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Christchurch nach dem Anschlag
Mit Zuversicht dem Terror trotzen

Die Menschen im neuseeländischen Christchurch sind nach dem Terroranschlag auf zwei Moscheen noch enger zusammengerückt. Das Attentat scheint sie eher geeint als gespalten zu haben. Das ist um so bemerkenswerter, weil die Stadt noch immer an dem Trauma des Erdbebens von 2011 laboriert.

Von Lena Bodewein | 04.04.2019
Bewaffnete Polizisten patroullieren zwischen den Teilnehmern einer Gedenkfeier in einem Park.
"Am Ende sind wir stärker und vereinter": Gedenkfeier am 23. März 2019 im Hagley Park, Christchurch (AP)
Bei dem Erdbeben 2011 im neuseeländischen Christchurch starben 185 Menschen. Nach wie vor ist die Stadt voller Baulücken. In der Kathedrale klafft ein riesiges Loch. Das Herz der Stadt wurde schwer verletzt, aber es schlägt umso stärker, sagen viele Bewohner. Das Gemeinschaftsgefühl ist gewachsen, und so kann die Stadt Lücken in Möglichkeiten verwandeln, Wunden in Heilung und Hass in Liebe. Auch jetzt wieder, nach dem schlimmsten Terroranschlag, den Neuseeland je erfahren hat. Hier rücken Maori-Motorradgangs mit den Muslimen zusammen und Hilfe ist kein Ruf, der nicht erhört wird, sondern etwas, das jeder bekommt und jeder gibt, weil jeder weiß, wie sich Verlust anfühlt.
Im Hagley Park, dem zentralen Park von Christchurch, erklingt an einem Samstagmorgen die neuseeländische Hymne. Auf Maori und auf Englisch. Zigtausende Besucher singen mit. Sie sind spontan zusammengekommen zu einem Marsch für die Liebe.
"Am Ende gewinnt die Liebe"
Sie halten Schilder hoch: Choose Love, Wähle die Liebe, steht auf Kerrys Plakat:
"Wir haben hier einige Erfahrungen mit Tragödien gesammelt, aber wenn man so geprüft und herausgefordert wird, sind wir am Ende stärker und vereinter. Darum sind wir hier. Wir sind stolz auf unser Land – und wir wollen unsre Liebe zeigen, denn die gewinnt am Ende."
Love wins, sagen andere Schilder, oder Be the Good – Sei das Gute, Here is the Love, hier ist die Liebe! Und das ist sie tatsächlich. Hier im Park, in direkter Nachbarschaft zur Al-Noor-Moschee, in der ein Terrorist auf blutigste Weise versuchte, Hass und Furcht zu verbreiten. Hier ist Liebe.
Christchurch ist die Garden City, heißt es. Nach dem verheerenden Erdbeben und jetzt nach den Attentaten haben viele Tränen die Samen der Hoffnung gegossen. Eine, die diese Hoffnung trägt, ist die 16-Jährige Manaia, die mit zwei Mitschülern den Marsch für die Liebe organisiert hat.
"So viel wurde zerstört und gebrochen in unserer Stadt: Unsere Gebäude, unsere Straßen und jetzt gerade, am allerschlimmsten, unsere Herzen. So viel Dunkelheit wurde über unsere Stadt gebracht, aber es ist so wundervoll, alle hier zu sehen, die sich gegenseitig Licht sind."
Auch im Dezember 2011 bebte in Christchurch die Erde.
"Die Stadt, die am meisten mitgemacht hat in der jüngsten Geschichte des jungen Landes": im Dezember 2011 bebte in Christchurch die Erde (picture alliance / dpa / Christine Brooks / Handout)
Christchurch hat 350.000 Einwohner, die drittgrößte Stadt Neuseelands. Es liegt perfekt zwischen See und Bergen, früher mit britischem Flair, benannt nach einem der Colleges von Oxford, mit einem Hafen, von dem aus die großen Antarktisforscher wie Scott und Shackleton aufgebrochen sind, mit den neuseeländischen Alpen dahinter, aber: Christchurch, das ist verglichen mit dem Rest des friedlichen Neuseelands, die Stadt, die am meisten mitgemacht hat in der jüngsten Geschichte des jungen Landes. 1850 gegründet, 2011 tödlich erschüttert, und mit dem Blutbad in den Moscheen nun der nächste Schlag.
Der "Katastropheneffekt": Alle sind füreinander da
"Alle Leute hatten das schon einmal durch, dass etwas Tragisches passiert ist und alle sich gegenseitig helfen mussten, ob man sich kannte oder nicht, und ich glaube, das hat schon dazu geführt, dass das Community-Gefühl schon davor gestärkt wurde und dass sich alle gerne helfen und sich gegenseitig unterstützen."
So beschreibt die junge Bäckerin Isabel Reade den Katastropheneffekt; die 30-Jährige ist die Tochter einer Deutschen und eines britischen Neuseeländers, und in Christchurch geboren.
Das große Erdbeben ist zwar schon mehr als acht Jahre her, aber immer noch sieht die Innenstadt aus wie eine Mischung aus Kunstprojekt, Schotterwüste und Architektenspielplatz. Riesige leere Flächen bieten Parkplätze, aber auch Kreativraum für Gastronomen, die sich zwischen Containern und Abrisshäusern einrichten, aber auch für Streetart-Künstler. Die wollten mit ihrer Kunst Wunden heilen und haben zum Beispiel riesige Pflaster über Risse gesprüht. Die Organisation Gapfiller – Lückenfüller – hat aus den gähnenden Ödflächen Minigolfplätze oder Inliner-Bahnen gemacht. Und zum Beispiel den Dance-o-maten hingestellt, einen Freiluft-Disco-Automaten, an den man sein Handy anschließt, zwei Dollar einwirft und lostanzen kann. Ballett oder Breakdance, Lindyhop oder Discopop. Hier werden Lücken zu Möglichkeiten. Doch vieles fehlt noch.
"Besonders Ecken, wo ich früher in Bars gegangen bin, gab es ganz niedliche kleine Ecken mit alten Gebäuden. Die gab es dann einfach nicht mehr. Aber in den letzten Jahren finde ich es sehr schön zu sehen, wie sich der Stadtkern langsam wieder aufbaut, auch mit viel mehr Fahrradwegen, Bäumen, einfach generell viel freundlicher für Fußgänger, nicht nur auf Autos ausgerichtet."
Ein grüner Sessel in Christchurch vor einer Brachfläche
"Mischung aus Kunstprojekt, Schotterwüste und Architektenspielplatz": Acht Jahre nach dem Beben werden in Christchurch Brachflächen kreativ genutzt (Gerd Pasch)
Eine weiße Gedenkwand am Fluss erinnert an die 185 Opfer des Erdbebens. Das hatte vor allem in der Innenstadt zugeschlagen, wo tagsüber viele Menschen auf der Arbeit waren, in einem Fernsehgebäude und in einer Sprachschule vor allem. Nach wie vor legen Menschen Blumen nieder, Steine, Bilder ihrer Liebsten.
Und nur wenige hundert Meter von dieser Trauerstätte entfernt, davon entfernt, vor dem Eingang zum Botanischen Garten, ist in den vergangenen Wochen die nächste Gedenkstätte entstanden, gewachsen aus tausenden von Blumen, Stofftieren, Girlanden.
Ein freundlicher Gruß für den Attentäter
Hier vor dem Botanischen Garten, oder vor den beiden Moscheen, überall, wo es passt eigentlich, liegen Sträuße, hängen Schulklassen riesige Gemälde auf, mit Herzen, mit Portraits der Opfer. Eines zeigt Daoud Nabi, einen Mann, der einst aus Afghanistan geflohen war. Er war dem Attentäter entgegen getreten und hatte ihn noch mit Hello Brother, hallo Bruder, begrüßt. Jetzt wird er mit diesen Worten und einer Blume in der Hand gemalt, in das Bild hinein ragt der Lauf eines Gewehrs. Fußballschuhe und Trikots liegen hier, als Zeichen des Respekts für die gestorbenen aufstrebenden Sportler, Entschuldigungen – Dies ist euer Zuhause, ihr hättet hier sicher sein sollen.
Daoud Nabi, eines der Opfer des Anschlags von Christchurch
"Hello Brother": Daoud Nabi, eines der Opfer des Anschlags von Christchurch (ZUMA Wire)
Ein Gebet für die Lebenden und die Toten. Alabi Lateef ist der Imam der Linwood Moschee in einem Vorort von Christchurch. Auch hier hat der Terror zugeschlagen. Die Bilder von Lateef in blutgetränktem Gewand, der den Verwundeten half, gingen um die Welt. Er betet bei einer öffentlichen Mahnwache im Hagley Park. Und zeigt dann einmal mehr, wofür die ganze Welt die Angehörigen, die Bewohner von Christchurch, die Neuseeländer bewundert: auf Hass mit Liebe zu reagieren.
"Was auch immer passiert ist, kann uns niemals trennen. Das ist Neuseeland. Wir leben in Liebe und Mitgefühl."
"Wir sind eins"
Aroha, sagt er. Das Wort stammt aus der Sprache der Maori, der indigenen Bevölkerung Neuseelands. Die große Trauerfeier zwei Wochen nach den Anschlägen hieß "Ko Tatou, tatou", auch das Maori für "Wir sind eins". Das scheint die Sprache zu sein, in der Neuseeländer, egal welcher Nation, in dieser Zeit zueinander finden.
"Das liegt daran, dass Maori wirklich ganz und gar nur uns gehört, das ist die Sprache von Neuseeland. Und alle, die nach Neuseeland kommen, können sie benutzen, sie schließt alle mit ein", sagt Maia Matthews. Die junge Maori betreibt mit ihren Geschwistern ein unkonventionelles und sehr gefragtes "Fish and Chips"-Restaurant, und sie geben gemeinsam Maori-Kurse für absolut jeden.
"Es gibt Wörter auf Maori, die sagen sehr viel mehr als ihre Übersetzungen. Kia kaha zum Beispiel heißt: Bleib stark, aber auch so viel mehr."
Kia kaha, so wie es auf vielen Beileidskarten und Blumengebinden vor den Moscheen steht.
"Für Neuseeländer ist das ganz klar ein Teil ihrer Identität, diese Stärke. Oder Aroha – es heißt Liebe, aber auch viel mehr, es setzt sich zusammen aus "aro", das heißt "auf etwas acht geben, sich darauf konzentrieren, es bemerken" und "ha" ist der Atem, der Atem des Lebens. Es heißt also: Auf den Atem eines anderen achtgeben, auf ihn acht geben und ihn schätzen."
Trost, Stärke und Gemeinsamkeit, das geht von der Sprache aus. Whakaaria Mai – wie groß du bist – das sang die Soul-Musikerin Hollie Smith gemeinsam mit dem Künstler Teeks bei der nationalen Gedenkfeier für die Terroropfer, eine christliche Hymne auf Maori, und dabei trug sie ein weißes Kopftuch. Das ist einer dieser Neuseeland-Momente, der alles zusammenbringt.
Eine Frau mit einem Herz-Transparent vor vielen Blumensträußen zum Gedenken an die Toten
"Trost, Stärke und Gemeinsamkeit": Trauerbekundungen an einem der Attentatsorte in Christchurch (dpa/ SOPA Images)
Das Bild von Jacinda Ardern, die ihren Kopf mit einem Schal bedeckte und einfach nur den Familien der Opfer zuhörte, wurde ikonisch und auf das höchste Gebäude der Welt projiziert. Viele Frauen nicht muslimischen Glaubens trugen zum öffentlichen Freitagsgebet und auch danach noch Kopftücher – Hashtag Headscarf for Harmony, Kopftuch für die Harmonie.
Mitgefühl statt Dauerbedenken
Aus Deutschland etwa wurde das als bescheuerte Aktion kritisiert, die nur die Unterdrückung der Frau unterstütze; dagegen sagten die Neuseeländerinnen einfach:
"Wir wollen, dass sie nicht denken, sie müssten sich verstecken in ihrer Religionsausübung." Mitgefühl statt Dauerbedenken.
So ein geschlossenes Auftreten von allen Seiten zeugt von Stärke und Einfühlungsvermögen – allen voran von der Premierministerin, die von Anfang an den richtigen Ton gefunden hatte.
Auch von der Seite der muslimischen Gemeinschaft gab es sofort die Signale: Wir sind hier zuhause und wir fühlen uns nach wie vor willkommen. Als die Al-Noor-Moschee in der Innenstadt eine gute Woche nach den Anschlägen wieder von der Polizei an die islamische Gemeinde übergeben wurde, da ging der Imam in eine Neuseeland-Flagge gehüllt dort hinein. ‚We are all kiwis‘, wir sind alle Kiwis, sagt auch Gulagha Ali-Zada; er ist mit seiner Familie aus Afghanistan geflüchtet, aber hier zur Schule gegangen. ‚New Zealand is home now‘, Neuseeland ist sein Zuhause, und das Gefühl wird sich auch nicht ändern, im Gegenteil.
"Ich denke, wir sind jetzt mehr vereint als je zuvor und wir sorgen mehr füreinander. Leider hat es so etwas gebraucht, damit die Menschen nachdenken und ihnen bewusst wird: Wir sind alle eins, du magst Moslem sein oder Christ oder einer anderen Ethnie oder Religion angehören – wir müssen uns umarmen und uns hochleben lassen, denn wir alle lieben Frieden und wollen ein gutes Leben in Neuseeland führen, egal, was unsere Geschichte ist."
Frauen mit Kopftuch.
Aus Solidarität mit den Muslimen zogen viele Frauen zu den Gedenkveranstaltung ein islamisches Kopftuch an (imago)
Aroha eben. Ein Maori-Stamm in Christchurch hatte sein Versammlungshaus in der Woche nach den Terroranschlägen für die Muslime geöffnet, um ihnen einen Ort der Trauer und des Trostes zu bieten, solange sie ihre Toten noch nicht begraben durften, weil sie noch polizeilich untersucht wurden.
"Den Verlust loslassen"
Und dieses Rehua Marae ist schon sehr tröstlich gelegen, mitten in der Stadt, aber grün und umschlossen. Der Weg zum Haus selbst führt die, die ihn gehen dürfen, über mehrere Brückchen, vor den Eingängen stehen Wächterfiguren. Und davor steht Anaru Mapa, einer der Stammesältesten:
"Diese Wächter leitet uns, er erinnert uns daran, dass es nur die Hoffnung gibt. Das ist ein uralter Prozess: Um den Geist zu stärken, muss der Geist erst einmal repariert werden. Dann hilft es uns durch die Tragödien. Wir hier beim Marae sind dadurch gesünder. Aber wenn man zu lange an Verletzungen festhält, dann schadet das. Viele Leute, die nach dem Erdbeben an Verlusten festhielten, sind gestorben. Unser Marae steht für Hoffnung. Wir kommen hierher, um die Dinge loszulassen, um die Verluste loszulassen. Unser Schöpfer kann damit besser umgehen als wir."
Anaru Mapa ist 77 Jahre alt, er und sein Stamm haben schon viele Verluste gesehen, aber er weiß, wie stark die Heilung sein kann, wie viel Kraft man gewinnen kann, wenn man Verluste loslässt. Ob Neuseeland durch diese Anschläge stärker wird? Der Stammesälteste bezweifelt das:
"Der Rassismus wird wiederkommen, auch wenn sie ihn jetzt vertreiben. Das war mein Leben lang so: Rassismus weg, wieder da. Unser Volk hieß damals die Menschen willkommen, die hier ankamen, mit offenen Armen, aber dann wurden sie hinterrücks niedergestochen. Jetzt sind wir nur noch eine Minderheit.
Maoris feiern de Waitangi-Tag in Neuseeland.
Die Maori sind für Neuseeland identitätsstiftend - auch im Schatten des Terror-Anschlags. Gleichzeitig leiden Neuseelands Ureinwohner oft unter Ausgrenzung und Alltagsrassismus (Getty Images / Phil Walter)
Eine, die leider oft die Negativ-Statistiken anführt: Arbeitslosigkeit, fehlende Schulabschlüsse, Obdachlosigkeit, Selbstmorde unter jungen Menschen, vor allem Männern – überall halten Maori die traurigen Rekorde. Eine von Neuseelands Schattenseiten. Da stimmt Bäckerin Isabel Reade zu.
"Ich glaube dadurch, dass wir eigentlich alle respektieren wollen, vergessen wir öfters, dass Neuseeland wie man es heutzutage kennt, auf weißem Kolonialismus aufgebaut ist, und ich glaube, man kann diese Geschichte einfach nicht ignorieren, die ist da. Es brodelt da so manchmal im Hintergrund, und dadurch, dass wir in Neuseeland auch gerne sehr höflich sind und gerne Konflikt vermeiden, ist es öfters so, dass dieser 'casual racism', so sagen wir hier, ja schon sehr verbreitet ist."
Natürlich war Neuseeland nie ohne Rassismus, meint Jarrod Gilbert, aber die Gruppen waren sehr klein, und die Skinheads seien früher meistens Kleinkriminelle gewesen, die billigen Schnaps tranken, an Straßenecken herumlungerten und Flüchtlinge beleidigten. Die Neurechten, die Alt-Right-Bewegung dagegen, "die existiert in Schlafzimmern, im Internet – und darum sind ihre Verbindungen international. Sie sind schwerer zu sehen, schwerer zu zählen, schwerer zu kontern." Meint Soziologe Jarrod Gilbert von der University of Canterbury in Christchurch.
"Wir müssen besser werden"
"Aber: Wir werden nicht wissen, ob wir mehr hätten tun können, bis es eine gründliche Untersuchung gab. Die Regierung arbeitet daran. Und wir dürfen nicht vergessen, dass der Mann Australier war, nicht einheimisch und dadurch noch schwieriger zu kontrollieren. Aber offensichtlich müssen wir besser werden."
Wir müssen besser werden. Das ist ein Refrain in Christchurch, in Neuseeland nach den Anschlägen. Vor allem von Regierungsseite kommen entschlossene Maßnahmen: Das Verbot von Sturmgewehren und halbautomischen Waffen, nur sechs Tage nach den Terrorattacken. Dazu hat Jacinda Ardern eine "königliche Kommission" eingesetzt, die unabhängig von der Regierung den Zugang des Attentäters zu Waffen, die Rolle der sozialen Medien und den Fokus der Geheimdienste untersuchen soll.
Und während sich Neuseeland zwar damit beschäftigt, wie der Täter an seine Waffen kam, wie er sich radikalisierte und wie man ähnliche Taten wie die seine verhindern kann, nimmt niemand seinen Namen in den Mund. Darin folgen sie fast durchgängig dem Beispiel ihrer Premierministerin. Sie gedenken der Opfer, aber sie blicken nach vorne. Sie haben viel zu lernen, sagt Isabel Reade.
Eine Gesellschaft gegenseitigen Respekts
Aber trotzdem "ist unsere Gesellschaft glaube ich schon auf so eine Liebe und Mitgefühl aufgebaut. Und das ist mir sehr aufgefallen, nachdem ich fünf Jahre im Ausland war. Einfach dieser Respekt füreinander, das ist glaube ich sehr groß hier. Klar, wir haben nicht die Menschenmassen wie manche andere Länder. Also, es ist auch einfacher, einander zu respektieren, wenn jeder ein Haus mit Garten hat, statt ein kleine Wohnung oder so etwas im Hochhaus."
Neuseelands Ministerpräsidentin Jacinda Ardern äußerte sich nach den Angriffen auf zwei Moscheen in Christchurch in einer vom Fernsehen übertragenen Pressekonferenz.
Eine moralische Leitfigur: Neuseelands Ministerpräsidentin Jacinda Ardern (AP/TVNZ)
Es sei das Vermächtnis des 15. März, sagt Jacinda Ardern, "die Nation zu sein, für die wir uns halten."
Ihre Nation, fast alle der knapp fünf Millionen Neuseeländer, hält sie zumindest für die bestmögliche politische Anführerin. Die Menschen stehen auf und applaudieren, wo immer sie auftritt. Es gibt kein schlechtes Wort über ihr Verhalten, noch nicht mal von wenig freundlich gesinnten Hardlinern, die sie nie wählen würden. Alle sind voll des Lobes, weil die Premierministerin entschlossen handelt, authentisch reagiert, aber sich immer zurückhält, wo es um andere geht.
Und so hilft Jacinda Ardern Neuseeland dabei, "der Ort zu sein, der wir sein möchten. Ein Ort, der vielfältig ist, der willkommen heißt, freundlich und voller Mitgefühl. Das sind Werte, die das Beste in uns darstellen. Aber das hässlichste aller Viren kann an einem Ort existieren, an dem es nicht willkommen ist: Rassismus existiert, aber er ist hier nicht willkommen."
Der gemeinsame Wille, ein gutes Land zu sein, ist stark in Neuseeland, besonders in Christchurch.