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Chemiedachverband erwartet höhere Nachfrage aus dem Ausland

Die Chemieindustrie gilt als Frühbarometer für die Wirtschaftsentwicklung. Denn diese Produkte sind in fast allen anderen Branchen gefragt. In ihren Auftragsbüchern ist also früh nachzulesen, wie sich die Konjunktur entwickelt. Der Dachverband VCI stellte seine Prognose vor.

Von Brigitte Scholtes |
    Das Jahr 2012 ist für die chemische Industrie versöhnlich zu Ende gegangen. Das Schlussquartal entwickelte sich überraschend stark. Und so kam es auch, dass die Branche im Gesamtjahr sogar einen Rekordumsatz von knapp 187 Milliarden Euro erzielen konnte, das waren 1,3 Prozent mehr als 2011.

    Mit diesem Rückenwind hofft die Branche nun auch für das laufende Jahr auf wieder bessere Geschäfte und darauf, dass sie mit einer leicht anziehenden Produktion und wieder höheren Preisen die Umsatzmarke von 190 Milliarden Euro knacken kann. Dabei setze sie auf die Ausfuhren, sagt Utz Tilmann, Hauptgeschäftsführer des Verband der Chemischen Industrie e. V. (VCI):

    "Gerade Übersee werden die Exporte noch stark anziehen. Und das ist natürlich für große Firmen ein Vorteil gegenüber stark mittelständisch geprägten. Wir sehen auch im Inland eine Entwicklung, die nach oben zeigt, aber bei weitem nicht mit der Dynamik wie die Auslandsentwicklung."

    Die Dynamik dürfte im ersten Halbjahr noch verhalten bleiben, glaubt der Verband, mehr Schwung erhofft er sich von der zweiten Jahreshälfte. 437.000 Menschen arbeiten in der Chemieindustrie, doch viel mehr werden es trotz guter Aussichten wohl erst einmal nicht werden, sagt Tilman:

    "Wir haben in den letzten zwei Jahren über 20.000 Arbeitsplätze dazubekommen, sodass ich sagen würde, mit der Menge an Arbeitskräften wird man jetzt wohl in 2013 auch zurechtkommen. Man hat ja im Vorgriff auf den demografischen Wandel schon Mitarbeiter eingestellt, sodass es nicht direkt eine Notwendigkeit gibt, jetzt gleich neue Arbeitsplätze aufzubauen."

    Schlechter hatte sich von den Sparten im vergangenen Jahr eigentlich nur die Spezialchemie entwickelt. Auf die aber setzt die Branche in der Zukunft. Ihr Anteil an der Chemie insgesamt werde bis ins Jahr 2030 von jetzt gut 43 auf dann knapp 47 Prozent steigen.

    Mit Spezialchemie und Pharma verdient auch die Darmstädter Merck ihr Geld. Das Geschäft lief im vergangenen Jahr besser als erwartet. Merck-Chef Karl-Ludwig Kley ist jedenfalls zufrieden:

    "Wir haben gute Zahlen abgeliefert. Wir haben den Umsatz gesteigert, wir haben den Gewinn vor Sondereffekten gesteigert. Wir haben parallel dazu unser Effizienzsteigerungsprogramm zügig vorangetrieben. Wir haben die Einsparungen schneller realisiert als geplant - 115 Millionen Euro versus 55 Millionen Euro. Das heißt es ist uns gelungen, das umfangreichste Veränderungsprogramm bei Merck, in der Merck-Geschichte bei gleichzeitiger Geschäftsausweitung und Ergebnissteigerung voranzubringen."

    Gut elf Milliarden Euro erlöste Merck im vergangenen Jahr, acht Prozent mehr als 2011. Wegen Restrukturierungskosten vor allem im Pharmabereich von insgesamt einer halben Milliarde Euro blieb der Gewinn nach Steuern mit 567 Millionen Euro jedoch um 40 Millionen unter dem Vorjahr. Für das laufende Jahr will Merck sein Umbauprogramm weiter vorantreiben und organisch wachsen.