Anne Raith: Die Berichterstattung aus Syrien ist mehr als schwierig. Undatierte Videoaufnahmen, verwackelte Handybilder und telefonisch übermittelte Augenzeugenberichte sind zwar keine verlässlichen Quellen, aber häufig doch die einzigen, um zu verfolgen, was seit Wochen in Syrien passiert. Die internationale Presse ist weitgehend ausgesperrt, nur wenigen Journalisten gelingt es, aus dem Land selbst zu berichten. Karin Leukefeld ist eine von ihnen, die freie Reporterin war schon vor den Unruhen akkreditiert und ist derzeit in Damaskus. Dort haben wir sie heute Morgen im Hotel erreicht und zuerst habe ich sie gefragt, wie spürbar die Proteste in der Hauptstadt sind.
Karin Leukefeld: Es ist vor allen Dingen die Stimmung, die man spürt. Die Menschen sind sehr bedrückt. Es ist auch Thema zwischen den Syrern, auch mit den Bekannten und Freunden, die ich hier habe, mit denen ich spreche. Ich hatte gestern auch ein offizielles Interview mit der Ministerin für Tourismus, und auch da war das natürlich Thema. Also es ist allgegenwärtig, aber Damaskus selber ist relativ ruhig, aber eine sehr bedrückte Stimmung.
Raith: Welche Informationen haben Sie denn über die Lage in den Protestzentren, in Homs etwa, knapp 200 Kilometer von Ihnen entfernt?
Leukefeld: Da habe ich die Informationen, die Sie auch haben über die internationalen Medien, die also berichten mit Videofilmen oder Handyaufnahmen, und die offizielle syrische Presse berichtet auch darüber. Es gibt eine Stellungnahme der Armee über ihr Vorgehen in Homs, auch in Banjas, auch in Dar’a, und danach gibt es eben halt Operationen gegen bewaffnete Rebellen, nennt man sie hier. Die staatlichen Medien sprechen von Banden, aber die Bevölkerung spricht von Rebellen, bewaffneten Rebellen, und gegen die wird offensichtlich vorgegangen. Und den offiziellen Medien ist auch zu entnehmen, dass auch Soldaten ums Leben kommen.
Raith: Wie gelangen Sie denn vor Ort an Informationen? Wie frei können Sie arbeiten in Damaskus?
Leukefeld: Ich bin leider sehr eingeschränkt. Man hat mir gesagt, als ich wieder hergekommen bin jetzt, dass ich im Gegensatz zu früher nicht fotografieren soll, auch keine Straßeninterviews machen darf. Das konnte ich vorher machen. Es ist auch sehr schwierig, offizielle Stellungnahmen zu bekommen.
Raith: Wer spricht denn mit Ihnen beziehungsweise mit wem können Sie sprechen vor Ort?
Leukefeld: Ich kann frei in der Stadt herumfahren und natürlich kann ich mit Leuten in Geschäften oder im Taxi oder mit Bekannten sprechen. Ich habe also eine ganze Reihe von Bekannten und Freunden, die Ausländer sind, die seit langem hier leben, oder auch Syrer, ehemalige Parlamentsabgeordnete, Mitglieder von Parteien. Die besuche ich privat und wir sprechen sehr offen und sie beantworten auch alle Fragen.
Raith: Welchen Eindruck vermitteln sie Ihnen von der Lage in Syrien?
Leukefeld: Es ist schon interessant zu erfahren, dass weitgehend die Bevölkerung sagt, die ursprünglichen Proteste in Dar’a geschahen vor dem Hintergrund, dass die Region relativ verarmt und vernachlässigt ist. Was eigentlich alle Gesprächspartner sagen ist, dass es dieses Stadt-Land-Gefälle doch gibt und dass in der ländlichen Bevölkerung doch ein großer Unmut darüber herrscht, dass die Entwicklungen, die in den großen Städten wie Damaskus, Latakia oder Aleppo in den letzten Jahren stattgefunden haben, bei ihnen eigentlich auf dem Land nicht angekommen sind. Sie fühlen sich vernachlässigt. Es gibt relativ große Armut, allerdings auch in Damaskus, und dass das wohl ein Hintergrund der Proteste ist. Die meisten Leute sagen, da muss die Regierung auch auf jeden Fall etwas unternehmen, um die Bedingungen, die Lebensbedingungen zu verbessern. Es gibt auch eine große Überzeugung bei meinen Gesprächspartnern, dass ausländische Interessen sozusagen die Proteste schüren. Ein Gesprächspartner sagte mir, er kann gar nicht verstehen, dass auf einmal so viele Waffen im Land gefunden werden, wo doch eigentlich die Sicherheitskräfte immer dafür zu sorgen hatten und immer dafür gesorgt haben, dass Syrien sicher ist. Und man geht davon aus, dass also arabische Nachbarländer doch die Proteste auch mit Geld und Waffen unterstützen.
Raith: Das syrische Regime soll ja versuchen, jeden Widerstand im Keim zu ersticken an immer mehr Orten im Land. Wie präsent, wie stark sind denn Militär, Sondereinheiten und Geheimdienste? Was können Sie wahrnehmen?
Leukefeld: Heute Morgen zum Beispiel – heute ist ja Freitag, das Freitagsgebet ist ja in den letzten Wochen immer wieder Ausgang von Protesten gewesen. Man hat mir gestern schon gesagt, es ist besser, heute nicht zu lange, vor allen Dingen um die Zeit des Mittagsgebets nicht, auf die Straße zu gehen, man wüsste nicht, was passiert. Und es ist so, dass es tatsächlich sehr viele Festnahmen gibt. Es gab Operationen hier in einem Vorort von Damaskus, in Moadhamija, wo sehr viele Personen festgenommen worden sind und viele dann gestern und vorgestern auch wieder frei gelassen wurden, weil man ihnen nichts nachweisen konnte.
Raith: Die freie Journalistin Karin Leukefeld über die Lage in Syrien. Sie ist eine der wenigen, die derzeit im Land sind und von dort berichten.
Karin Leukefeld: Es ist vor allen Dingen die Stimmung, die man spürt. Die Menschen sind sehr bedrückt. Es ist auch Thema zwischen den Syrern, auch mit den Bekannten und Freunden, die ich hier habe, mit denen ich spreche. Ich hatte gestern auch ein offizielles Interview mit der Ministerin für Tourismus, und auch da war das natürlich Thema. Also es ist allgegenwärtig, aber Damaskus selber ist relativ ruhig, aber eine sehr bedrückte Stimmung.
Raith: Welche Informationen haben Sie denn über die Lage in den Protestzentren, in Homs etwa, knapp 200 Kilometer von Ihnen entfernt?
Leukefeld: Da habe ich die Informationen, die Sie auch haben über die internationalen Medien, die also berichten mit Videofilmen oder Handyaufnahmen, und die offizielle syrische Presse berichtet auch darüber. Es gibt eine Stellungnahme der Armee über ihr Vorgehen in Homs, auch in Banjas, auch in Dar’a, und danach gibt es eben halt Operationen gegen bewaffnete Rebellen, nennt man sie hier. Die staatlichen Medien sprechen von Banden, aber die Bevölkerung spricht von Rebellen, bewaffneten Rebellen, und gegen die wird offensichtlich vorgegangen. Und den offiziellen Medien ist auch zu entnehmen, dass auch Soldaten ums Leben kommen.
Raith: Wie gelangen Sie denn vor Ort an Informationen? Wie frei können Sie arbeiten in Damaskus?
Leukefeld: Ich bin leider sehr eingeschränkt. Man hat mir gesagt, als ich wieder hergekommen bin jetzt, dass ich im Gegensatz zu früher nicht fotografieren soll, auch keine Straßeninterviews machen darf. Das konnte ich vorher machen. Es ist auch sehr schwierig, offizielle Stellungnahmen zu bekommen.
Raith: Wer spricht denn mit Ihnen beziehungsweise mit wem können Sie sprechen vor Ort?
Leukefeld: Ich kann frei in der Stadt herumfahren und natürlich kann ich mit Leuten in Geschäften oder im Taxi oder mit Bekannten sprechen. Ich habe also eine ganze Reihe von Bekannten und Freunden, die Ausländer sind, die seit langem hier leben, oder auch Syrer, ehemalige Parlamentsabgeordnete, Mitglieder von Parteien. Die besuche ich privat und wir sprechen sehr offen und sie beantworten auch alle Fragen.
Raith: Welchen Eindruck vermitteln sie Ihnen von der Lage in Syrien?
Leukefeld: Es ist schon interessant zu erfahren, dass weitgehend die Bevölkerung sagt, die ursprünglichen Proteste in Dar’a geschahen vor dem Hintergrund, dass die Region relativ verarmt und vernachlässigt ist. Was eigentlich alle Gesprächspartner sagen ist, dass es dieses Stadt-Land-Gefälle doch gibt und dass in der ländlichen Bevölkerung doch ein großer Unmut darüber herrscht, dass die Entwicklungen, die in den großen Städten wie Damaskus, Latakia oder Aleppo in den letzten Jahren stattgefunden haben, bei ihnen eigentlich auf dem Land nicht angekommen sind. Sie fühlen sich vernachlässigt. Es gibt relativ große Armut, allerdings auch in Damaskus, und dass das wohl ein Hintergrund der Proteste ist. Die meisten Leute sagen, da muss die Regierung auch auf jeden Fall etwas unternehmen, um die Bedingungen, die Lebensbedingungen zu verbessern. Es gibt auch eine große Überzeugung bei meinen Gesprächspartnern, dass ausländische Interessen sozusagen die Proteste schüren. Ein Gesprächspartner sagte mir, er kann gar nicht verstehen, dass auf einmal so viele Waffen im Land gefunden werden, wo doch eigentlich die Sicherheitskräfte immer dafür zu sorgen hatten und immer dafür gesorgt haben, dass Syrien sicher ist. Und man geht davon aus, dass also arabische Nachbarländer doch die Proteste auch mit Geld und Waffen unterstützen.
Raith: Das syrische Regime soll ja versuchen, jeden Widerstand im Keim zu ersticken an immer mehr Orten im Land. Wie präsent, wie stark sind denn Militär, Sondereinheiten und Geheimdienste? Was können Sie wahrnehmen?
Leukefeld: Heute Morgen zum Beispiel – heute ist ja Freitag, das Freitagsgebet ist ja in den letzten Wochen immer wieder Ausgang von Protesten gewesen. Man hat mir gestern schon gesagt, es ist besser, heute nicht zu lange, vor allen Dingen um die Zeit des Mittagsgebets nicht, auf die Straße zu gehen, man wüsste nicht, was passiert. Und es ist so, dass es tatsächlich sehr viele Festnahmen gibt. Es gab Operationen hier in einem Vorort von Damaskus, in Moadhamija, wo sehr viele Personen festgenommen worden sind und viele dann gestern und vorgestern auch wieder frei gelassen wurden, weil man ihnen nichts nachweisen konnte.
Raith: Die freie Journalistin Karin Leukefeld über die Lage in Syrien. Sie ist eine der wenigen, die derzeit im Land sind und von dort berichten.