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Coverbands bewahren Schätze der Popmusik

Bieten Coverbands nur peinliches Illusionstheater? Sollte es heißen: Bitte nicht kopieren? Mitnichten, sagt Deutschlandfunk-Musikredakteur Fabian Elsäßer. Coverbands heben die Schätze der Musikgeschichte - und das ist verdienstvoll.

Von Fabian Elsäßer | 26.12.2011
    Es gibt einen Teil in mir, der sich unendlich sehnt. Nach einer Zeit, da Eintrittskarten für Rockkonzerte noch farbenprächtige Druckerzeugnisse waren. Nach einer Zeit, da auch süddeutsche Kleinstädte gut sortierte Fachgeschäfte beherbergten, die Plattengarage, Musiktruhe oder so ähnlich hießen. Dort konnte man sich langsam aber beharrlich die Rock- und Popgeschichte erhören. Auf Plattenspielern. Später dann auf CD-Spielern, die man noch eigenhändig bediente.

    Die Diktatur der 30-Sekunden-Schnipsel aus dem MP3-Automaten der Großhändler war Zukunftsmusik, Musik wiederum noch nicht allüberall verfügbare Download-Ware, die man sich hin und her simste. Wer hören wollte, musste suchen. Wer sehen wollte, musste warten. Denn Rockkonzerte waren ein höchst seltenes Großereignis.

    Nachrichten aus der Provinz, gewiss, aber nicht jeder kann in Berlin wohnen. Aus dieser Zeit der knappen Verfügbarkeit stammt der Gedanke der Top-40-Bands, die in manchen Landesteilen bis heute Beatabendbands heißen.

    Bring die Leute zum Tanzen, womit, ist egal. Nichts dagegen einzuwenden, auch wenn es oft nur der Soundtrack für Massenalkoholisierungen war. In den 80ern und 90ern aber, als dem Rock langsam die Helden wegstarben, wegbrachen, wegalterten - Zeppelin, Queen, Pink Floyd, AC/DC mit Bon Scott, Dire Straits –entwickelte sich daraus eine neue Kultur des Coverns: Tributebands, die im besten Falle ihren Helden huldigen und dann erst damit Geld verdienen wollen.

    Manchmal sind sie besser als noch aktive Originale. Schnell droht da natürlich die Peinlichkeitsfalle, aber es ist doch so: Wir leben längst im Zeitalter der von Walter Jens beschriebenen Überblickskultur, in der jeder alles zitiert.

    Der Trend 2010, 2011, und bestimmt auch 2012, heißt Retro – wovon auch immer. Hebt lieber die Schätze der Vergangenheit, anstatt verzweifelt das nächste coole Ding sein zu wollen, möchte man da vor allem beginnenden Amateuren zurufen. Es gibt doch schon so viel gute Musik. Kleiner Nebeneffekt: Durchs Covern lernt man spielen. Wer jemals versucht hat, Black Dog von Led Zeppelin zum Marschieren und nicht zum Stolpern zu bringen, weiß, was ich meine.