Samstag, 18. Mai 2024

Russischer Cyberangriff auf SPD
Cybersicherheitsexperte mahnt besseren Schutz von IT-Infrastruktur an

Der Leiter der Cybersicherheitspolitik bei der "Stiftung Neue Verantwortung", Herpig, wirft vielen Unternehmen und Behörden vor, den Schutz ihrer IT-Infrastruktur zu vernachlässigen. Herpig reagierte damit auf die Bericht über mutmaßlich russische Cyberangriffe unter anderem auf die SPD.

06.05.2024
    LEDs leuchten in einem Serverschrank in einem Rechenzentrum.
    Ein Serverschrank in einem Rechenzentrum in Frankfurt am Main (Archivbild) (Sebastian Gollnow / dpa)
    Im Deutschlandfunk forderte Herpig Unternehmen, Parteien und Behörden eindringlich auf, ihre IT-Infrastruktur besser zu schützen. Nur so könnten sie Cyberangriffen nachhaltig begegnen. Häufig würden immer noch keine Standardsicherheitsmaßnahmen in der IT ergriffen, obwohl seit Jahren vor Angriffen gewarnt werde. Schwachstellen in der IT müssten schneller geschlossen, Backup-Strategien eingeführt werden. Herpig räumte gleichzeitig ein, es sei für Behörden schwierig, IT-Sicherheitsexperten einzustellen. Sie seien auf der ganzen Welt begehrt und auch in Deutschland gebe es viele Akteure, die mehr zahlten als Behörden.

    Diskussion um sogenannte Hackbacks

    Der CDU-Sicherheitspolitiker Kiesewetter sagte dem Deutschlandfunk, Deutschland müsse in die Spionageabwehr seiner Dienste investieren. Bei aktiven Gegenmaßnahmen, wie sogenannten Hackbacks, mit denen der Angreifer ebenfalls gehackt wird, sei die Bundesregierung noch zurückhaltend. Diese Maßnahmen sollten aber gesetzlich ermöglicht werden. Generell müsse sich die deutsche Gesellschaft darauf vorbereiten, dass Russland Deutschland als Kriegsziel sehe, sagte Kiesewetter.
    Der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands Bitkom, Rohleder, lehnt Gegenangriffe hingegen ab. Sie seien kontraproduktiv, sagte er ebenfalls im Deutschlandfunk. Zudem werde die Lage kein Deut sicherer, wenn man digital zurückschlage. Man müsse dort ansetzen, wo die russische Wirtschaft und der Staat empfindlich getroffen würden. Außerdem sollten Unternehmen dafür sorgen, dass die rechtlich vorgesehenen Maßnahmen auch umgesetzt würden, forderte Rohleder.
    Die Bundesregierung macht eine Einheit des russischen Militärgeheimdienstes GRU für die Cyber-Attacken im vergangenen Jahr verantwortlich. Ziele waren neben der SPD unter anderem Unternehmen aus den Bereichen Logistik, Rüstung sowie Luft- und Raumfahrt. Das Auswärtige Amt hatte deshalb gestern den Geschäftsträger der russischen Botschaft einbestellt. Auch die EU, die NATO und die USA werfen Russland vor, die Angriffe initiiert zu haben.

    Von Notz spricht von "ernsthaftem Sicherheitsproblem"

    Der Vorsitzende des parlamentarischen Kontrollgremius im Bundestag, von Notz, zeigte sich im Deutschlandfunk nicht überrascht, dass Russland hinter der Aktion stecken soll. Der Grünen-Politiker sagte, dies sei offenkundig aber dennoch ein ernsthaftes Sicherheitsproblem. Die Politik müsse daher gesetzlich nachschärfen und die Spionageabwehr in Deutschland ausbauen.
    Die SPD hatte im vergangenen Sommer bekannt gegeben, dass E-Mail-Konten der Parteizentrale Ziel eines Cyberangriffs geworden seien. Möglich sei das durch eine zum Zeitpunkt des Angriffs noch unbekannte Sicherheitslücke beim Softwarekonzern Microsoft geworden, hieß es damals.

    Mehr zum Thema

    Deutsch-Russische diplomatische Verwicklungen nach Cyberangriff auf SPD
    Diese Nachricht wurde am 04.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.