Archiv

Cyberangriffe
"Der Krieg hat seine Erscheinungsform verändert"

Auch wenn Frieden in Europa selbstverständlich zu sein scheint, der Krieg habe nur seine Gestalt verändert, sagte der Politologe Herfried Münkler im Dlf. Darauf müsse Deutschland sich in seinen strategischen Fähigkeiten einstellen. Doch sei Deutschland beispielsweise für Cyberangriffe sehr verwundbar.

Herfried Münkler im Gespräch mit Manfred Götzke |
    Herfried Münkler, Politikwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Politische Theorie und Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin
    Auch der Einsatz von Kampfdrohnen sei eine neue Form des Krieges, sagte Herfried Münkler (imago/Thilo Rückeis)
    "Die Ordnung der damaligen Kriege war eine, in der entweder Krieg oder Frieden herrschte, ein Drittes gab es nicht. Der Übergang war geregelt durch Kriegserklärung oder Friedensschluss. Wir befinden uns in einer Situation, in der dieses Dritte an Bedeutung gewonnen hat", sagte Münkler im Dlf. Als Beispiele für diese neuen Formen nannte er Terrorismus, Amokfahrten oder Drohnenkriege.
    Münkler: Deutschland hinsichtlich Cyberattakten verwundbar
    Der Krieg habe seine Erscheinungsform verändert. Darauf müsse Deutschland sich in seinen strategischen Fähigkeiten einstellen. "Das ist ein mühsamer Prozess, weil er in einer Gesellschaft stattfindet, die Frieden für eine Selbstverständlichkeit hält", so Münkler.
    In Hinsicht auf Cyberattacken sei Deutschland beispielsweise sehr verwundbar. Das beginne mit dem Geldabheben am Automaten oder dem Zahlen mit der Kreditkarte. "Wenn alle diese Systeme ausfielen, können wir nicht einmal mehr Wasser kaufen", sagte Münkler. Gleichzeitig könne man Cybereinheiten nicht in eine klassische militärische Organisationsstruktur hineinpressen, das liege auch an der Besoldung. Stattdessen müsse das Militär solche Arbeitskräfte teuer als Berater einstellen.
    Rechtspopulismus und die Weimarer Republik
    Mit Blick auf den wachsenden Rechtspopulismus in Deutschland erklärte Münkler, dass es eine Reihe von Ähnlichkeiten zu Weimarer Vorkriegszeiten gibt. "Die bürgerkriegsähnliche Rhetorik einer Reihe von Rechtspopulisten aber natürlich auch von dschihadistischen Gruppen, das ist die Nähe zu Weimar", sagte Münkler. Der Unterschied sei aber die unmittelbare Erinnerung an einen zurückliegenden Krieg und das Revanchebedürfnis.