Freitag, 03. Mai 2024

Archiv

"Correctiv"-Journalist zum IOC-Chef
"Ich würde Bach als Kontaktanbahner verstehen"

Es sei ein Interessenskonflikt, wenn Sportfunktionäre Nebentätigkeiten haben, die sie nicht offenlegen, sagte der Journalist Frederik Richter im DLF. Richter war für "Correctiv" an den Recherchen zu der Beratertätigkeit des IOC-Präsidenten Bach für den Konzern Ferrostaal beteiligt. Er kritisierte auch Transparency International.

Frederik Richter im Gespräch mit Matthias Friebe | 08.04.2017
    Sie sehen IOC-Präsident Bach, er gestikuliert mit den Händen.
    IOC-Präsident Bach gibt in Rio eine Pressekonferenz. (picture-alliance / dpa / Michael Kappeler)
    Der heutige IOC-Präsident Thomas Bach hat den "Correctiv"-Recherchen zufolge zwischen 2005 und 2009 hunderttausende Euro durch die Beratertätigkeit bei MAN Ferrostaal verdient. Ferrostaal ist ein Industriedienstleister mit Sitz in Essen, der sich vor allem als Auftragsbeschaffer für deutsche Firmen einen Namen gemacht hat, auch in der Rüstungsbranche. Während seiner Zeit bei Ferrostaal war Bach auch Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes und Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees.
    Richter sagte, wenn Sportfunktionäre Nebentätigkeiten hätten, die sie nicht offenlegen, sei es schwer zu erkennen, welchen Hut Sportfunktionäre bei Entscheidungen aufhätten. Deshalb handle es sich dabei um einen Interessenskonflikt.
    IOC-Ethikkommission ähnle einem Feigenblatt
    Dass das IOC sage, man habe intern alles offengelegt, überzeugt Richter nicht. Er halte die Ethikkommission für "etwas wie ein Feigenblatt". Er sagte: "Wenn ich einen Gauner in der Wirtschaft bei Gaunereien erwische, verteidigt er sich auch nicht mit: 'Wieso? - Alle anderen Gauner in meiner Bande wussten doch Bescheid.'" Funktionäre würden in einer Welt für sich leben - die Maßstäbe, die sie untereinander anlegen, müssten nicht die Maßstäbe der Öffentlichkeit - und der Steuerzahler sein.
    Richter kritisierte auch die Nichtregierungsorganisation Transparency International: "Ich glaube, dass Transparency International keine Organisation ist, auf die man etwas geben sollte, weil sie einige Interessenskonflikte mit sich herumschleppt." Ein Grund sei, dass die Vorsitzende der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency Deutschland, Sylvia Schenk, selber aus dem Sport komme. " Schenk hatte zu Bachs Arbeit für Ferrostaal und einem möglichen Interessenskonflikt aufgrund seiner Spitzenfunktionärsämter im Sport gesagt, es sei "noch nicht zu erkennen, dass Grenzen überschritten wurden".
    Hören Sie das vollständige Gespräch mindestens sechs Monate in unserer Mediathek.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.