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Coronakrise
Bundesregierung will Produktion von Schutzausrüstung fördern

Als Reaktion auf die Coronakrise will der Bund die Schutzmasken-Produktion in Deutschland ankurbeln. Staatliche Abnahmegarantien und Fördermittel sollen dabei helfen. Ein Problem im internationalen Masken-Wettbewerb: die niedrigen Arbeitskosten asiatischer Hersteller.

Von Gudula Geuther | 09.04.2020
Eine Hand in einem Gummihandschuh hält einen Mundschutz
Beim Versuch, medizinische Schutzausrüstung auf dem Weltmarkt zu besorgen, steht Deutschland in scharfer internationaler Konkurrenz (www.imago-images.de)
Der Bedarf allein an Schutzmasken gehe in die Milliarden, rechnete Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vor.
"Für das Gesundheitswesen gehen wir von einem Jahresbedarf in dieser Situation der Corona-Epidemie aus von bis zu 450 Millionen FFP2-Masken und einer Milliarde OP-Masken – also die medizinischen Mund-Nase-Masken. Und als dritter Bereich ist da natürlich der Alltags-Bereich mit der Frage der Alltags-Masken."
Verlagerung nach Asien rückgängig machen?
Beim Versuch, sie auf dem Weltmarkt zu besorgen, steht Deutschland in scharfer internationaler Konkurrenz. Zusätzlich zum im März eingerichteten Arbeitsstab Beschaffung hat die Bundesregierung deshalb heute einen Arbeitsstab Produktion und Produktionskapazitäten eingesetzt. Denn, so Peter Altmaier:
"Wir stellen fest, dass in den letzten Jahrzehnten die Produktion dieser Ausrüstungsgegenstände in vielen Bereichen nach Asien verlagert worden ist, dass auch dort, wo Komponenten in Deutschland hergestellt werden, zum Teil die Fertigung in Asien stattfindet. Und wir haben uns vorgenommen, ein Stück weit unabhängiger zu werden."
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Dabei gibt es schon bisher durchaus deutsche Unternehmen, die auch die hochwertigen FFP2-Masken herstellen. Etwa der Lübecker Produzent Dräger, der nach eigenen Angaben vor allem in Schweden und Südafrika produziert. Die Firma Moldex aus Baden-Württemberg könne weiterhin mehrere 10.000 FFP-Masken pro Woche liefern, zitiert Tagesschau.de. Das aber ist die Ausnahme. Ihm sei klar, betonte der Bundeswirtschaftsminister, dass Unternehmen bestimmte Bedingungen für die heimische Produktion bräuchten.
"Wir wissen, dass Verlässlichkeit von einer hohen Bedeutung ist für diejenigen Unternehmen, die bereit sind, Investitionen zu tätigen. Dass sie wissen müssen, dass sie für ihre Masken, für ihre Impfstoffe, für ihre Wirkstoffe, auch in den nächsten Jahren Abnehmer finden. Es wird darum gehen, dass wir Investitionsbedingungen verbessern."
Forderung nach fairen Preisen
Es geht also auch um staatliche Abnahmegarantien für Unternehmen. Und um Fördermittel. Neben Masken sollen Investitionen in die Produktion von Schutzausrüstungen allgemein gefördert werden, daneben aber auch Testausstattungen und Wirkstoffe. Die Programme sollen hier erst noch erarbeitet werden. Etwas konkreter wurde es dagegen schon in einem Punkt: Die hochwertigen FFP-Masken werden aus bestimmten feinen mehrschichtigen Vliesen gefertigt, und dieser Grundstoff ist knapp. Schon am Montag hatte der Corona-Ausschuss des Kabinetts dafür Förderungen in den Raum gestellt.
"Und wir haben seitens des Bundesministeriums für Gesundheit in einer ersten kleineren Ausschreibung das Angebot gemacht an Unternehmen, die hier in Deutschland Produktion starten, die uns zum ersten Mal beliefern bis Mitte August, dass sie dann einen Vertrag kriegen können bis Ende 2021. Die Frist dafür ist Dienstag Abend abgelaufen für diese Ausschreibung. Wir haben weit über 100 Angebote, die auch auf den ersten Blick zuschlagsfähig erscheinen."
Berichtete Gesundheitsminister Spahn. Staatliche Abnahmegarantien sind hier besonders wichtig. So weist Manfred Beeres vom Bundesverband Medizintechnologie gegenüber der Tagesschau darauf hin, dass faire Preise längerfristig gewährleistet werden müssten, damit sich Produzenten halten könnten. Denn die niedrigen Arbeitskosten asiatischer Hersteller könnten in Europa nicht erreicht werden.