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DAAD-Stipendiat
Studium für die Zukunft Syriens

Das Stipendienprogramm "Leadership for Syria", finanziert vom Auswärtigen Amt und angesiedelt beim DAAD, legt schon jetzt den Blick auf den Wiederaufbau Syriens nach dem Krieg. 221 Frauen und Männern ermöglicht der Deutsche Akademische Austauschdienst damit ein Studium an einer deutschen Universität. Einer von ihnen ist der 28-jährige Omran Omran.

Von Claudia van Laak | 12.10.2015
    Omran Omran, DAAD-Stipendiat aus Syrien
    Omran Omran, DAAD-Stipendiat aus Syrien (Deutschlandradio - Claudia van Laak)
    Das komplette Interview zum Nachhören:
    Interview mit Omran Omran aus Syrien
    Der erste Tag an der Freien Universität Berlin für die internationalen Studierenden. Alles ist neu: Wie funktionieren die Schließfächer? Wie bekomme ich eine Mensa-Karte, wie benutze ich die Bibliothek?
    "Ich bin aufgeregt. Es ist eine interessante Erfahrung. Gleichzeitig herausfordernd. Ich hoffe, dass die Zukunft etwas Interessantes für uns bereithält."
    Omran Omran ist schon 28, also älter als die meisten, die an diesem Tag gemeinsam mit ihm in den Master English Studies starten. Vor drei Jahren ist er von Syrien aus in den Libanon geflohen, hat dort zunächst als Englisch-Lehrer gearbeitet, dann für eine internationale Hilfsorganisation in einem Flüchtlingslager.
    "Der erste Schock an der Uni waren die vielen Studenten. Ich war bei einer Präsentation für ausländische Studenten, da waren mindestens 1000. Und ich habe mir gesagt: Oh, hier gehst du verloren."
    Omran spricht lieber Englisch als Deutsch, der Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes DAAD lernt die Sprache erst seit vier Monaten. Ich strenge mich an, sagt er, und lächelt.
    "Ich versuche immer, mit Deutsch zu sprechen, aber wenn es kompliziert ist und klappt nicht, versuche ich in Englisch."
    Omran wurde vom DAAD eingeladen
    Seine Eltern leben im Libanon, seine beiden Brüder sind über das Mittelmeer nach Deutschland geflohen, leben jetzt in einem Asylbewerberheim in der Nähe von Paderborn. Omran legt Wert auf die Feststellung: Ich bin kein Flüchtling.
    "Immer wenn mich jemand fragt, wo kommst Du her, bin ich erst zögerlich, dann sage ich: Ich komme aus Syrien, aber sage ganz schnell hinterher, dass ich ein Stipendiat bin vom Deutschen Akademischen Austauschdienst. Dann verstehen die Leute, dass ich nicht hier bin, um herumzusitzen und das Geld ihrer Regierung zu nehmen. Ich bin hier, um zu studieren. Ich werde diesem Land etwas zurückgeben. Also das wenige Geld, das mir jetzt gegeben wird, das ist die Grundlage für das Projekt, das ich nach meinem Studium aufbauen werde. Also: Es wird etwas zurückgegeben"
    Zusätzlich zum Master-Studium in Berlin will Omran Omran Deutsch lernen und vielleicht noch Didaktikseminare belegen.
    "Mein Traum war, neue Techniken zu lernen. Ich wollte den syrischen Kindern helfen, nach vielen Jahren, dass sie schnell lernen können und die Zeit kompensieren können, die sie in der Schule versäumt haben."
    Größter Kulturschock ist das Essen
    Der Student bewegt sich noch vorsichtig in der für ihn ungewohnten, fremden Umgebung. Google ist mein bester Freund, sagt er, blickt auf sein Smartphone. Der größte Kulturschock? Das Essen. Eindeutig zu viel Kartoffeln und zu viel Bier, stellt der Moslem fest. Andererseits:
    "Ich erinnere mich an eine Situation, als ich zu einem Empfang gegangen bin. Da gab es eine Frau, die Getränke serviert hat. Sie schaute mich an, ich weiß nicht, woran sie gesehen hat, dass ich Moslem bin. Vielleicht wegen des kleinen Barts. Sie sagte zu mir: Das ist Alkohol, das ist vermischt, das ist ein Saft. Da war ich sehr beeindruckt. Die Leute sind sehr bewusst, sie verstehen uns und sind sehr respektvoll."
    Wenig respektvoll gab sich allerdings sein erster Vermieter. Der forderte ihn auf, tagsüber das möblierte Zimmer zu verlassen, um Strom und Wasser zu sparen. Eine neue Unterkunft ist in Aussicht.
    Das komplette Interview zum Nachhören:
    Interview mit Omran Omran aus Syrien