Stefan Koldehoff: Ist die chinesische Neugründung in Berlin so etwas wie Goethe-Institut umgekehrt?
Mechthild Leutner: Vielleicht nicht ganz das Umgekehrte, da es natürlich viel kleiner ist und da es auch nicht selbstständig ist, sondern in Kooperation mit der Freien Universität und der Peking-Universität gemeinsam organisiert wird und geleitet. Also, es ist ein wenig kleiner, aber von den Aufgaben her ist es durchaus mit dem Goethe-Institut zu vergleichen.
Koldehoff: Was ist denn durch so eine Kooperation möglich, was die Sinologie an der FU Berlin nicht auch hätte alleine leisten können?
Leutner: Ja, einmal natürlich kapazitär. Sie wissen, wir sind voll ausgelastet mit unseren neuen BA-Studiengängen. Wir haben einen großen Studentenzulauf. Das heißt, wir können eben für Studierende anderer Fächer, oder aber auch für ein breites außeruniversitäres Publikum, gar nicht den Bedarf befriedigen. Weder den, was Sprachunterricht zu leisten ist, noch eben auch inhaltliche Kurse zur Kultur Chinas, zur gesellschaftlichen Entwicklung Chinas.
Koldehoff: Wer zahlt das Ganze?
Leutner: Es ist sozusagen ein Dreierprojekt: Die Freie Universität investiert natürlich, stellt die Räumlichkeiten. Wir von der Fachrichtung Sinologie, wir sind natürlich auch mit Eifer dabei. Dann ist es die Peking-Universität, die eine Lektorin zur Verfügung stellt, die auch Dozenten, Professoren für bestimmte Workshops bereit ist, uns zu schicken. Und die nationale staatliche Leitungsgruppe für Chinesisch als Fremdsprache ist ebenfalls engagiert.
Koldehoff: Nun würde man ja an einer Universität in Deutschland, an der ja bekanntermaßen auch seit längerem schon die Mitteln nicht mehr so fließen, wie sie das vielleicht früher einmal getan haben, so ein Angebot nicht machen, wenn man nicht einen steigenden Bedarf dafür spüren würde. Ist das so, ist der Bedarf steigend?
Leutner: Ja, der Bedarf ist steigend. Weil natürlich die wirtschaftlichen Beziehungen, die politischen Beziehungen, mit China rasant angestiegen sind. Wir haben inzwischen auch die Bewegung umgekehrt, das heißt wir haben auch sehr, sehr viele Chinesen hier in Deutschland als Touristen, aber auch als Investoren, oder als Kaufleute. Das heißt, wir haben ein zunehmendes Potential von Leuten, die beruflich mit China zu tun haben und die natürlich die entsprechenden Qualifikationen brauchen. Vielleicht nur einmal ein Beispiel: Es gibt schon seit einiger Zeit hier in Berlin eine Schule, eine Wochenendschule für schulpflichtige Kinder, und da sind über 500 chinesische und auch einige wenige deutsche Kinder, die am Wochenende dann Chinesisch lernen.
Koldehoff: Sie haben schon angesprochen, die Initiative ging unter anderem aus von der chinesischen staatlichen Leitungsgruppe für Chinesisch als Fremdsprache. Das heißt, Sie arbeiten mit staatlichen Stellen in China auch zusammen. Wie unabhängig können Sie da sein? Können Sie kritische Themen in Ihren Seminaren, in Ihren Kursen, in Ihren Veranstaltungen, behandeln? Können Sie beispielsweise am Lack des Großen Vorsitzenden kratzen? Dürfen Sie zum Beispiel auch mit Regimegegnern sprechen?
Leutner: Es sind keinerlei Auflagen in irgendeiner Form gemacht. Aber ich meine, wir werden ein Programm machen, wie wir das eben an der Universität bisher auch gemacht haben. Und da müssten wir mal sehen, welche Angebote eben auf Zustimmung stoßen und welche nicht. Es gibt natürlich sehr viel kritische Intelligenz. Aber diese kritische Intelligenz würden wir keinesfalls als Dissidenten bezeichnen. Die sind zum Teil Mitglieder in der Kommunistischen Partei, die sind sehr aktiv, die sind auch dort im Wissenschaftsbereich. Also das kann man sich hier nicht so richtig vorstellen. Es gibt nicht die Leute, die auf Linie sind und es gibt die anderen, die dagegen sind. Also, es gibt eine sehr kritische Masse in China, die wollen aber innerhalb ihres Systems verändern. Und dass das vielleicht systemsprengend sein könnte, das ist eine andere Frage. Die Peking-Universität, die zählt mit ihren Kapazitäten zu einer der aktivsten Universitäten. Das ist zum Beispiel die Universität, die '89 ganz klar Position für die Studenten bezogen hat. Und die sich auch damals mit dem Ministerium angelegt hat. Ich schätze das ein bisschen so, innerhalb der Kommunistischen Partei gibt es fast so ein breites Spektrum, wie bei uns, sagen wir einmal, von den Grünen bis zur CDU.
Koldehoff: Mechthild Leutner war das, Leiterin des neuen deutsch-chinesischen Konfuzius-Institutes in Berlin.
Mechthild Leutner: Vielleicht nicht ganz das Umgekehrte, da es natürlich viel kleiner ist und da es auch nicht selbstständig ist, sondern in Kooperation mit der Freien Universität und der Peking-Universität gemeinsam organisiert wird und geleitet. Also, es ist ein wenig kleiner, aber von den Aufgaben her ist es durchaus mit dem Goethe-Institut zu vergleichen.
Koldehoff: Was ist denn durch so eine Kooperation möglich, was die Sinologie an der FU Berlin nicht auch hätte alleine leisten können?
Leutner: Ja, einmal natürlich kapazitär. Sie wissen, wir sind voll ausgelastet mit unseren neuen BA-Studiengängen. Wir haben einen großen Studentenzulauf. Das heißt, wir können eben für Studierende anderer Fächer, oder aber auch für ein breites außeruniversitäres Publikum, gar nicht den Bedarf befriedigen. Weder den, was Sprachunterricht zu leisten ist, noch eben auch inhaltliche Kurse zur Kultur Chinas, zur gesellschaftlichen Entwicklung Chinas.
Koldehoff: Wer zahlt das Ganze?
Leutner: Es ist sozusagen ein Dreierprojekt: Die Freie Universität investiert natürlich, stellt die Räumlichkeiten. Wir von der Fachrichtung Sinologie, wir sind natürlich auch mit Eifer dabei. Dann ist es die Peking-Universität, die eine Lektorin zur Verfügung stellt, die auch Dozenten, Professoren für bestimmte Workshops bereit ist, uns zu schicken. Und die nationale staatliche Leitungsgruppe für Chinesisch als Fremdsprache ist ebenfalls engagiert.
Koldehoff: Nun würde man ja an einer Universität in Deutschland, an der ja bekanntermaßen auch seit längerem schon die Mitteln nicht mehr so fließen, wie sie das vielleicht früher einmal getan haben, so ein Angebot nicht machen, wenn man nicht einen steigenden Bedarf dafür spüren würde. Ist das so, ist der Bedarf steigend?
Leutner: Ja, der Bedarf ist steigend. Weil natürlich die wirtschaftlichen Beziehungen, die politischen Beziehungen, mit China rasant angestiegen sind. Wir haben inzwischen auch die Bewegung umgekehrt, das heißt wir haben auch sehr, sehr viele Chinesen hier in Deutschland als Touristen, aber auch als Investoren, oder als Kaufleute. Das heißt, wir haben ein zunehmendes Potential von Leuten, die beruflich mit China zu tun haben und die natürlich die entsprechenden Qualifikationen brauchen. Vielleicht nur einmal ein Beispiel: Es gibt schon seit einiger Zeit hier in Berlin eine Schule, eine Wochenendschule für schulpflichtige Kinder, und da sind über 500 chinesische und auch einige wenige deutsche Kinder, die am Wochenende dann Chinesisch lernen.
Koldehoff: Sie haben schon angesprochen, die Initiative ging unter anderem aus von der chinesischen staatlichen Leitungsgruppe für Chinesisch als Fremdsprache. Das heißt, Sie arbeiten mit staatlichen Stellen in China auch zusammen. Wie unabhängig können Sie da sein? Können Sie kritische Themen in Ihren Seminaren, in Ihren Kursen, in Ihren Veranstaltungen, behandeln? Können Sie beispielsweise am Lack des Großen Vorsitzenden kratzen? Dürfen Sie zum Beispiel auch mit Regimegegnern sprechen?
Leutner: Es sind keinerlei Auflagen in irgendeiner Form gemacht. Aber ich meine, wir werden ein Programm machen, wie wir das eben an der Universität bisher auch gemacht haben. Und da müssten wir mal sehen, welche Angebote eben auf Zustimmung stoßen und welche nicht. Es gibt natürlich sehr viel kritische Intelligenz. Aber diese kritische Intelligenz würden wir keinesfalls als Dissidenten bezeichnen. Die sind zum Teil Mitglieder in der Kommunistischen Partei, die sind sehr aktiv, die sind auch dort im Wissenschaftsbereich. Also das kann man sich hier nicht so richtig vorstellen. Es gibt nicht die Leute, die auf Linie sind und es gibt die anderen, die dagegen sind. Also, es gibt eine sehr kritische Masse in China, die wollen aber innerhalb ihres Systems verändern. Und dass das vielleicht systemsprengend sein könnte, das ist eine andere Frage. Die Peking-Universität, die zählt mit ihren Kapazitäten zu einer der aktivsten Universitäten. Das ist zum Beispiel die Universität, die '89 ganz klar Position für die Studenten bezogen hat. Und die sich auch damals mit dem Ministerium angelegt hat. Ich schätze das ein bisschen so, innerhalb der Kommunistischen Partei gibt es fast so ein breites Spektrum, wie bei uns, sagen wir einmal, von den Grünen bis zur CDU.
Koldehoff: Mechthild Leutner war das, Leiterin des neuen deutsch-chinesischen Konfuzius-Institutes in Berlin.