Friedensverhandlungen
Wie die Zukunft der Ukraine aussehen könnte

US-Präsident Trump konnte sein Wahlkampfversprechen bisher nicht einhalten: Der russische Angriffskrieg in der Ukraine geht unvermindert weiter. Welche Szenarien gibt es für die Zukunft des Landes?

    Am ukrainischen Unabhängigkeitstag wehen ukrainische Flaggen für gefallene Soldaten und zivile Opfer der russischen Invasion auf dem Unabhängigkeitsplatz.
    Die Zukunft der Ukraine ist eng mit der europäischen Sicherheitsarchitektur verknüpft. Ein Diktatfrieden, der Wladimir Putin in die Hände spielt, würde die russische Aggression belohnen. (picture alliance / zumapress.com / Andreas Stroh)
    US-Präsident Donald Trump hatte im Wahlkampf 2024 versprochen, den Krieg in der Ukraine innerhalb eines Tages zu beenden. Doch Putins Russland greift die Ukraine weiter an. Ein vermeintlicher "Friedensplan" Trumps aus dem April 2025 sah vor, dass die Ukraine die russische Kontrolle über die Krim und weite Teile der besetzten Gebiete anerkennt. Gemeinsam mit Russland erhöhte die US-Regierung damit den Druck auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Doch Russlands Präsident Wladimir Putin will nach Ansicht von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) gar nicht verhandeln, sondern weiter bombardieren und Geländegewinne machen.

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    Der langfristige Zustand der Ukraine hat weitreichende Auswirkungen über das Land hinaus und könnte die europäische Sicherheitsarchitektur nachhaltig verändern. Zur Zukunft der Ukraine kursieren zahlreiche Überlegungen. Welche Szenarien gibt es?

    Inhalt

    Szenario 1: Der eingefrorene Konflikt

    Ein mögliches Szenario für die unmittelbare und mittelbare Zukunft der Ukraine besteht im Einfrieren des Konflikts. Die von Russland besetzten ukrainischen Gebiete würden de facto von Russland kontrolliert, aber von der Ukraine und ihren Partnern nicht als russisch anerkannt werden.
    Um auszuschließen, dass Russland weitere Gebiete annektiert, würde die Ukraine Sicherheitsgarantien erhalten, zum Beispiel in Form von militärischer Unterstützung. Diese Sicherheitsgarantien hat die Ukraine bislang mit 50 Ländern vereinbart.
    Zudem gibt es Überlegungen, einen Friedensschluss von internationalen Truppen überwachen zu lassen. Wie das aussehen könnte, ist noch unklar. US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hat ausgeschlossen, dafür amerikanische Truppen abzustellen. Friedenstruppen in der Ukraine wären demnach keine gemeinsame Aufgabe für die NATO.
    Würde der Ausschluss einer NATO-Mitgliedschaft der Ukraine in einer Friedensvereinbarung schriftlich festgehalten werden, wäre für Wladimir Putin ein wesentliches Kriegsziel erfüllt.
    Das größte Risiko eines eingefrorenen Konfliktes besteht jedoch darin, dass Russland weiter aufrüsten kann, um zu einem späteren Zeitpunkt einen neuen Angriff zu starten.

    Szenario 2: Beistandsgarantien und EU-Perspektive

    In einem guten Szenario für die Ukraine geben die USA und die europäischen NATO-Staaten der Ukraine Beistandsgarantien, die ähnlich wären wie der Artikel 5 des NATO-Vertrags. Diese könnten dann greifen, wenn Moskau etwaige Friedensvereinbarungen missachtet – zum Beispiel indem russische Truppen eine neue, vertraglich vereinbarte Grenzlinie übertreten.
    Und selbst wenn es für die Ukraine keine solchen Garantien geben sollte, ließe sich ein ähnlich gutes Szenario vorstellen: Nach Abschluss von Friedensvereinbarungen, beziehungsweise schon während sie verhandelt werden, könnten die europäischen Partner der Ukraine das Land mit Waffenlieferungen und Investitionen in die ukrainische Rüstungsindustrie unterstützen.
    So könnte die Ukraine zu einem europäischen Frontstaat werden, der selbst für seine Sicherheit sorgt und mittelfristig Mitglied der EU werden könnte.

    Szenario 3: Gebietsabtretungen und keine Garantien für die Ukraine

    Ein drittes (und für die Ukraine schlechtes) Szenario würde dann eintreten, wenn Trump jedes Interesse an der Ukraine verliert, noch bevor Friedensvereinbarungen getroffen wurden.
    In einem solchen Fall könnte der US-Präsident alle Hilfe für das Land einstellen. So würde die Sicherheit der Ukraine von einem zum anderen Tag zu einem rein europäischen Problem und die Ukraine hätte kaum eine Chance, die ihr völkerrechtlich zustehenden Gebiete zurückzubekommen.
    Diesem Szenario kommt Trumps sogenannter Friedensplan am nächsten: Denn Friedensvereinbarungenmüssen nicht zwangsläufig belastbare Einspruchsmöglichkeiten für die Ukraine enthalten. Der Vorschlag der US-Regierung sieht die Anerkennung der russischen Besetzung weiter Teile der Ukraine vor. Dazu gehören Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja, was 20 Prozent des ukrainischen Territoriums ausmacht.
    Die USA erhöhen seit Bekanntgabe des Plans den Druck auf die Ukraine: Sollte die Ukraine dem Vorschlag nicht zustimmen, werde die US-Regierung sich aus dem Verhandlungsprozess zurückziehen, sagte der US-Vizepräsident JD Vance.

    mp, Sabine Adler

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