Dienstag, 19. März 2024

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Christa Morgenrath/Eva Wernecke (Hrsg.): "Imagine Africa 2060"
"Die Afrikaner wollen es endlich selber anpacken"

Afrika ist in unserer Wahrnehmung oft der Kontinent der Krisen. Zehn afrikanische Autorinnen und Autoren haben für eine Anthologie über "Afrika 2060" nachgedacht. Die Herausgeberin Christa Morgenrath sagte im Dlf: "Die Texte sind Appelle, sich auf die eigenen kulturellen Wurzeln zu besinnen."

Christa Morgenrath im Gespräch mit Dina Netz | 19.04.2019
Buchcover: Christa Morgenrath/Eva Wernecke (Hrsg.): „Imagine Africa 2060. Geschichten zur Zukunft eines Kontinents“
Christa Morgenrath (links) und Eva Wernecke haben zehn Geschichten afrikanischer Autorinnen und Autoren in ihrer Anthologie versammelt (Buchcover: Peter Hammer Verlag, Foto: Herby Sachs)
Dass afrikanische Literatur bei uns ein Nischendasein führt, habe auch mit der Kolonialgeschichte zu tun, sagte die Projektleiterin von "stimmenafrikas" in Köln, Christa Morgenrath, im Dlf. In Deutschland müssten afrikanische Texte immer erst aus dem Englischen, Französischen oder Portugiesischen übersetzt werden, und das sei eine Hürde für die Rezeption. Auch durch die mangelnde Präsenz der Literatur sei unser Bild von Afrika häufig stereotyp: ein Kontinent in der Krise, geprägt von Krankheiten und Mangelwirtschaft, auf dem Kunst und Kultur keine Rolle spielten. Eine positive Entwicklung sei deshalb, so Morgenrath, dass seit einigen Jahren mehr und mehr Bücher afrikanischer Autorinnen und Autoren auch in großen deutschen Verlagen veröffentlicht würden.
Appelle an Veränderung
Für den Band "Imagine Africa 2060" haben sich nun zehn Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus zehn afrikanischen Ländern über ihren Kontinent im Jahr 2060 Gedanken gemacht. Alle Texte enthalten Appelle an Veränderung, so die Herausgeberin Christa Morgenrath. Außerdem treten in vielen Geschichten starke Frauenfiguren auf. Und viele Autoren rufen dazu auf, sich auf die eigenen kulturellen Wurzeln und Stärken zu besinnen und "dem Westen nicht immer hinterher zu hecheln". "Wir müssen es endlich selber anpacken", sei eine der wichtigsten Botschaften der afrikanischen Autorinnen und Autoren.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.