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Coronahilfen für den Sport
"Das kann man als unfair betrachten"

Profi-Vereine, die in der Corona-Krise dank Gehaltsverzicht und Kurzarbeit keine Verluste gemacht haben, bekommen keine weiteren Corona-Hilfen vom Bund. Das letzte Wort sei aber noch nicht gesprochen, sagte Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga im Dlf.

Frank Bohmann im Gespräch mit Marina Schweizer |
HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann
Frank Bohmann, Geschäftsfüher der Handball-Bundesliga, will beweisen, dass die Hygienekonzepte funktionieren (Daniel Reinhardt/dpa )
200 Millionen Euro stellt die Bundesregierung den Profi-Sportvereinen als Coronahilfe bereit. Mit dem Geld sollen Verluste durch entgangene Ticket-Einnahmen aufgefangen werden. Nun sorgen jedoch die Vergabe-Richtlinien für Kritik. Denn: Geld bekommen nur Vereine, die auch Verlust gemacht haben. Klubs, die zum Beispiel durch Kurzarbeit und Gehaltsverzicht nicht in die roten Zahlen gerutscht sind, gehen bei diesem Hilfsprogramm leer aus. "Das haben wir uns natürlich anders gewünscht", sagte Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga, im Dlf. "Die Auslegung der Vergabe-Richtlinien erfolgt jetzt unter Berücksichtigung von EU-Richtlinien. Wir müssen hier dem politischen Weg Rechnung tragen, dass man innerhalb der EU nicht machen kann, was man will."
PPD Zagreb vs THW Kiel - EHF Men s Champions League A ball is pictured during EHF Champions League match between PPD Zagreb and THW Kiel on September 17, 2020 in Zagreb, Croatia. IgorxKralj/PIXSELL
Wer gut wirtschaftet, wird "bestraft"?
200 Millionen Euro hat der Bund für den Profisport bereitgestellt, um den Vereinen durch die Pandemie zu helfen. Geld sollen jedoch nur die Klubs bekommen, die auch Verluste gemacht haben.
Ob rote Zahlen oder nicht, in wirtschaftlicher Not seinen laut Bohmann alle Profisportvereine. "Jetzt wird die Krise vor allem von den Spielern aufgefangen, die massiv auf Gehälter verzichtet haben, und nicht vom Staat. Ob das in Ordnung ist oder nicht, liegt im Auge des Betrachters", so der 55-Jährige. "Der Staat macht es nach Subsidiaritätsprinzip und ist der Letzte, der hilft. Jetzt haben einige Vereine gar keinen Gehaltsverzicht ausgesprochen, andere haben das substanziell gemacht. Und jetzt bekommen die, die substanziell verzichten, weniger vom Staat als die, die nicht verzichten. Das kann man als unfair betrachten. Ich glaube, das letzte Wort ist da noch nicht gesprochen."
Das Bundesinnenministerium hat angekündigt, die Richtlinien noch einmal zu überarbeiten. Demnach können die Vereine eine prognostizierte Gewinn- und Verlustrechnung für das Jahr 2020 einreichen. Das sei eine große Hilfe, so Bohmann, abschließend könne man aber erst darüber diskutieren, wenn die überarbeitete Richtlinie vorliege.
Zuschauer in der Halle? "Eine gewisse Verunsicherung ist da"
Neben den finanziellen Hilfen vom Staat beschäftigt Hallensportarten wie Handball die Frage, ob die Zuschauer überhaupt wieder in die Halle kommen wollen. "Eine gewisse Verunsicherung ist da", sagte Bohmann. "Wichtig für uns ist jetzt einfach, dass wir mit Zuschauern spielen dürfen und beweisen können, dass unsere Hygienekonzepte auch funktionieren. Wir sind der Ansicht, dass der Besuch einer Sportveranstaltung kein anderes Risiko darstellt, als einkaufen zu gehen oder mit dem Bus zu fahren." Nach der Testphase, die bis Ende Oktober geht, werde die Handball-Bundesliga die Konzepte nachjustieren, damit zukünftig vor noch mehr Zuschauern gespielt werden könne. "Und die werden auch wieder ins Stadion gehen, wenn sie merken, dass sie kein Risiko eingehen."
Zwar könne ein Hygienekonzept laut Bohmann das Virus nicht verhindern, "aber wir können die Risiken vermeiden, dass man sich leichtfertig mit dem Virus ansteckt und das werden wir nach der Testphase unter Beweis stellen, oder eben nicht. Aber diese Chance müssen wir einfach haben."