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Dämmung ist das A und O

Allianz für Energieeffizienz in Gebäuden – so heißt ein neues Bündnis, das die Energiewende beschleunigen soll. Beklagt wird ein Sanierungsstau beim Modernisieren von Gebäuden; Möglichkeiten zum Einsparen würden bisher bei weitem nicht ausgenutzt.

Von Verena Kemna |
    Energie sparen und Wirtschaft fördern – das sind die Ziele dieser Allianz aus der halbstaatlichen Deutschen Energieagentur und zahlreichen Lobbyverbänden der Bauwirtschaft. Völlig unstrittig ist: 40 Prozent der Energie in Deutschland wird verbraucht in Gebäuden, vor allem weil wir unsere Wohnungen heizen und die meist schlecht gedämmt sind. Schafft man es, die Gebäude in Deutschland besser zu dämmen und so in den kommenden zehn Jahren 20 Prozent weniger Energie zu verbrauchen, bringt das nicht nur dem Klima sehr viel, sagt der Chef der Deutschen Energieagentur, Stephan Kohler, sondern, es könnte auch den Abschied von Atomkraftwerken erheblich erleichtern.

    "Wenn wir 20 Prozent Energieeinsparung im Gebäudebereich bis 2020 hinbekommen, können wir ungefähr zwei Drittel der Energie einsparen, die heute durch Atomkraftwerke erzeugt werden."

    Nun beheizen wir unsere Wohnungen nicht mit Energie aus Atomkraftwerken, aber wenn weniger Öl und Gas für Wohnungswärme verfeuert werden müssen, könnten diese effizienten Gaskraftwerke stattdessen Strom produzieren und so eben zwei Drittel des Atomstroms einsparen, hat die Dena errechnet. Dafür müssen die Gebäude in Deutschland aber viel besser gedämmt werden. Wohnungs- und Hausbesitzer sanieren auch – aber viel zu selten. Wie gut Häuser gedämmt werden müssen, steht in der Energieeinsparverordnung, kurz EneV. Die Bundesregierung will dort hinein schreiben, dass Neubauten ab kommendem Jahr 30 Prozent weniger Energie verbrauchen müssen als heute – das sei gut, sagt dena-Chef Kohler.

    "30 Prozent Verschärfung ab 2012 im Neubaubereich ist gut. Im Altbaubereich würden wir ein moderates Vorgehen empfehlen, weil eben die Sanierungsanforderungen bei Altbauten doch sehr anspruchsvoll sind. Wenn die Anforderungen in der EneV zu streng sind, könnte es sein, dass die Leute ihre Häuser überhaupt nicht mehr sanieren."

    Das heißt, wer baut oder saniert, muss immer mehr in Dämmung und sparsame Heizungen investieren. Das rechnet sich zwar oft, weil eben Energie gespart wird, aber erstmal kostet es viel Geld – was viele verschreckt. Deswegen gibt es das staatliche Gebäudesanierungsprogramm: Wer sparsame Häuser baut oder alte saniert, bekommt vom Staat einen sehr günstigen Kredit. Das Problem: Die zur Verfügung stehende Kreditsumme wurde zuletzt gekürzt. Will man die Sanierungsrate verdoppeln, also die Anzahl der Häuser, die jedes Jahr besser gedämmt werden, muss der Staat über das Gebäudesanierungsprogramm mehr Billigkredite bereitstellen, fordert Dena-Chef Kohler.

    "Was vor uns steht, ist doch ein sehr intensives Programm. Wir wollen die Sanierungsrate von einem auf zwei Prozent erhöhen. Klingt wenig, aber eine Verdoppelung der energetischen Sanierungsrate ist nicht einfach, und um die hinzubekommen, brauchen wir fünf Milliarden Euro."

    Fünf Milliarden Euro pro Jahr, das ist mehr als fünf Mal so viel, wie in diesem Jahr zur Verfügung steht, aber fünf Milliarden, das fordern auch Umweltschutzverbände und Verbraucherzentralen. Neben der Energieeinsparverordnung gibt es noch eine ganze Reihe anderer Gesetze und Verordnungen, die die energetische Gebäudesanierung regeln. Die müssten vereinheitlicht werden, fordert die Wirtschaftsallianz – und zwar bundesweit. Otto Kentzler, oberster Lobbyist für das deutschen Handwerk:

    "Das Handwerk unterstützt das also. Natürlich auch, weil das für uns ein besonderer Markt ist, das will ich nicht verhehlen, unsere Betriebe haben etwas davon."

    Die Interessenvertreter der Dämmstoff- und Heizungsindustrie gelobten auch eigene Initiative: So sollen Handwerker weiter gebildet werden. Es solle eine bundesweite Expertenliste erstellt werden, die sich mit energetischen Sanierungen auskennen, und der Energieausweis solle zu einem verlässlichen Informationsangebot für sanierungswillige Hausbesitzer weiter entwickelt werden. Dieser Energieausweis soll für jedes Gebäude genau aufzeigen, was wie und wo saniert werden sollte. Bisher hat das Konzept aber noch Macken, die ausgebessert werden wollen.