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Dartsport
Viel Geld im Umlauf, aber kaum Profis

Der Dartsport wird immer beliebter, auch ohne deutschen Topspieler. Obwohl die Weltspitze gut verdient, ist der Schritt zum Profi schwierig. Denn die Plätze sind limitiert – und auf dem Weg an die Spitze ist viel finanzielle Eigenleistung vonnöten.

Von Kevin Barth |
Die European Darts Championship in Dortmund.
Die European Darts Championship in Dortmund. (picture alliance / dpa / David Inderlied)
Lukas Wenig gehört zu den besten Dartspielern Deutschlands, ist aber noch kein Profi. Das liegt auch an den Regeln bei der Professional Darts Corporation, kurz PDC. Nur 128 Spieler weltweit bekommen eine Spielberechtigung, die es ihnen ermöglicht, an allen Turnieren der Profitour teilzunehmen. In diesem Jahr spielte Lukas Wenig noch auf der zweitklassigen Challenge-Tour. Nur die besten zwei der dortigen Jahresrangliste erhalten eine Spielberechtigung für die folgenden zwei Jahre und einen WM-Startplatz. Und auch finanziell findet Lukas Wenig die Challenge-Tour, die überwiegend in England stattfindet, schwierig.
„Allein ein England-Wochenende kostet schon mal 1.100, 1.200 Euro. Also es ist ganz schwierig, überhaupt diese Kosten einzuspielen. Wenn man jetzt mal davon ausgeht, dass man davon leben möchte, dann muss ja noch ein Plus überhaupt her, um diese Turnierwochenenden finanzieren zu können und auch noch den Kühlschrank füllen zu können. Und das ist damit bei weitem nicht schaffbar.“
Selbst der Erstplatzierte der Challenge-Tour hat in diesem Jahr gerade einmal rund 10.000 Euro eingespielt. Während die Preisgelder auf der Profitour stetig steigen, bleiben sie weiter unten seit Jahren gleich. Matt Porter, der Vorsitzende der PDC, hat dafür eine einfache Erklärung:
„Auch die Startgelder sind gleich geblieben und die Kosten für diese Turniere sind gestiegen. Ich denke, die Preisgelder sind sehr konkurrenzfähig für Turniere außerhalb der Elite. Es gibt wahrscheinlich wenige Spieler, die sagen, dass sie bei anderen Turnieren mehr verdienen könnten. Wir wollen für mehr Anreize sorgen. Zum Beispiel mit Einladungen zu größeren Turnieren.“
Es existiert nämlich noch ein zweiter Weg auf die Profitour – der mindestens genauso schwierig wie der erste ist. Zu Beginn jedes Jahres werden in Qualifikationsturnieren rund 30 Spielberechtigungen unter mehreren hundert Spielern verteilt. Beim letzten Mal fehlte Lukas Wenig nur ein Sieg.
Im kommenden Januar will er es wieder versuchen. Aber selbst, wenn es dann reicht, ist der Weg zum Vollprofi aus seiner Sicht noch lange nicht frei.
„Ich bin jetzt soweit, dass ich auf keinen Fall sagen würde, ich könnte aufhören zu arbeiten. Weil dafür ist man bei weitem nicht genug abgesichert. Und alles auf eine Karte setzen, das ist in der heutigen Zeit glaube ich auch nicht machbar. Andere können das vielleicht, aber für mich wäre das nicht der richtige Weg.“
Mehr als 15 Millionen Euro werden pro Saison bei den Darts-Profis ausgespielt. Trotzdem will die PDC ihre Tour nicht für mehr Spieler öffnen. Aktuell könne ohnehin nur die Hälfte der 128 Besitzer einer Spielberechtigung tatsächlich vom Dartsport leben. Außerhalb der professionellen Tour gibt es – ähnlich wie im Tennis auch noch die World Darts Federation, also den Weltverband des Dartsports. Auch sie veranstaltet internationale Turniere und eine eigene Weltmeisterschaft.

Deutscher Dartverband will aktuell keine Zusammenarbeit mit PDC

Die besten eines Landes bilden eine Nationalmannschaft. Dort gibt es fast ausschließlich Amateure. Der deutsche Dartverband sieht den Amateur- und Breitensport als seine Hauptaufgabe. Gordon Shumway ist dort Medienverantwortlicher. Für ihn kommt eine Zusammenarbeit mit der PDC aktuell nicht infrage – auch wegen der Art der Vermarktung.
„Wir haben da natürlich auch eine Fürsorgepflicht den Eltern gegenüber. Wo wir über Alkohol reden, über Sponsoren aus dem Spirituosenbereich, über Wettbüros. Wir müssen ja die Jugendlichen auch schützen. Wenn jemand dann sagen würde: Nee, ich will nicht, dass da mein Sohn oder meine Tochter dort spielt. Das ist wirklich schwer, da eine Verknüpfung zu finden.“

Ausbildungsentschädigung für nationale Verbände?

Talente ausbilden ist laut Shumway zu 99 Prozent die Aufgabe der Verbände. Hier profitiere die PDC von der Arbeit, die andere machen. Eine Zusammenarbeit wäre für ihn nur vorstellbar, wenn ein nationaler Verband für jeden ausgebildeten Profi eine Ausbildungsentschädigung bekommt.
 „Wenn die PDC dann sagen würde: Okay, für den Spieler geben wir euch 10-15.000 Euro. Das wäre vielleicht eine Möglichkeit.“
Auch Lukas Wenig war in der Vergangenheit auf Turnieren beim deutschen Dartverband aktiv, gehörte für kurze Zeit auch zur Nationalmannschaft. Die dortigen Termine waren aber nicht immer mit denen der Profiorganisation vereinbar und deshalb konzentriert er sich inzwischen auf die PDC. Kritik am nationalen Verband gibt es von ihm aber nicht.
 „Es wird mehr investiert, es wird mehr gemacht. Aber bis man davon reden kann, dass man es vom Nationalspieler zum Profi schafft, ich glaube, da vergehen noch einige Jahre.“