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Carrington-Ereignis vor 160 Jahren
Der schlimmste Sonnensturm

Der englische Astronom Richard Carrington führte Routinebeobachtungen der Sonne durch. Als er die dunklen Sonnenflecken zeichnen wollte, bemerkte er zwei grelle weiße Flecken in deren Nähe. Gut 17 Stunden danach registrierte ein Messgerät in London eine extreme Störung des Erdmagnetfelds.

Von Dirk Lorenzen | 01.09.2019
Die Sonne ist ein brodelndes Kraftwerk
Die Sonne schickt nicht nur Licht und Wärme ins All, sondern auch viele energiereiche geladene Teilchen (NASA)
Am Himmel loderten ungewöhnlich helle Polarlichter, die selbst noch in der Karibik und in Venezuela zu sehen waren. Telegrafenleitungen schlugen Funken oder verglühten komplett. Nach einem Tag war der Spuk vorbei.
Beim "Carrington-Ereignis", wie die Fachleute sagen, hat ein gewaltiger Sonnensturm die Erde getroffen – vermutlich der stärkste seit gut 500 Jahren. Eine Wolke geladener Teilchen war aus der Sonne herausgeschleudert worden und mit mehr als 2000 Kilometern pro Sekunde Richtung Erde gerast.
Damit nahm das Unheil seinen Lauf: Fleckengruppe auf der Sonne am 1. September 1859
Damit nahm das Unheil seinen Lauf: Fleckengruppe auf der Sonne am 1. September 1859 (Carrington)
Sollte es heute zu einem Carrington-Ereignis kommen, so hätte das fatale Folgen für unseren technischen Alltag: Auf ganzen Kontinenten könnten Stromnetze ausfallen – und in der Erdumlaufbahn würden bei wohl Hunderten Satelliten elektronische Bauteile zerstört. Plötzlich gäbe es weder Wolkenbilder, noch GPS-Signale, Satelliten-Kommunikation, Hubble-Beobachtungen oder Daten der militärischen Aufklärungssatelliten.
Die Vorhersage des Weltraumwetters wird immer wichtiger. Zwar behalten die Astronomen die Sonne im Auge – aber bei einem Carrington-Ereignis gäbe es im schlimmsten Fall nur Minuten Vorwarnzeit. Zum Glück gibt es solche Ausbrüche wohl nur ein- bis zweimal pro Jahrtausend.