Donnerstag, 25. April 2024

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Dagmar Freitag über Rosi Mittermaier
"Rosi war ein Vorbild und dachte an jeden"

Fairplay, Respekt, Toleranz: Rosi Mittermaier verkörperte Werte, die für Sport und Gesellschaft unverzichtbar sind, sagt Dagmar Freitag. Die frühere Sportausschuss-Vorsitzende war lange Jahre mit der Skilegende befreundet. Ihr Tod macht sie fassungslos.

Dagmar Freitag im Gespräch mit Matthias Friebe | 08.01.2023
Die ehemalige Skirennläuferin Rosi Mittermaier an ihrem Wohnort.
Rosi Mittermaier starb nach schwerer Krankheit am 5. Januar 2023 im Kreise der Familie. (picture alliance/dpa/Angelika Warmuth)
Dagmar Freitag stand am Berliner Hauptbahnhof, als sie die Eilmeldung mit der Nachricht vom Tod von Rosi Mittermaier las. "Ich war einfach nur fassungslos", sagt die ehemalige Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag. Die SPD-Politikerin und die Skisportlegende kannten sich gut und waren befreundet. "Im Jahr 2001, als sie die Goldene Sportpyramide der Deutschen Sporthilfe bekommen hat, als erste Frau übrigens, an dem Abend sind wir uns begegnet. Da kamen Rosi und Christian auf mich zu, und von dem Abend an hat sich diese Freundschaft entwickelt, die wirklich auch in Besuchen gemündet hat", erinnert sich Dagmar Freitag an die erste Begegnung mit Rosi Mittermaier.

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Ihr Tod kam dennoch überraschend. Dagmar Freitag wusste von der Erkrankung ihrer Freundin - doch nicht, wie ernst es um die Skilegende stand. Die Todesnachricht "hat mir fast im Boden unter den Füßen weggezogen". Die zweifache Olympiasiegerin sei ein Vorbild gewesen. "Rosi hat für mich auch Werte verkörpert, die der Sport ja eigentlich immer sehr gerne für sich in Anspruch nimmt, die auch für eine Gesellschaft eigentlich unverzichtbar sind. Also Fairplay, Respekt, Teamgeist, Toleranz, Leistungsbereitschaft. Das haben wir hier alles in dieser einen Person gefunden.
Und das hat sie auch von ihrem Sport, den Sie ja so sehr geliebt hat, erwartet. Und ich weiß, wie enttäuscht Rosi gewesen ist, wie sich der Sport, wie sich Verbände teilweise entwickelt haben. Da hat sie sehr viel Kritik geübt und hatte auch die handelnde Personen sehr kritisch gesehen", sagt Dagmar Freitag.
Rosi Mittermaier gewann bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck Gold in der Abfahrt und im Slalom soweie Bronze im Riesenslalom
Rosi Mittermaier gewann bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck Gold in der Abfahrt und im Slalom soweie Bronze im Riesenslalom (picture alliance / SVEN SIMON / SVEN SIMON)

Rosi Mittermaier war ein Star zum Anfassen

Rosi Mittermaier war ein Star zum Anfassen, nahbar, bescheiden, sie hatte immer ein nettes Wort auf den Lippen. Alle hatten sie lieb, weil sie eine Seele von Mensch war, mit großem Herzen. Dass sie über Jahrzehnte die "Gold-Rosi" der Nation blieb, hatte viel damit zu tun, dass sie immer war, wie sie war. Freundlich. Hilfsbereit. Sozial engagiert. Und: Den Konkurrenten ihres Sohnes Felix Neureuther, der ebenfalls Skifahrer wurde, wusch sie schon mal die Unterhosen.

Wenn ich mir ein Vorbild wünschen dürfte, wie es sein sollte, dann würde mir Rosi Mittermaier sicherlich als Erstes einfallen

Rosi Mitermaier sei es gelungen, trotz ihrer sportlichen Erfolge in sich selbst zu ruhen. "Felix Neureuther, ihr Sohn, lebt das eigentlich ähnlich vor, auch wenn er natürlich in einer anderen Zeit sportlich groß geworden ist. Aber kam man muss nicht zur Skandalnudel werden, um es mal sehr plastisch auszudrücken, wenn man große Erfolge erreicht hat. Wir haben einfach gesehen, dass sehr, sehr viele, sehr erfolgreiche Sportler letztlich aber dann doch nicht das geschafft haben, das auch in ihr Privatleben zu übertragen", sagt Dagmar Freitag. Mittermaiers Sohn Felix Neureuhter, der wie seine Mutter und auch sein Vater erfolgreich im Skisport war und heute für die ARD Skirennen kommentiert, verabschiedete sich auf Instagram mit emotionalen Worten:

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Für Dagmar Freitag war und bleibt Rosi Mittermaier ein Vorbild. Jedes Jahr zu Weihnachten habe sie eine "unheimlich liebe Karte geschrieben". Nur dieses Jahr nicht. "Da war keine Karte im Briefkasten, und das war ein Moment, wo ich mir erst mal richtige Sorgen gemacht habe. Rosi dachte an jeden, der ihr in irgendeiner Form wichtig war. Und dann setzte sie sich hin, schrieb ihre Karten, und ja, es fiel eben auch sofort auf, dass diese eine Karte Weihnachten 22 nicht mehr im Briefkasten war", erinnert sich Dagmar Freitag an ihrer Freundin Rosi Mittermaier. Die zweimalige Olympiasiegerin starb nach schwerer Krankheit am 4. Januar 2023 im Kreise der Familie.