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Conergy findet Investor

Schon zwei Wochen nach dem Insolvenzantrag gibt es für das Hamburger Solarunternehmen Conergy einen neuen Finanzinvestor, der frisches Kapital zuschießen möchte. Kawa will Teile des Betriebs übernehmen. Wie viele Arbeitsplätze gerettet werden können, steht aber noch nicht fest.

Von Michael Braun | 19.07.2013
    Die guten Kunden und die guten Leute sind die Ersten, die weg sind, wenn ein Unternehmen insolvent wird. Es müssen also schnelle Entscheidungen her, wenn die Chance auf Fortführung besteht. Beim Hamburger Solarkonzern Conergy scheint es zwei Wochen nach dem Insolvenzantrag geklappt zu haben.

    Der amerikanische Finanzinvestor Kawa will alle Vertriebseinheiten von Conergy einschließlich der Verwaltungs- und Serviceaufgaben übernehmen. Damit könnten knapp 700 von knapp 1.200 Arbeitsplätzen gerettet werden. Es gibt noch keinen Vertrag, aber eine Absichtserklärung. Und das Unternehmen lässt über seine Sprecherin Antje Stephan verkünden, Kawa sei der richtige Partner:

    "Kawa ist Conergys Wunschpartner. Wir haben bereits seit Monaten intensive Verhandlungen geführt zum Einstieg bei Conergy. Kawa bringt auf der Kapitalseite die notwendigen Strukturen mit, und Conergy bringt die Expertise im Downstream-Solarmarkt, also in der Entwicklung, dem Bau und der Wartung und Betriebsführung von Solarkraftwerken mit. Und das ist eben eine perfekte Ergänzung."

    Kawa übernimmt nicht die Produktionseinheiten, also nicht den Gestellproduzenten Mounting Systems in Rangsdorf bei Berlin und nicht den Modulhersteller Conergy Solar-Module in Frankfurt an der Oder. Fachleute wundert das nicht, liegt doch in der Produktion nicht zuletzt wegen der chinesischen Konkurrenz das größte Risiko. Jürgen Meyer von SEB Asset Management:

    "Es gab und gibt Solarzellenhersteller in Deutschland wie Sand am Meer. Es gibt Überkapazitäten. Aus Sicht der Kunden sind diese Solarzellen und ihre Hersteller austauschbar. Das hat zu einem Preiswettbewerb geführt."

    Bei Conergy lief es deshalb schon seit einiger Zeit alles andere als rund. Der Betriebsratsvorsitzende Harald Frick hatte deshalb schon kritisiert, nachhaltig seien in der Solarbranche die Produkte, aber nicht die Arbeitsplätze:

    "Diese Solarmodule halten 30 Jahre. Leider sind unsere Jobs weit entfernt von Nachhaltigkeit. Das ist ein täglicher Existenzkampf. Der wird uns auch ständig gesagt vom Arbeitgeber. Und wenn man die Zeitung aufschlägt, bekommt er auch seine Argumente."

    Immerhin blieb der Insolvenzverwalter heute auch nicht ohne Hoffnung für die Produktionsbetriebe. Für den Gestellhersteller Mounting Systems gebe es "Erfolg versprechende Gespräche" mit möglichen Investoren.

    Und die Modulfertigung in Frankfurt/Oder, die nach dem Insolvenzantrag unterbrochen worden war, solle am Montag wieder anlaufen. Die 320 Mitarbeiter bekämen ihren Lohn über das Insolvenzgeld. Für Frankfurt/Oder versprach der Insolvenzverwalter heute "eine zeitnahe Lösung".