
Was sind die Schwerpunkte des Gipfels?
Zu nennen sind Datensouveränität, Cloud-Lösungen, KI und Innovation durch europäische Startups. Es werden laut Bundesdigitalministerium mehr als 1.000 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und digitaler Community erwartet. Bundeskanzler Merz wird ebenso sprechen wie der französische Staatspräsident Macron. Außerdem sind Firmen wie SAP, Telekom und Siemens vertreten.
Auf der Konferenz werden Ankündigungen von Kooperationen und Investitionen deutscher und französischer Firmen erwartet - etwa in den Bereichen Recheninfrastruktur, Quantentechnologie, Gesundheit, Verteidigung und Drohnen. Nach Angaben aus Regierungskreisen wollen Deutschland und Frankreich zudem die EU-Kommission dazu auffordern, darauf hinzuarbeiten, dass kritische Daten innerhalb der EU verbleiben müssen und Datenflüsse in der EU für die Wirtschaft vereinfacht werden.
Wie steht es um die "digitale Souveränität" in Deutschland?
Dazu gibt es mehrere aktuelle Erhebungen und Umfragen. Laut dem Branchenverband Bitkom sehen 93 Prozent der Unternehmen Deutschland bei digitalen Technologien ganz allgemein als abhängig vom Ausland an. 89 Prozent der Firmen geben an, auch selbst abhängig davon zu sein. Die wichtigsten Herkunftsländer für diese Güter und Leistungen sind die USA und China, gefolgt von Taiwan, das vor allem Hochleistungschips produziert, etwa für die Auto- und Elektronikbranche. Auch bei einer repräsentativen Befragung des ZEW Mannheim gab ein großer Teil der Firmen an, vom Ausland abhängig zu sein, etwa im Bereich Software.
Welche Forderungen gibt es, um die Lage zu verbessern?
Der deutsche Startup-Verband dringt gemeinsam mit Partnerorganisationen aus Frankreich, Italien, Polen, Tschechien und Rumänien auf einheitliche Regeln in der EU. Vorstandschefin Pausder sagte: "Europa muss lernen, seine besten Ideen gemeinsam groß zu machen – über Grenzen hinweg." Das bedeute mehr Investitionen in europäische Technologien, faire Wettbewerbsbedingungen für Startups sowie ein stärkerer europäischer Binnenmarkt, der Innovation beschleunige.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) fordert politische Reformen, damit europäische Unternehmen ihren Rückstand aufholen können. BDI-Präsident Leibinger sagte der Deutschen Presse-Agentur, Europa sei bei Künstlicher Intelligenz (KI), Mikroelektronik sowie bei Lösungen für Cybersicherheit und die digitale Infrastruktur technologisch abhängig. Die Botschaft, die von dem Treffen ausgehen müsse, laute: "Europa erkennt seine Schwächen und wird sie strategisch angehen."
Was sagt die Bundesregierung?
Aus der Bundesregierung war etwa zu hören, dass sich der Gipfel nicht gegen die USA richte. Digitalminister Wildberger erklärte gleichwohl vor dem Treffen: "Wir Europäer können und wollen bei Schlüsseltechnologien zu den Spitzenreitern gehören". Zum Wochenanfang sagte er zudem dem Portal "T-Online", das weltweite Rennen um Künstliche Intelligenz laufe auf Hochtouren. Der Gipfel in Berlin zeige, dass Europa die entscheidenden Talente und Firmen habe, um Schlüsseltechnologien zu entwickeln und zu gestalten.
Was sagen Beobachter aus der Szene?
Der Generalsekretär der Gesellschaft für Freiheitsrechte, Malte Spitz, stellt bei netzpolitik.org die Frage: "Doch warum eigentlich nur europäische digitale Souveränität?" Diese sei von Chips über Code bis zu Produktionskapazitäten ein "gewaltiger Kraftakt". Beim Code - also den Anwendungen wie KI-Modellen und Office-Software - habe Europa eine "solide Ausgangsbasis". Darum die nächste Frage: "Warum den Code nur europäisch denken, wenn er universell sein kann? Wie beim Internet zu seinen Anfängen: offene Standards, weltweite Zugänglichkeit, gemeinsame Weiterentwicklung. Europa könnte digitale Souveränität als globale Führungsaufgabe begreifen – und zumindest auf der Code-Ebene weltweit bereitstellen."
Malte Spitz ist auch Mitglied im Normenkontrollrat und Berichterstatter für das Digitalministerium.
Diese Nachricht wurde am 18.11.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.
