Russischer Angriffskrieg
Caritas International: Immer mehr Menschen in der Ukraine sind traumatisiert

Der Leiter von Caritas International, Oliver Müller, hat auf die wachsende Zahl traumatisierter Menschen in der Ukraine hingewiesen. Vor allem Soldaten und ihre Familien benötigten dringend Hilfe, sagte er im Deutschlandfunk. Der Staat könne diese aber nicht leisten.

    Ein Mann küsst seine Frau, nachdem er am 25. Mai aus der russischen Kriegsgefangenschaft entlassen wurde und die die Ukraine zurückkehren konnte
    Russland und die Ukraine hatten zuletzt erneut Gefangenene ausgetauscht. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Efrem Lukatsky)
    Psychologische Beratung und Unterstützung sei deshalb derzeit die ”Haupt-Herausforderung” für die humanitäre Hilfe, sagte Müller. So gebe es in vielen ukrainischen Familien eine große Sprachlosigkeit. Auch sei ein Anstieg von häuslicher Gewalt festzustellen. "Kinder, die sich auf die Rückkehr ihrer Väter gefreut haben, müssen feststellen, dass diese nicht mehr dieselben sind."
    Russland attackiere zudem bewusst die Zivilbevölkerung, um den Ukrainern zu zeigen: "Ihr seid nirgendwo sicher." Das mache eine Rückkehr für Soldaten ins normale Leben und eine Verarbeitung des Geschehenen extrem schwierig. "Der Krieg hat sich tief in die Gesellschaft eingegraben".

    Viele Menschen auf Hilfe angewiesen

    Nach Angaben von Müller sind inzwischen 40 Prozent der Menschen in der Ukraine auf Hilfslieferungen angewiesen, darunter viele alte Menschen, die nicht mehr die Kraft hätten, die Frontgebiete zu verlassen. Die materielle Not nehme im Land zu. Zugleich mache sich auch in der Ukraine bemerkbar, dass die USA ihre internationale humanitäre Hilfe stark gekürzt hätten.

    Caritas unterhält 67 Sozial-Zentren in der Ukraine

    Caritas international hat nach eigenen Angaben 2024 für Hilfsprojekte in der Ukraine rund 11,5 Millionen Euro aufgewandt. Die Organisation unterhält unter anderem 67 Sozial-Zentren mit Beratungs-, Therapie- und Hilfsangeboten.
    Diese Nachricht wurde am 26.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.