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CAF
Wirtschaftsprüfer rügen Korruption in Afrikas Fußball

Das Ausmaß der Korruption im afrikanischen Fußballverband CAF ist enorm. Diesen Verdacht schürt jetzt ein Sonderbericht der Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers (PwC).

Von Thomas Kistner | 10.02.2020
FIFA-Präsident Gianni Infantino (r.) mit CAF-Chef Ahmad Ahmad 2017 beim Confed-Cup in Russland.
FIFA-Präsident Gianni Infantino (r.) mit CAF-Chef Ahmad Ahmad 2017 (imago sportfotodienst)
Die Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers bemängeln oftmals unbelegte, teils völlig undurchsichtige Geldflüsse von insgesamt 24 Millionen US-Dollar nur im Zeitraum von 2017 bis 2019 – die Mittel sollen auch aus Entwicklungsgeldern geflossen sein, die der Weltverband FIFA dem afrikanischen Fußballverband überwiesen hat. Die FIFA bestätigte am Montag den Report, sie sammle derzeit "weitere Informationen" dazu.
Der Prüfbericht beschreibt Finanzverhältnisse im CAF, die man aus den US-Anklagen kennt. Gerügt werden Cash-Zahlungen ohne Belege, zumeist an Funktionäre, aber auch Geldflüsse für Geschenke, Reisen, Hochzeiten und sogar für eine Beerdigung.
Infantino half Ahmad, im Amt zu bleiben
Die von den Wirtschaftsprüfern beschriebene Misswirtschaft fällt in die Ägide des seit 2017 amtierenden CAF-Präsidenten Ahmad Ahmad. Deshalb könnte der Skandal bald auch FIFA-Boss Gianni Infantino erreichen. Denn gegen Ahmad lagen bei der FIFA schon Korruptionsvorwürfe vor, ehe er mit Hilfe Infantinos ins Amt kam. Im Vorjahr wurde Ahmad von Pariser Strafermittlern wegen verdächtiger Zahlungen der CAF ins Firmenumfeld eines Privatfreundes verhört. Und die dicke Akte, die gegen Ahmad beim FIFA-Ethikkomitee vorliegt, beinhaltet auch Vorwürfe der sexuellen Belästigung.
Dennoch tat Infantino alles, um den Skandalfunktionär im Amt zu halten. Im August 2019 rückte sogar die FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura in die CAF-Zentrale in Kairo ein, um dort für ein halbes Jahr die Geschäfte zu führen. Besonders pikant an der Konstellation: Die frühere UN-Angestellte Samoura kam nur ins höchste FIFA-Hauptamt, weil sie Infantino von ihrem Freund Ahmad empfohlen worden war. FIFA-Boss Infantino nahm das 2016 begeistert an, weil er offenkundig eine fachfremde Person für den Job gesucht hatte, die ihm bei seinen Alleingängen nicht in die Quere kommen könnte.
Am Montag erklärte die FIFA, sie werden ihren Ethikern und Governance-Gremien nun "alle Zusatzinformationen liefern, die für die internen Verfahren relevant sein könnten".
Justiz auf drei Kontinenten beteiligt
Aber der Fall gehört in die Hände der Justiz auf drei Kontinenten, neben den bereits ermittelnden französischen, auch die ägyptische, wo der CAF seines Sitz hat, die schweizerische, wo die FIFA ihren Sitz hat, und die US-amerikanische, die mit den Korruptions-Zugriffen 2015 und der Verurteilung hoher Fußballfunktionäre viel zur Aufdeckung in der Vergangenheit beigetragen hat.
Es geht schließlich nicht nur um Summen in zweistelliger Millionenhöhe, sondern es steht zudem der Vorwurf im Raum, dass Verbandsgelder in private Taschen geflossen sind. Gerade die US-Behörden könnten jetzt wieder alarmiert sein, als Ausrichter der WM 2026 dürften sie ein gesteigertes Interesse an Aufklärung haben.