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CDU-Bundesvize Strobl
Der neue starke Mann für Stuttgart

Der baden-württembergische CDU-Chef und -Bundesvize Thomas Strobl hat das tagelange Rätselraten über seine politische Zukunft beendet: Der 56-Jährige will nach Stuttgart gehen und dort in der geplanten grün-schwarzen Koalition Minister und Vize-Regierungschef werden.

Von Thomas Wagner | 09.04.2016
    Der Landesvorsitzende der CDU in Baden-Württemberg, Thomas Strobl, am 30.03.2016 in Stuttgart.
    Der Landesvorsitzende der CDU in Baden-Württemberg, Thomas Strobl. (picture alliance / dpa / Christoph Schmidt)
    Nun sind die Fronten klar: Thomas Strobl, Landesvorsitzender und Gudio Wolf, Fraktionsvorsitzender der CDU:
    "Ja, ich bin bereit, nach Stuttgart zu gehen!"
    "Sie erleben einen erleichterten Guido Wolf!"
    Strobl will Vize-Ministerpräsident werden
    Dabei ist gerade Guido Wolf, der glücklose Spitzenkandidat bei der zurückliegenden Landtagswahl in Baden-Württemberg, der Verlierer bei dem internen Machtkampf, der innerhalb der Südwest-CDU in den vergangenen Tagen und Wochen immer stärker zutage getreten war. Nun also die Ankündigung des noch amtierenden Fraktionsvizes im Deutschen Bundestag, Thomas Strobl, ganz nach Baden-Württemberg zurückzukehren. Dort will er, als Juniorpartner mit den Grünen, nicht nur einen Ministerposten besetzen, sondern auch stellvertretender Ministerpräsident werden, neben dem Grünen-Regierungschef Winfried Kretschmann. Guido Wolf, so Strobl konziliant, solle zwar auch zukünftig eine wichtige Funktion in Baden-Württemberg wahrnehmen. Welche genau, das ließen beide offen. Doch an einem ließ Strobl keinen Zweifel: Der Boss, sagt er, bin ich.
    "Wir haben auch besprochen, dass es einen klaren Führungsanspruch für den Parteivorsitzenden gibt in den nächsten fünf Jahren."
    Die parteiinternen Karten neu gemischt
    Und der Parteivorsitzende in Baden-Württemberg sei nun einmal er. Damit geht die aktuelle Runde in den seit langem andauernden Machtkampf zwischen Strobl und Wolf ganz klar an Thomas Strobl, dem Schwiegersohn von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. In der ersten Runde, nämlich bei der Mitgliederabstimmung innerhalb des baden-württembergischen CDU-Landesverbandes über den Spitzenkandidaten, war Strobl Guido Wolf noch deutlich unterlegen. Dann die Landtagswahl: Die CDU verliert. Die parteiinternen Karten werden neu gemischt. Dass Strobl der neue starke Mann in der Südwest-CDU wird, ließ sich atmosphärisch schon die zurückliegenden Tage über erkennen: Strobl direkt neben Grünen-Ministerpräsident Winfried Kretschmann oder der Grünen Landesvorsitzenden Thekla Walker, rechts daneben, mit einer Art Höflichkeitslücke, stets der eher zerknirscht wirkende Guido Wolf – das war das durchgängige Bild bei allen Presseauftritten im Zuge der grün-schwarzen Gespräche. Zu guter Letzt trat Strobl sogar noch im grünen Trachten-Janka neben Kretschmann vor die Medien. Doch nicht nur darin dokumentiert sich die Annäherung an die Grünen, sondern auch in der Bereitschaft, mit dem ungeliebten Gegner von einst und dem zukünftigen Partner Kompromisse einzugehen.
    Kretschmann bereitet Grüne auf Abstriche vor
    "Es geht uns nicht darum, dass die Grünen viele Kröten schlucken. Sondern wir wollen von dem, was wir für wichtig und gut für das Land Baden-Württemberg halten, möglichst viel zur Umsetzung bringen. Und wir respektieren , dass das auf der grünen Seite in ähnlicher Art und Weise geschieht."
    Kompromisse heißt: Nicht alles ist durchsetzbar, was die Parteidoktrin vorgibt. Und das gilt nicht nur für die CDU, sondern auch für die Grünen im Zuge der anstehenden Koalitionsverhandlungen mit der CDU. Ministerpräsident Winfried Kretschmann bereitet seine Partei schon mal schonend auf Abstriche im zukünftigen Regierungshandeln vor:
    "Wir sind schon zuversichtlich, dass wir das hinbekommen. Das wird nicht einfach sein und auch nicht ohne Schmerzen im einen oder anderen Bereich vor sich gehen."