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Capgemini-Studie
Reichtum wächst schneller als Weltwirtschaft

Wer über mindestens eine Million Dollar anlagefähiges Vermögen verfügt, gehört zu den "High Net Worth Individuals", den Reichen dieser Welt. Es gab davon im vorigen Jahr knapp 14 Millionen. Die Capgemini-Studie verrät weitere superreiche Statistiken - und verblüfft mit einer Erkenntnis über Bargeld.

Von Michael Braun | 18.06.2014
    Der ukrainische Unternehmer und Oligarch Rinat Achmetow verlässt am 13.05.2014 nach einem Gespräch mit Bundesaußenminister Steinmeier (SPD) die Residenz des deutschen Botschafters in Kiew.
    Der ukrainische Unternehmer und Oligarch Rinat Achmetow gilt als einer der reichsten Männer der Welt (picture-alliance / dpa / Bernd von Jutrczenka)
    Das eigene Haus zählt nicht, die Oldtimer- oder Schmucksammlung auch nicht. Aber wer das alles beiseitelässt und dann noch über mindestens eine Million Dollar anlagefähiges Vermögen verfügt, der gehört zu den "High Net Worth Individuals", kurz: den "Hanwis" oder einfach den Reichen dieser Welt. Es gab davon im vorigen Jahr knapp 14 Millionen, davon gut 1,1 Millionen in Deutschland. In Japan gibt es doppelt so viele, in den Vereinigten Staaten viermal so viele Millionäre.
    "Nach wie vor wir finden wir über 50 Prozent der weltweiten Population an Vermögenden in den Top-Drei-Ländern. Das sind die USA, Japan und das ist Deutschland."
    Sagt Klaus-Georg Meyer, Vizepräsident der Beratungsgesellschaft Capgemini, die seit mehreren Jahren die Reichen dieser Welt zählt. Asien, vor allem China holt aber auf. Dort lebten voriges Jahr schon 758.000 Dollarmillionäre. Und ihr Vermögen wächst schnell:
    "Für 2015 wird aber das Vermögen der Millionäre in der Region Asien / Pazifik das der Region Nordamerika übertreffen."
    Im Schnitt pro Kopf etwa 3,7 Millionen Dollar
    Die fast 14 Millionen Millionäre weltweit verfügen zusammen über gut 52 Billionen Dollar. Macht pro Kopf etwa 3,7 Millionen Dollar. Doch das ist nur der Schnitt. 90 Prozent der Reichen gehören sozusagen zum Fußvolk, haben nur eine bis fünf Millionen. Neun Prozent verfügen über ein Vermögen von fünf bis unter 30 Millionen Dollar. Und darüber gibt es die dünne Schicht der Superreichen, "Ultra-Hanwis". Die haben mehr als 30 Millionen Dollar frei verfügbares Vermögen. Es summiert sich so, dass auch hier eine deutlich ungleiche Vermögensverteilung entstanden ist:
    "Die machen rund ein Prozent der High Net Worth Individuals-Bevölkerung aus, verfügen aber, was das Vermögen der Millionäre anbelangt, über fast 35 Prozent."
    Capgemini-Vize Meyer weiß, dass 60 Prozent des Vermögens der südamerikanischen Superreichen in Brasilien steckt:
    "Brasilien ist ein Land, das 60 Prozent der Ultra High Net Worth Individuals in Lateinamerika stellt. Also, die haben wirklich eine extreme Lücke, wenn man so will, zwischen den wirklich Ultrareichen und dem Großteil einer weniger reichen oder armen Bevölkerung."
    Reichen können nicht besonders gut mit Geld umgehen
    Dass die Reichen und Superreichen besonders gut mit ihrem Geld umgingen, kann man nicht behaupten. Sie horten viel Bargeld. Nur in Deutschland scheint die außergewöhnliche Wertentwicklung des DAX auch das Vermögen der "Hanwis" angezogen zu haben. Schaue man, so Meyer, auf das Anlageverhalten der Reichen in Deutschland,
    "...dann sehen wir hier eine im Vergleich zu Global und Europa höhere Aktienquote."
    Sie liegt immerhin bei gut 26 Prozent. In Europa insgesamt sind es nur gut 23 Prozent. Die Strategie institutioneller Anleger, rund 50 Prozent in Aktien zu halten, findet sich bei den Reichen aber nicht. Sie ziehen Bargeld vor. Rund ein Viertel des oft immensen Vermögens wird so gehalten. Denn Bargeld kann zur Steuervermeidung schnell bewegt werden. Auch als Geschenk ist es beliebt.