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CD mit Papst-Musik
Zwei Worte und schon ein Star

Der Papst singt nicht, nicht einmal im Gottesdienst. Trotzdem erscheint jetzt eine CD mit Musik von Papst Franziskus. Der Geistliche und Komponist Giulio Neroni hat Ausschnitte aus Papstpredigten mit etwas Background-Musik arrangiert. Aber um diese gehe es gar nicht, betonen die Beteiligten.

Von Tillmann Kleinjung | 13.11.2015
    Papst Franziskus inmitten vieler Menschen
    Papst Franziskus wird gefeiert wie ein Popstar. Jetzt gibt es auch eine CD. (picture alliance/dpa/Tony Gentile/Pool)
    Als sich Jorge Mario Bergoglio am 13. März 2013 auf der Loggia des Petersdoms zeigte, ahnte er nicht, auf was er sich da eingelassen hatte. Papst, schön und gut. Aber Popstar? Komponist Giulio Neroni ist überzeugt: Dieser Mann hat das Zeug zu einem ganz Großen. "Die Idee ist mir gekommen, als sich Franziskus zum ersten Mal am Balkon zeigte und 'Guten Abend' sagte. Welcher Papst seit 2000 Jahren hat einfach nur 'Guten Abend' gesagt? Keiner."
    Zwei Worte und schon ein Star! Es braucht nicht viel, um sich einzuführen. Möglich wäre auch: Ich bin Papst, und das ist gut so. Auch Balkons spielen in der Geschichte des Showbusiness eine gewisse Rolle. Man denke nur an den Genscher-Balkon in der Prager Botschaft und den Michel-Jackson-Balkon im Berliner Adlon Hotel.
    Nur, was macht man mit einem Star, der absolut nicht singen will und dessen Lieblingshit eine Beethoven Symphonie ist, dirigiert von Wilhelm Furtwängler? Ganz einfach. Man mixt sich am Computer einen schön schnulzigen Streichersound, versetzt das Ganze mit viel Hall, geht dann ins Archiv von Radio Vatikan und holt sich die coolsten Papst Aufnahmen.
    Der Priester und Musiker Giulio Neroni ist der kreative Kopf hinter dieser Papst CD. Was ausgerechnet ihn dazu befähigt, die Texte des Papstes in Sacropop zu verwandeln, begründet er gut katholisch mit dem Traditionsprinzip: "Ich habe ja auch die anderen Päpste gemacht: Johannes Paul II., Benedikt und jetzt Franziskus."
    Elf Titel hat diese CD - das hat hohen symbolischen Wert. Das ist die Zahl der Jünger Jesu nach dem Abgang des Verräters Judas. Und nur Spötter würden jetzt sagen: Dumm, dass Judas offenbar der einzige war, der von Musik Ahnung hatte. Nein, Neroni hat sich auch Hilfe geholt. Zum Beispiel von Tony Pagliuca, einst Keyboarder der Rockband "Le Orme". Der sagt: Um Musik ging‘s uns gar nicht. "Das war eine sehr heikle Aufgabe. Denn seine Botschaft ist das Wichtigste. Die Musik kommentiert das nur. Und jede Rede ist natürlich anders."
    Beim Weltjugendtag in Rio hat Franziskus eine ziemlich aufrüttelnde Rede vor argentinischen Jugendlichen gehalten: Sorgt für Wirbel in der Kirche! Dagegen wirkt Pagliucas Musik-Kommentar eher wie ein Tranquilizer: Der meint das gar nicht so! "Diese Rede und die, bei der er 'Wake up' sagt, sind deutlich energischer. Das hat uns natürlich beeinflusst. Manche Reden sind entschiedener, andere zarter."
    Der Titelsong der Platte "Wake up" ist unbestritten das Highlight des pontifikalen Sprech-Lied-Guts. Aufgenommen beim asiatischen Jugendtag in Korea. Die Tournee in den Fernen Osten war eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen der Papst Englisch sprach. Und allen, die Franzikus dort erlebt haben, war klar: Aus dem wird mal ein ganz Großer. Aber nur, wenn er auf jede Art von Begleitmusik verzichtet.
    Papst Franziskus (Pope Francis): "Wake Up", San Paolo, 2015