Bund und Länder wollen den stark steigenden Infektionszahlen mit teils drastischen Maßnahmen begegnen. Alexander Gauland, Co-Vorsitzender der AfD, kritisiert nicht nur die geplanten Maßnahmen, sondern auch deren Zustandekommen. Er sprach von einer so genannten "Corona-Diktatur". Im Deutschlandfunk-Interview sagte er: "Das heißt, dass eine Gruppe von Verantwortlichen, also die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin, bestimmte Dinge beschließen, während dieses Gremium in der Verfassung gar nicht vorgesehen ist." Das Grundgesetz würde nicht vorsehen, "dass die Bundekanzlerin und die Ministerpräsidenten unter Ausschaltung des Parlaments in der Lage sind, uns Dinge zu verordnen." Kritik an der Vorgehensweise gebe es auch von der FDP.
Forderungen nach stärkerer Beteiligung der Parlamente kommen auch aus anderen Parteien. Der rechtspolitische Sprecher der SPD, Johannes Fechner, hat laut dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" ein mit der Fraktionsspitze abgestimmtes Positionspapier ausgearbeitet. Darin heißt es unter anderem, dass der Ruf nach einer stärkeren Beteiligung des Bundestages zurecht lauter werde.
Gauland fordert stärkeren Schutz von Risikogruppen
Der Staatsrechtler Ulrich Battis betonte dagegen im Deutschlandfunk, dass die Ministerpräsidentinnen und –präsidenten mit der Bundeskanzlerin lediglich Maßnahmen verabredet hätten. Beschließen könne die geplanten Maßnahmen nur die Exekutive in den einzelnen Bundesländern. "Umsetzen müssen das die Länder, die aber nicht alleine entscheiden durch eine Konferenz – die es staatsrechtlich gar nicht gibt – der Ministerpräsidenten", sagte Battis. "Es werden jetzt die Parlamente durchaus beschäftigt. Die förmlichen Beschlüsse, soweit es Rechtsverordnungen sind, können mit den Parlamenten beschlossen werden oder ohne, aber eben von der Exekutive."
Neben der Kritik an den Maßnahmen der Bundesregierung forderte Gauland einen stärkeren Schutz von Risikogruppen. "Wir müssen sie zum Beispiel dadurch schützen, dass wir besondere Einkaufszeiten haben, dass wir Kontakte auf der Straße und bei Feiern verringern." Es dürften aber nicht ganze Branchen in den Ruin getrieben werden.