der männlichen Soldaten sammeln natürlich schon die Verbandsabzeichen der jeweiligen Truppenteile, wo sie gedient haben. Ich habe diese Teile auch - im Schrank."
    Früher stand Frauen fast nur der Sanitätsdienst offen
    Würde ein Hollywood-Regisseur eine deutsche Generalin für einen Film casten, sie wäre wohl eine große, blonde Walküre mit eiskaltem Blick. Die echte Generalin hingegen ist eine eher zierliche, freundliche Dame. Vor ein paar Tagen ist Erika Franke 61 Jahre alt geworden, wozu ihr der Presse-Offizier gratuliert. Sie trägt ihre grauen Haare in einem halblangen Schnitt, lächelt abwartend. Die Generalin gibt nicht gerne Interviews, wie sie offen einräumt. Als ranghöchste deutsche Soldatin weiß sie auch, dass sie wohl die beste Gesprächs-Partnerin ist, wenn es um die Chancen von Frauen in der Bundeswehr geht.
    "Also, der Anteil von Frauen hat sich ja in den vergangenen Jahren stetig vergrößert. Wir haben derzeit einen Gesamtanteil von Frauen in der Bundeswehr von ca. zehn Prozent, im Sanitätsdienst sind es knapp 40 Prozent. Und wir haben auch Zielgrößen, die wir erreichen wollen innerhalb in der Bundeswehr. Das sind in der Truppe insgesamt 15 Prozent, und der Sanitätsdienst hat sich als Ziel 50 Prozent Frauen gesetzt."
    Erika Franke war selbst auch schon im Auslandseinsatz. Vor ihrer Beförderung in den Generalsrang leitete sie medizinische Labors der Bundeswehr in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo. Damals war sie noch mehr Ärztin als Managerin. Erika Franke hatte sich auf Mikrobiologie spezialisiert, ihre Biographie spiegelt deutsch-deutsche Geschichte wider.
    "Ich bin ja in der DDR groß geworden und habe im Krankenhaus der Volkspolizei in Berlin gearbeitet, das zu der Zeit von der Bundeswehr übernommen wurde. Und insofern hat sich da ein schleichender Prozess ergeben: Wenn man mitten in der Patientenbetreuung tätig ist - so ein Wechsel, der läuft nebenbei. Und ich habe festgestellt, die fachlichen Inhalte sind die gleichen. Ich konnte mich mit den Zielen der Bundeswehr identifizieren, und so bin ich dann 1990, 1991 zur Bundeswehr gewechselt."
    Damals stand Frauen in der Bundeswehr fast nur der Sanitätsdienst offen. Es gab noch die Wehrpflicht, aber nur für Männer. Weibliche Soldaten, etwa als Panzerfahrerinnen oder Mechanikerinnen schienen undenkbar. Artikel 12a des Grundgesetzes schloss den Dienst an der Waffe für Frauen sogar kategorisch aus. Im Januar 2000 kippte der Europäische Gerichtshof diese Regelung. Im Jahr darauf rückten erstmals Frauen zum freiwilligen Dienst an der Waffe ein. Seither bemüht sich die Bundeswehr verstärkt um weibliche Soldaten. Zwei von ihnen treffe ich in einer Maschinenhalle in Roding in der Oberpfalz.
    "Wir sehen gerade, wie zwei Fahrzeuge in die Halle gefahren werden. Wir haben hier einmal rechts die Zugmaschine SLT und links haben wir den Dingo, die jetzt auf die Arbeitsplätze gefahren werden."
    Hauptmann Desiree Rompeltien ist in ihrem Element. Während draußen strömender Regen und peitschender Wind große Teile der Oberpfalz in eine morastige Sumpflandschaft verwandeln, dirigiert die schlanke Soldatin einen schweren Sattelschlepper in die Halle. Die meist bulligen Mechaniker um sie herum sind mindestens einen Kopf größer als Rompeltien und ihre Kameradin, Leutnant Carolin Krämer, doch die Körpersprache zeigt, dass hier die beiden Frauen das Sagen haben - schon wegen ihres Dienstgrades. In Roding ist ein Logistik-Bataillon untergebracht. Übersetzt in die zivile Welt heißt das: Hier arbeiten mehrere hundert Mitarbeiter in einem Betrieb, der sich auf Speditions-, Fracht- und Werkstattservice spezialisiert hat.
    "Wir haben hier verschiedene Fahrzeuge: den Duro, den Yak, zweimal das geschützte Fahrzeug Eagle, einen Dingo und einen TPZ. Die Fahrzeuge sind entweder aus dem eigenen Verband, der Panzerbrigade 12, und haben Schäden, die wir dann reparieren. Oder es sind Fahrzeuge, die wir für sogenannte Inst-Maßnahmen für andere Verbände bearbeiten. Der klassische Kundendienst, wie man ihn draußen kennt."
    Familie und Freundeskreis waren skeptisch
    Desiree Rompeltien hat sich in ihrem Abitur-Jahr 2003 für eine Offizierslaufbahn beworben. Damals war sie eine der ersten Frauen, die sich für den Dienst in der Truppe interessierten. Sie war eine Exotin. Familie und Freundeskreis waren eher skeptisch.
    "Ich glaube, die haben alle so ein bisschen damit gerechnet, dass ich spätestens nach ein paar Wochen wieder zu Hause bin. Alle haben gesagt: Ja, schau es Dir ruhig mal an, aber wenn es nichts für Dich ist, dann kannst Du ja jederzeit wieder gehen. Diese Option hat man ja insbesondere als Frau am Anfang: Im ersten halben Jahr zu sagen, es ist nichts und sozusagen zu kündigen. Zwischendurch gab es natürlich auch Phasen, insbesondere in der Grundausbildung, wo man auch mit Ausbildern konfrontiert wird, die auch zuvor nichts mit Frauen zu tun hatten."
    An dieser Stelle bricht Desiree Rompeltien kurz ab und atmet einmal durch. Diplomatisch spricht sie danach von einer Art Zusammenprall verschiedener Kulturen, damals im Sommer 2003: Auf der einen Seite selbstbewusste junge Frauen, auf der anderen Seite ruppige Ausbilder aus Zeiten der alten Wehrpflichtarmee, einer Männertruppe, in der ein Macho-Umgangston herrschte. Für beide Seiten sei das Aufeinandertreffen vor allem eines gewesen.
    "Ungewohnt. Sowohl für uns Frauen. Wir waren damals sechs Frauen in der Grundausbildung. Als auch für die Männer ungewohnt. Das hat man direkt gemerkt. Beim ersten Antreten hat der Spieß noch viel mit Schimpfwörtern hantiert und hat sich dann nach Bitten seines Chefs bei uns entschuldigt für sein Benehmen. Es war einfach sehr neu für alle zu diesem Zeitpunkt. Aber, was viele vergessen ist dieser Kameradschafts-Aspekt, der da erst so richtig geformt wird. Man ist tagtäglich gezwungen, sich Herausforderungen gemeinsam mit Leuten zu stellen, die man am Anfang nicht kennt, auf die man aber angewiesen ist. Weil man Sachen nicht kann, die die dann vielleicht können. Da muss man zusammenarbeiten. Man muss miteinander den Tag gestalten. Wenn ich jetzt zurückschaue, die zwölf Jahre zurück, dann ist das die Sache, die im Kopf hängen bleibt."
    Ihre Kollegin Carolin Krämer stimmt ihr kopfnickend zu. Wenn man mit den Soldatinnen spricht, dann kommen sie immer wieder auf das Thema Teamarbeit, oder Kameradschaft, wie es bei der Bundeswehr heißt. Man merkt aber auch, dass beide Offizierinnen auch unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Carolin Krämer hat sechs Jahre später bei der Bundeswehr angefangen als Desiree Rompeltien, zu einer Zeit, als Frauen in der Truppe nicht mehr ganz so exotisch waren. Sie entschied sich 2009 für die Karriere beim Militär. Kurz vor ihrem Fachabitur sprang der Funke bei einer Jobmesse in Nürnberg über. Eigentlich wollte sie sich dort über die Hotellerie informieren, blieb dann aber am Stand der Bundeswehr hängen.
    "In der 9. Klasse hat mich das schon interessiert. Da wollte ich noch in die Laufbahn der Feldwebel gehen. Und da hieß es von meiner Mutter noch: Nein, zur Bundeswehr gehst Du nicht, das kannst Du vergessen. Dann habe ich mich nach der Realschule entschieden, auf die FOS zu gehen und mein Fachabi zu machen. Und bei der Studienmesse, da war dann meine Mutter auch wieder dabei. Und die hat eigentlich den Blick auf den Stand der Bundeswehr gelenkt und gesagt, ich solle mir mal den hübschen jungen Mann anschauen. Das was ein Oberleutnant. Und der hat mich informiert (lacht) und so kam es dann irgendwie."
    Auch Carolin Krämer denkt mit gemischten Gefühlen an die Grundausbildung zurück.
    "Es war teilweise sehr, sehr fordernd. Etwa beim Biwak. Vier Tage hockt man da im Wald aufeinander, liegt dann im Alarmposten im Dunkeln und in der Kälte und nach den vier Tagen marschiert man dann 20 Kilometer mit vollem Gepäck wieder zurück. Das waren dann schon die Momente, wo man sich denkt: Oh Je! Was mache ich hier eigentlich? Aber das sind dann wirklich nur Momente. Und wenn ich jetzt zurückschaue, dann war das super."
    Generalstabsarzt Erika Franke, Hauptmann Desiree Rompeltien, Leutnant Carolin Krämer: Drei Frauen, die sich aus ganz unterschiedlichen Gründen für die Bundeswehr entschieden haben. Wenn es nach Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen geht, dann sollen künftig noch viel mehr weibliche Soldaten Dienst in der Truppe tun. Das hat auch einen ganz einfachen demografischen Grund: Ähnlich wie das Handwerk und die Industrie kämpft die Bundeswehr mit einem zunehmenden Fachkräftemangel. Seit dem Ende der Wehrpflicht konkurriert die Armee auf dem Arbeitsmarkt mit der Wirtschaft. Spülte einst der Wehrdienst die Kandidaten automatisch in die Kasernen, muss sich die Bundeswehr heute - wie ein Unternehmen - aktiv um den Nachwuchs bemühen.
    In Internet-Werbespots versucht sich die Bundeswehr in ein gutes Licht zu rücken, um Mädchen und junge Frauen anzusprechen. Soldatinnen, die Eurofighter fliegen und Panzer warten, Girls Day in der Kaserne - man bemüht sich um den weiblichen Nachwuchs. Manches davon aber wirkt ungelenk und geht an der Zielgruppe vorbei. Das sagt zumindest der Headhunter Claus Goworr. Er leitet in München eine Personalberatung, die sich auf Manager spezialisiert hat. Zu seinen Aufgaben gehört es auch, für große Unternehmen weibliche Nachwuchs-Führungskräfte zu finden und anzusprechen. Umgekehrt weiß er, was einen potenziellen Arbeitgeber attraktiv macht.
    "Weniger, indem man Frauen als Kampfmaschinen darstellt und ihnen zeigt, dass sie mit tollen Geländemobilen durch den Wald rasen dürfen. Das ist eher nicht das Thema. Sondern es geht heute um ganz andere Qualifikationen. Es geht um Ingenieurinnen, es geht um handwerkliche Berufe, wo Frauen innerhalb der Bundeswehr sicher eine gute Karriere machen können. Und hier ist die Bundeswehr gefragt, sich im Marketing so aufzustellen, dass genau die Zielgruppe abgeholt wird."
    Jetzt hat die Staatssekretärin einen der härtesten Jobs
    Claus Goworr hat selbst nicht in der Armee gedient. Seinem Büro sieht man das jedoch nicht an. Alles ist penibel geordnet, die Rücken der Bücher im Regal sind so akkurat ausgerichtet, als käme gleich ein Feldwebel zur Inspektion vorbei. Er hat lange nachgedacht über das Thema, wie man die Bundeswehr für Frauen attraktiver machen könnte.
    "Dass man die Bundeswehr als normalen Arbeitgeber ansieht, bedeutet auch, dass man mit normalen Rekrutierungsmethoden arbeitet. Und das bedeutet, dass man bei Führungspositionen und Spezialisten externe Beratungen einschaltet, die konkret im Netz suchen, Ausschreibungen machen, Gespräche mit Kandidaten führen. Um zu sehen und zu beraten: Passt der Karriereweg zur Bundeswehr, passt die Bundeswehr zum Karriereweg. Oder zur Person, um die es geht. Das würde sehr helfen, die Bundeswehr als Arbeitgeber zu normalisieren. Denn als solcher wird sie bisher noch nicht gesehen."
    Wie macht man aus der Bundeswehr einen mehr oder weniger normalen Arbeitgeber? Wie modernisiert man eine der größten Behörden des Landes? Wie passt man alte Strukturen der Zukunft an? An dieser Herausforderung haben sich schon mehrere Verteidigungs-Minister die Zähne ausgebissen. Nun stehen erstmals zwei Frauen an der Spitze der Truppe, nicht als Soldatinnen, sondern als politisch Verantwortliche: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und ihre Staatssekretärin Katrin Suder. Vor allem Katrin Suder gilt vielen als Hoffnungsträgerin, gerade weil sie überhaupt nicht zu den alten Strukturen der Bundeswehr passt: Sie ist lesbisch, radelt gerne durch Berlin, hat keinerlei militärischen Hintergrund, spielte stattdessen an der Uni Theater. Jetzt hat sie einen der härtesten Jobs: Die frühere McKinsey-Unternehmensberaterin soll die skandalträchtige Rüstungs-Bürokratie modernisieren. Bis jetzt hat sie viel getan, um Frauen in der Bundeswehr Respekt zu verschaffen. Selbst alt gediente Rüstungsmanager wie Michael Schreyögg sagen, dass sie in weniger als einem Jahr mehr bewegt hat als Generationen von männlichen Staatssekretären vor ihr. Beim Mittagessen im Münchener Werksmuseum lobt der Vorstand des Triebwerksbauers MTU die weibliche Führung seines größten Kunden.
    "Es waren erst mal sehr, sehr erfrischende Erfahrungen. Es war sehr unkonventionell, aber es sind sehr konstruktive, lösungsorientierte Dialoge, die wir dort führen. Wir sind im Geschäft mit der Bundeswehr seit etwa 60 Jahren. Frau Dr. Suder hat hier definitiv frischen Wind, hat Ideen aus der Industrie mit hineingebracht."
    Michael Schreyögg hebt vor allem Eigenschaften hervor, die gemeinhin als weiblich gelten: Zum Beispiel ein Talent für Kommunikation, das ohne Gegockel und Statusgehabe auskommt. So etwas war bei der früher rein männlichen Bundeswehr-Führung nicht immer selbstverständlich.
    Zurück in Roding bei den beiden Offizierinnen des Logistik-Bataillons. Wie schwer es sein kann, wenn die Bundeswehr sich bemüht, aus alten Strukturen und Denkmustern herauszukommen, davon kann zum Beispiel Hauptmann Desiree Rompeltien ein Lied singen. In den fast zwölf Jahren bei der Truppe hat sie Karriere gemacht, ist Offizierin mit viel Verantwortung. Doch ab und zu merkt sie immer noch, dass Frauen nicht überall voll anerkannt sind. Zwar schätze man ihre Qualitäten, doch dann wird ihr wieder ein Strick daraus gedreht, dass sie eben nicht so tickt wie ihre männlichen Kollegen.
    "Auch wenn der Vorgesetzte sagt, dass er gewisse Eigenschaften an den Frauen besonders schätzt, dass sie vielleicht ruhiger sind, dass sie freundlicher, dass sie besonnener sind, dass sie Entscheidungen vielleicht besser begründen und auch emotionale Aspekte mit betrachten: Wenn es hart auf hart kommt, dann wird den Frauen wieder vorgehalten, dass sie nicht führungsstark sind, dass sie nicht so laut sind, dass sie ihre Führung nicht deutlich machen."
    Nach zwölf Jahren ist im Sommer Schluss. Die Dienstzeit von Desiree Rompeltien geht in wenigen Wochen zu Ende. Sie freut sich auf ein neues Leben als Zivilistin. Vor allem will sie sesshaft werden.
    "Diese zwölf Jahre bei der Bundeswehr - so schön sie waren und auch noch sind - haben bei mir eine Lücke gerissen in so einem Heimatgefühl. Denn ich habe momentan keinen Ort, wo ich sage: Hier bin ich Zuhause. Weil ich immer umgezogen bin und nur am Wochenende Zuhause bin. Das hat mich die letzten zwölf Jahre nicht gestört, aber jetzt bin ich froh, wenn ich sagen kann: Irgendwann lasse ich mich sozusagen nieder."
    Wie es bei Leutnant Carolin Krämer weitergeht ist noch offen. Sie hat sich bis Juni 2021 verpflichtet und weiß noch nicht, ob sie dann bei der Truppe bleibt oder wie Desiree Rompeltien zum Beispiel in den zivilen öffentlichen Dienst wechselt. Beim einzigen weiblichen Zwei-Sterne-General Erika Franke ist schon jetzt klar: Sie wird in knapp einem Jahr pensioniert. Immerhin ist sie schon heute nicht mehr die einzige Frau im Generalsrang. Vor einigen Wochen wurde ebenfalls im Sanitätsdienst eine Kameradin zur Ein-Sterne-Generalin befördert. Erika Franke geht davon aus, dass andere folgen werden, auch ohne Frauenquote.
    "Ich bin mir sicher, dass es mittelfristig viel mehr Frauen im Generalsrang geben wird, denn wir haben sehr, sehr leistungsstarke Frauen momentan in der zweiten Führungsebene. Allerdings sind meines Erachtens grundsätzlich geschlechtsunabhängig die Besten zu fördern. Und ich meine aber, dass in vielen Bereichen auch die Frauen zu diesen Besten gehören. Und dann auch gefördert werden sollen."
    Ministerin Ursula von der Leyen hat sich diese Förderung auf die Fahnen geschrieben. Dazu gehören auch Kinderkrippen und flexible Dienstzeiten, um die Bundeswehr für Mütter attraktiver zu machen. Dafür muss sie immer wieder Kritik einstecken. Nicht zuletzt von Männern, die den alten Klischees über eine Armee nachhängen.