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Church of England
Kirche will weibliche Bischöfe zulassen

Weltweit zählt die Anglikanische Kirche 20 weibliche Bischöfe – nur nicht in ihrem Stammland, in England. Heute aber wird die Generalsynode der Church of England endgültig den Weg für Frauen ins Bischofsamt freimachen - nach einer langen, teils erbitterten Auseinandersetzung. Schon im Januar dürfte es die ersten Bischofsweihen von Frauen geben.

Von Jochen Spengler | 17.11.2014
    Vertreter der Generalsynode der Church of England.
    In der Church of England dürfte es ab Januar die ersten Bischofsweihen von Frauen geben. (dpa / picture alliance / Nigel Roddis)
    Seit über 20 Jahren kennt die Anglikanische Kirche Priesterinnen; Inzwischen stellen 1.800 Frauen ein knappes Drittel der Priesterschaft in der Church of England und Jahr um Jahr werden mehr weibliche als männliche Geistliche geweiht. Nur – eine Bischöfin gibt es noch nicht, obwohl sich dafür das Kirchenparlament grundsätzlich bereits 2005 ausgesprochen hatte. Und so beschwor das geistliche Oberhaupt der Anglikaner, der Erzbischof von Canterbury Justin Welby, die Synode schon vor zwei Jahren, als er noch Bischof von Durham war:
    "Das Priesteramt von Frauen hat in den vergangenen 20 Jahren Enormes geleistet für die Church of England. Bei all unseren Kämpfen und trotz mancher Rückschläge hat die Kirche von ihrer Entscheidung 1992 profitiert. Nun ist es Zeit, den Job zu beenden und für diese Reform zu stimmen."
    Doch es war noch nicht an der Zeit, den Grundsatzbeschluss in ein Kirchengesetz zu gießen. Mit denkbar knapper Mehrheit sagte das Kirchenparlament 2012 Nein zu weiblichen Bischöfen. Obwohl 44 von 49 Bischöfen und 148 von 193 Priestern dafür waren.
    Das Gesetz scheiterte daran, dass in der dritten abstimmungsberechtigten Gruppe, den gewählten Laienvertretern, sechs Stimmen zur notwendigen Zweidrittelmehrheit fehlten.
    Eine Minderheit aus Traditionalisten, Evangelikalen und Anglo-Katholiken glaubt, das Bischofsamt sei ein Vorrecht für Männer – abgeleitet von den zwölf Aposteln. So argumentiert etwa die Aktivistin Susie Leafe, dass Männer und Frauen unterschiedliche Aufgaben hätten. Männern falle die Führung der Familie zu – auch die der Kirche als der Familie Gottes.
    "Es wird Freude herrschen, aber auch Trauer"
    "Es ist ein wenig vergleichbar damit, dass ein Mann auch keine Mutter sein kann. Der Bischof ist der Vater einer Familie und es gibt eben Väter und Mütter darin. Was nicht heißt, dass er der Boss ist – wir sehen uns als absolut gleichwertig an, aber wir haben unterschiedliche Rollen und Verantwortlichkeiten."
    Erst in diesem Sommer gelang es, die Blockade mit Zugeständnissen aufzuheben. Weil konservative Gemeinden, die nicht unter der Aufsicht eines weiblichen Bischofs stehen wollen, das Recht erhalten, eine männliche Alternative zu beantragen, wechselten einige Laien die Seiten. Im Juli stimmte die Generalsynode mit der notwendigen Mehrheit für die Zulassung von Frauen zum Bischofsamt. Inzwischen hat auch das britische Parlament die Reform der Staatskirche gebilligt, sodass heute die Generalsynode endgültig Grünes Licht geben kann.
    "In dem Moment, wenn sich die Hände zur Abstimmung heben, werden viele von uns tief bewegt sein. Es wird Freude herrschen, aber auch Trauer, weil wir kämpfen mussten," sagt Rose Hudson-Wilkin, Kaplan im britischen Unterhaus. Es gehe nicht darum, dass auch Frauen Purpur tragen dürften, sondern darum, die Kultur der Kirche zu verändern - hin zu mehr Gleichberechtigung. Eine erbitterte Auseinandersetzung ist nach zwei Jahrzehnten entschieden – die Spaltung der Church of England aber keineswegs überwunden.
    Schon im Januar sollen die ersten Bischöfinnen geweiht werden.