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Centre for British Studies in Berlin
Schwierigkeiten für EU-Ausländer

Das Centre for British Studies in Berlin ist einzigartig in Deutschland. Hier wird zu allen Aspekten der Britischen Kultur geforscht, von Recht über Wirtschaft bis zur Kultur. Ein Brexit würde alles viel schwieriger machen - angefangen bei der gemeinsamen Bewerbung um europäische Fördermittel bis zum Erasmusprogramm.

Von Stefan Maas | 23.06.2016
    Ein verliebtes Paar genießt in Mainz am Rheinufer das sonnige Wetter und küssen sich auf der Uferpromenade.
    Ein Viertel der Erasmus-Studierenden hat sich im Ausland verliebt. (Picture Alliance / dpa / Fredrik von Erichsen)
    "Ich habe meinen Bachelor in Wales gemacht, aber ich wollte unbedingt noch einen Master machen. Aber 9000 Pfund an Studiengebühren – das war mehr, als ich bereit war dafür zu zahlen. Da habe ich mich nach Kursen umgesehen, und hier in Deutschland fühlt es sich im Vergleich so an, als koste es nichts, zur Uni zu gehen."
    Charlotte Deacy ist seit einem Jahr in Berlin. Sie studiert am Großbritannienzentrum an der Humboldt-Universität.
    "Ich werde wohl am Ende in Richtung Geschichte und Politik gehen, aber ich liebe es, dass dieses Studium so offen ist."
    Genau diese thematische Offenheit ist auch die Stärke des Studiums am Centre for British Studies, sagt Gerhad Dannemann, der die in Deutschland einzigartige Einrichtung leitet. So wie an dem 1995 gegründeten Zentrum zu allen Aspekten der Britischen Kultur geforscht wird, so ist auch der das Master-Studium in British Studies inhaltlich sehr breit gefächert:
    "Wir kombinieren verschiedene Disziplinen. Also wir haben natürlich ein Element von Kultur und Literatur, wir haben aber auch Recht. Ich unterrichte Verfassungsrecht zusammen mit meinem Kollegen aus dem politologischen Bereich. Wir machen also Politik und Verfassung. Das Rechtssystem als solches. Und im Optionenprogramm unterrichte ich auch Vertragsrecht und Handels- und Wirtschaftsrecht. Wir haben Politik und Wirtschaft. Grundzüge der britischen Wirtschaft. Wir machen auch etwas zu Finanzmärkten."
    Hinzu kommen Soziologie, Geschichte und Kulturmanagement. Herzstück des Masterkurses ist aber das Praktikum, das die jährlich 30 Studierenden in Großbritannien machen müssen.
    Hoffen auf "Bleiben"
    "Wir hatten in der Vergangenheit oft schon sehr große Schwierigkeiten, für Nicht-EU-Staatsangehörige Visa zu bekommen. Das haben wir lösen können, indem die jetzt alle mit Erasmus-Stipendien nach Großbritannien fahren. Und das geht dann auch, aber wenn Großbritannien austritt aus der EU, ist es auch nicht mehr im Erasmus-Raum."
    Dann müsste neu verhandelt werden, denn auch mit der Schweiz und Norwegen gibt es schon solche Abkommen.
    "Aber die harten Brexiteers wollen ja aus allem raus. Und das wäre dann damit weg."
    Das Aus würde das für das Centre und den interdisziplinären Studiengang nicht bedeuten, denn die Kontakte zu britischen Universitäten, die in gut 20 Jahren aufgebaut wurden, blieben ja bestehen, aber es würde alles viel, viel schwieriger machen, fürchtet Dannemann:
    "Das würde wirklich bedeuten, dass britische Kollegen nicht mehr automatisch hierher kommen könnten und umgekehrt, und das die Bewerbung um gemeinsame Forschungsmittel im europäischen Rahmen sehr stark erschwert, vielleicht unmöglich gemacht wird."
    Keine erfreuliche Vorstellung, findet auch Charlotte Deacy. Sie hofft, dass Ihre Landsleute heute für "Bleiben" stimmen. Auf die Frage, ob sie nach Deutschland gekommen wäre, wenn Großbritannien nicht Teil der EU gewesen wäre, überlegt sie einen Moment:
    "Für meine Freunde hier im Kurs aus den USA oder Kanada ist es zum Beispiel sehr teuer. Nicht das Leben, aber ihre Visa. Und sie müssen alle sechs Monate neue haben. Dann müssen sie wieder aufs Amt. Bei solchen Kosten, zusätzlich zu den anderen, hätte ich zweimal darüber nachgedacht, nach Deutschland zu kommen."