Archiv


Campus-Perle

14 Studierende der TU Hamburg-Harburg haben Theorie und Praxis glücklich zusammengeführt. Die Studenten der "Verfahrenstechnik", "Energie- und Umwelttechnik" und "Technische Strömungsmechanik" wollen neue Verfahren der Bierbrautechnik erforschen und brauen ihr eigenes Pils, die "Campus-Perle".

Von Axel Schröder |
    Die Versuchshalle der Technischen Uni in Hamburg-Harburg ist riesig: auf 1500 Quadratmetern, unter einer 15 Meter hohen Decke stehen unzählige Forschungs-Apparate, große Edelstahltanks ragen in die Höhe, silbrige Rohre pumpen Flüssigkeiten hin und her und die Messgeräte der Verfahrenstechniker piepen und messen Materialeigenschaften. Gerade mal zwei Quadratmeter belegt die Apparatur der Brauerei-AG. Vor einem 50-Liter-Plastik-Kübel steht Felix Will, Student der Energie- und Umwelttechnik im 6. Semester:

    " Was man zum Bierbrauen braucht, ist im Wesentlichen nur der Kessel. Was man da rausragen sieht, ist eine Heizschlange, da pumpen wir Thermo-Öl durch, um das zu erhitzen. Im Hintergrund sind noch Pumpen und Wärmetauscher zu sehen. Das war vorher eine Membran-Filtrations-Anlage. Außer Betrieb mittlerweile, seit Jahren nicht gebraucht und die haben wir uns dann einverleibt. "

    Ganz klein haben die Studenten der TU Harburg mit dem Bierbrauen angefangen. Sie besorgten sich die Zutaten - Wasser, Gerstenmalz und Hopfen -, köchelten ihr erstes Bier im Würstchenkocher in der WG-Küche und filterten es durch eine Babywindel.

    " Weil wir keine Erfahrung hatten, haben wir uns mit der Hopfenmenge vertan, da hatten wir viel zu viel Hopfen drin und das wurde entsprechend bitter. Das Bier war eigentlich ungenießbar. Da haben wir dann von 10 Litern neuneinhalb weggekippt. "

    Mit neuem Mut und den Tipps eines ehemaligen Bierbrauers verbesserte die AG ihre Rezeptur, fragte in der Versuchshalle nach Alternativen zum Würstchenkocher, nach ausgedienten Heizspiralen und Schläuchen und schraubte eine neue Anlage zusammen. Moritz Völtzer, Student im 6. Semester Verfahrenstechnik, erklärt den Reiz des Projekts:

    " Das ist ja schon ganz schön theorielastig, was wir hier an der Uni lernen. Und das hier, was wir jetzt machen mit dem Bierbrauen ist sozusagen die praktische Anwendung der Sachen, die wir auch lernen. Wenn man dann selbst die Qualität der eigenen Arbeit feststellen kann: das ist schon ein großer Reiz. "

    "Campus-Perle" tauften die Studenten das Ergebnis ihrer Arbeit, gelagert wird das Bier in einer alten Kühltruhe in der Versuchshalle.

    Naturtrüb und schaumig fließt die "Campus-Perle" ins Glas, ein leichtes Bier mit herber Note, das auch Melanie Bahr begeistert. Sie zählt zu den zwei Frauen in der AG und kümmert sich um den Filterprozess.

    " Es ist gerade ein ganz neuer Trend von der Kieselgur-Filtration weg zu anderen Filtrationen und darum kümmere ich mich dann. Die theoretischen Grundlagen werden dann schon mal geschaffen. "

    Die Professoren der Campus-Brauer sind begeistert vom Engagement ihrer Studenten. Der Dekan besorgte schon neuen Hopfenextrakt, im Herbstsemester beteiligt sich die AG an der Vorlesung "Einführung in die Verfahrenstechnik" und vergibt Semesterarbeiten zu den Feinheiten des Bierbrauens.

    Mit 3000 Euro unterstützt die Technische Uni Harburg die Zukunftspläne der Brauerei-AG: ein neues Verfahren der Biergewinnung will die Gruppe entwickeln und AG-Mitglied Moritz Völtzer erklärt den Weg dorthin:

    " Regelmäßig Brauen, die Verfahrensschritte verfeinern, den Prozess verbessern, den Geschmack verbessern und auf Uni-Festen ausschenken: das ist unser mittelfristiges Ziel. "