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Coronakrise
Lufthansa im Sinkflug aus dem Dax

Wegen der Corona-Pandemie hat die Regierung erst kürzlich ein Rettungspaket für die Lufthansa geschnürt. Weil der Kurs so stark eingebrochen ist, fliegt die Fluggesellschaft nun aus dem größten deutschen Aktienindex. Für das Traditionshaus geht damit eine Ära zu Ende. Doch es gibt Chancen auf eine Rückkehr.

Von Eva Bahner | 05.06.2020
Maschinen der Fluggesellschaft Lufthansa stehen auf dem Areal des Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg (BER) abseits der Start- und Landebahn.
In Corona-Zeiten zum Parken verdammt. Fast alle Maschinen der Lufthansa stehen derzeit am Boden. (dpa / picture alliance / Tino Schöning)
Die größte Fluggesellschaft der Bundesrepublik steigt zum 22. Juni in den MDax der mittelgroßen Werte ab, wie die Deutsche Börse mitteilte. Maßgeblich für die Zugehörigkeit zum Dax sind Börsenumsatz und Börsenwert eines Unternehmens.

Welche Konsequenzen hat der Abstieg aus dem Dax für die Lufthansa?

Es ist ein Prestigeverlust, denn der Dax - also der Deutsche Aktienindex - ist der größte deutsche Aktienindex und das Aushängeschild der deutschen Wirtschaft für internationale Investoren. Die Lufthansa gehört zu den Gründungsmitgliedern des Dax. Das bedeutet, dass der Konzern seit 32 Jahren ununterbrochen im Dax war und dort Höhen und Tiefen mitgemacht hat.
Der Rauswurf aus dem Dax könnte sich auch auf den Kurs auswirken, denn es gibt Fondsmanager und Fonds, die speziell einen Index abbilden und deshalb ihre Aktien dort nun umschichten.
Rettungspaket - Wie viel Staat muss sein?
Mit neun Milliarden Euro will die Bundesregierung die Lufthansa retten. Linken-Politiker Thomas Lutze verlangt, dass der Bund mehr Einfluss bekomme. Dem widerspricht Michael Theurer (FDP). Er befürchtet den Einstieg in eine Verstaatlichungsserie.

Was hat zu diesem Schritt geführt?

Wer in der ersten Börsenliga der 30-Dax-Konzerne mitspielen will, der braucht einen gewissen Börsenumsatz (Handelsvolumen) und einen gewissen Börsenwert (Marktkapitalisierung). Der Kurs der Lufthansa-Aktie war im Sog der Coronakrise eingebrochen.
Aber der Konzern hat gerade größer Probleme als die Frage, ob er nun im Dax oder MDax gelistet ist - so formulierte es zumindest der Lufthansa-Chef Carsten Spohr. So hat die Airline mehr als zwei Milliarden Euro Verlust im ersten Quartal gemeldet. Die Barmittel werden immer knapper und mehr als die Hälfte der Belegschaft ist in Kurzarbeit.
Kommentar zu Lufthansa-Rettung
Dem staatlichem Hilfspaket für die Lufthansa fehle eine Verpflichtung zu mehr Klimaschutz, kommentierte Mischa Erhardt im Dlf. Denn es könne niemand wollen, dass der Luftverkehr nach der Coronakrise wieder genauso stark sei wie vorher.

Gibt es die Chance auf ein Comeback für die Lufthansa?

Eine Rückkehr der Lufthansa in den Dax ist nicht ausgeschlossen. Es gibt Dax-Mitglieder, die das geschafft haben: Dazu gehört zum Beispiel der Chiphersteller Infineon. Es kommt hinzu, dass dieser Abstieg aus der ersten Börsenliga bei der Lufthansa auf die Corona-Pandemie zurückzuführen ist. Dadurch ist die Aktie des Unternehmens seit Jahresbeginn um rund 40 Prozent abgestürzt. Das ist anders als bei anderen Dax-Gründungsmitgliedern wie der Commerzbank oder ThyssenKrupp, die in den letzten zwei Jahren rausgeflogen sind.
Dennoch wird die Lufthansa voraussichtlich nicht so schnell zu ihrer alten Stärke zurückfinden, weil die Pandemie das Reiseverhalten verändert haben könnte. Beispielsweise könnten weniger Geschäftsreisen stattfinden als noch vor der Pandemie und dadurch drohen natürlich Umsatzeinbußen in der Luftfahrt. Generell setzen Investoren derzeit eher auf Softwarekonzerne oder auch Immobilienkonzerne - das zeigt sich nun eben auch in der nun neuen Zusammensetzung des Dax. Die Deutsche Wohnen rückt für die Lufthansa auf.
Coronavirus
Übersicht zum Thema Coronavirus (imago / Rob Engelaar / Hollandse Hoogte)

Die Deutsche Wohnen - was ist das für ein Konzern?

Deutsche Wohnen ist der zweitgrößte deutsche Wohnungsvermieter. Die meisten der 160.000 Wohnungen liegen in Berlin. Der Konzern ist nach einigen Übernahmen und Zukäufen nun tatsächlich inzwischen fast so viel wert wie die Deutsche Bank - also fast 15 Milliarden Euro. Der Aufstieg in den Dax ist sicherlich ein Erfolg für das Management. Der deutsche Mieterbund sieht diese erhöhte Aufmerksamkeit auch für internationale Investoren allerdings mit Sorge, denn Investoren erwarten in der Regel hohe Dividenden. Der Druck, die Mieten zu erhöhen oder an anderer Stelle Kosten zu sparen, könnte also steigen, so die Befürchtung des Mieterbunds.