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Fußball-WM 2026
Chaos im US-Verband

Die USA sind neben Kanada und Mexiko die Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft 2026. Und dann soll, so der Plan, Soccer endlich den Durchbruch in Amerika schaffen. Die Voraussetzungen dazu sind derzeit allerdings nicht gut: Denn der US-Verband steht ohne drei wichtige Entscheidungsträger da.

Von Heiko Oldörp | 31.01.2023
Bekanntgabe des Austragungsortes der WM 2026: USA, Kanada und Mexiko
Bekanntgabe des Austragungsortes der WM 2026: USA, Kanada und Mexiko (Alexander Vilf / Sputnik / dpa)
Alexi Lalas ist eines der bekanntesten Gesichter des Soccer in Amerika. Einst als robuster Verteidiger mit roten Locken und gleichfarbigem Ziegenbart in den Neunzigern und seit vielen Jahr als Fernseh-Experte. Und als eben solcher ist Lalas recht kritisch. Das bekam in seiner Zeit als US-Nationaltrainer auch Jürgen Klinsmann häufig zu spüren.   
Derzeit gibt es für Lalas jede Menge zu beanstanden. Denn die Nationalmannschaft steht ohne Trainer, ohne Manager und ohne Sportdirektor da: “There is no head coach, there is no GM and now there is no sporting director.”  

Heim-WM könnte entscheidend für US Soccer sein

Sportdirektor Stewart und Manager McBride gaben vor wenigen Tagen ihren Abschied bekannt. Der Vertrag mit Nationaltrainer Gregg Berhalter endete am 31. Dezember. Drei wichtige Posten, drei offene Stellen - und das nicht einmal mehr dreieinhalb Jahre vor der Heim-WM. Lalas schlägt Alarm.  
“Unter normalen Umständen wäre dies ein wichtiger Zeitpunkt. Aber mit Blick auf 2026 ist es so viel bedeutender. Denn das ist eine riesengroße Chance  - und da können wir es uns nicht leisten, etwas falsch zu machen. Ich denke, jetzt ist ein entscheidender Moment, nicht nur in der Geschichte der Männer-Nationalmannschaft, sondern in der Geschichte des US-Fußballs.” 
Doch statt vollem Fokus und konzentrierter Arbeit herrscht Chaos. Das wird an der Personalie Berhalter deutlich. US Soccer hat nicht mit ihm verlängert, sondern erstmal eine unabhängige Untersuchung gegen ihn eingeleitet. Mitte Dezember hatte die Mutter von Nationalspieler und Dortmund-Profi Gio Reyna den Verband kontaktiert und behauptet, dass Berhalter 1991 seine damalige Freundin nach einem Streit getreten haben soll. Sie wollte sich so am Trainer rächen, der ihrer Meinung nach ihrem Sohn bei der WM nicht genug Spielzeit gab. Es war sogar von Erpressung die Rede.

Sportliches nicht mehr im Fokus

Das Interessante: Berhalters damalige Freundin ist seit 25 Jahren seine Ehefrau, beide haben vier gemeinsame Kinder - und betonen, der Vorfall sei längst vergessen. Und deshalb meint der Ex-Nationalspieler und jetzige TV-Experte Taylor Twellman: “Das sagt alles über den Zustand von US Soccer. Worüber reden wir eigentlich? Warum sprechen wir über sowas, aber nicht über das Sportliche?”  
Bis zum Sommer will der Verband einen Nationaltrainer gefunden haben. Berhalter gilt weiterhin als Kandidat. Aber sie träumen in Amerika auch oft vom großen internationalen Namen. Zinedine Zidane hat bereits abgesagt. Derzeit werden der Argentinier Marcello Bielsa und Jose Mourinho gehandelt. Doch bislang ist es dann trotzdem oft nur die kleine Lösung geworden - zum Beispiel Gregg Berhalter.