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CDU-Parteivorsitz
Wettstreit der Medienstrategen

Die eine setzt auf Ruhe, der andere sucht die ganz große Arena und der dritte will überhaupt erst einmal bekannt werden: Die Kandidaten für den CDU-Parteivorsitz hätten ganz unterschiedliche Kommunikationsstrategien verfolgt, sagt Hauptstadtkorrespondent Stephan Detjen im Dlf.

Stephan Detjen im Gespräch mit Henning Hübert | 06.12.2018
    Der ehemalige Unionsfraktionschef Friedrich Merz, Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer und Gesundheitsminister Jens Spahn sind während einer Regionalkonferenz der CDU auf einem Monitor einer Fernsehkamera zu sehen.
    Im Wahlkampf für den CDU-Parteivorsitz nutzen Friedrich Merz (von links), Annegret Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn auch die Medien. (picture alliance/Federico Gambarini/dpa)
    Drei ganz verschiedene Menschen konkurrieren um den CDU-Parteivorsitz - und die Presse berichtet mit großer Ausführlichkeit darüber. Anhand der Geschichten, die erzählt würden, könne man auch sehr gut sehen wie Journalismus funktioniert und wie er Wirklichkeiten konstruiert, sagte Hauptstadtkorrespondent Stephan Detjen im Dlf.
    In diesem Fall drehte es sich in der Berichterstattung um einen Machtkampf, um das Ende der Ära Merkel und die Geschichte eines Rückkehrers auf die Bühne der Politik: "Das ist im Journalismus natürlich eine beliebte, dankbare, zum Teil auch einfache Art und Weise, Politik zu erklären, zu vermitteln, indem man eben die Geschichten erzählt, die wir da auf der Bühne der Politik erleben." Gleichzeitig hätten Friedrich Merz, Annegret Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn drei ganz unterschiedliche Medienstrategien verfolgt.
    Ruhe vs. große Arena
    Mit seinem Auftritt bei der Bundespressekonferenz habe Friedrich Merz sich entschieden, die größte Bühne für die Kommunikation zwischen Politik und Journalismus zu nutzen: "Das ist eine zentrale Arena des politischen Diskurses in Deutschland." Organisator der Bundespressekonferenz ist ein privater, regierungsunabhängiger Verein der Parlamentsjournalisten. Der habe entschieden, dass sich Merz auch den Fragen der Journalisten stellen müsse, wenn er diese Arena nutzen wolle.
    Seine Gegenkandidatin habe auf den Auftritt von Merz eher zurückhaltend reagiert, sagt Detjen: "Annegret Kramp-Karrenbauer hat auf sehr ruhige, sehr konstante Kommunikation gesetzt." An bestimmten Stellen habe sie gezeigt, dass sie auch offensiv kommunizieren könne – auch mit gezielten Spitzen gegen Merz: "Wenn es ihr gelingen sollte, die Mehrheit der CDU-Delegierten zu überzeugen, dann weil die eben darauf setzen, dass in der Ruhe die Kraft liegt", betonte Detjen. Das sei auch das Prinzip der Partei in den vergangenen 18 Jahren unter Angela Merkel gewesen.
    Spahn nutzt Bühne für Bekanntheit
    Jens Spahn hingegen habe das Verfahren auch genutzt, um sich bekannt zu machen. "Das habe ich auf diesen Regionalkonferenzen immer wieder erlebt, dass da Leute kamen, die sagten, den kannten wir eigentlich noch gar nicht oder den fanden wir unsympathisch, den haben wir als so einen jugendlichen Drängler erlebt, aber auf der Bühne hat er uns dann gut gefallen", berichtete Detjen.
    Statt am Rednerpult zu stehen, sei er mit Handmikrofon am Bühnenrand auf und ab gegangen. Obwohl er damit viele Sympathien gewonnen habe, hielten ihn viele für noch zu jung.
    Fokus auf die Chancenreichsten
    Die Kandidaten, die sich zusätzlich zu dem Spitzen-Trio zur Wahl gestellt haben, seien in der Medienberichterstattung hingegen nur am Rande vorgekommen, sagte Detjen. Anfangs sei von einem Dutzend Interessierten die Rede gewesen: "Aber ich glaube, da war niemand dabei, der ernst zu nehmen ist." Die Journalisten hätten die Aufmerksamkeit auf die Kandidaten gelenkt, unter denen sich nach ihren Beobachtungen und nach den verfahrensrechtlichen Möglichkeiten der Partei das Rennen abspiele – und das sei auch richtig so.