
Stefan Römermann: Zugegeben: Bis Weihnachten, da ist noch ein bisschen Zeit. Genau 116 Tage, wenn ich mich nicht verzählt habe. Genug Zeit, um den Wunschzettel zu schreiben und dann vielleicht auch noch ein-, zweimal zu überarbeiten. Passende Anregungen gibt es vielleicht auch auf der Internationalen Funkausstellung, die morgen in Berlin offiziell beginnt. Dort stehen dann wieder hoch im Kurs alle Arten von smarten und vernetzten Geräten, massenhaft Spielzeuge für Technikfans wie mich also. Aber auch in den Kinderzimmern, da hält die Vernetzung inzwischen immer mehr Einzug, und das macht Verbraucherschützern Sorgen. Darüber spreche ich jetzt mit Ricarda Moll vom Marktwächter-Team der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, die gerade einen Marktüberblick zum Thema veröffentlicht hat. Frau Moll, was müssen sich denn Eltern eigentlich unter vernetzten Spielzeugen vorstellen? Wir reden da jetzt nicht nur über Smartphones oder Tablet-Computer, oder?
Ricarda Moll: Genau, das ist völlig richtig. Im Fall von vernetztem Spielzeug ist im Grunde genommen das Hauptkriterium, dass es eine Funkschnittstelle gibt, das heißt Bluetooth oder WLAN. Das trifft natürlich auf Smartphones und Tablets zu. Beim vernetzten Spielzeug kommt aber in der Regel noch dazu, dass das Gerät auch aussieht wie ein herkömmliches Spielzeug oder zumindest daran erinnert.
Spielzeug im Alltag "jetzt vernetzt"
Römermann: Was haben wir da? Teddybären oder was muss ich mir da ganz praktisch vorstellen?
Moll: Genau. Es gab schon Beispiele von Teddybären, es gab schon Puppen. Bekannt geworden ist da ja die Puppe Cayla, die die Bundesnetzagentur aus dem Verkehr gezogen hat. Also Dinge, mit denen Kinder auch im Alltag spielen, aber die jetzt vernetzt sind. Deswegen sind die auch ein Beispiel für das sogenannte "Internet der Dinge".
Römermann: Was haben die dann für Funktionen? Was kann man als Kind mit denen machen?
Moll: Das kommt ganz auf das Spielzeug an. Es gibt beispielsweise diese Figuren mit Spracherkennung, wo es darum geht: Die sind in der Regel mit einem Mikrophone ausgestattet, so dass sie aufzeichnen können, was das Kind sagt. Und diese Sprachdaten können dann weitergeleitet werden und mit der Spracherkennung kann gewährleistet werden, dass das Spielzeug auch irgendeine Form von Antwort geben kann. Das können aber auch ganz andere Spielzeuge sein wie ferngesteuerte Autos oder Helikopter oder auch Drohnen im Grunde genommen, die nur über die Vernetzung funktionieren, aber beispielsweise auch Kamerabilder oder Tonaufzeichnungen senden können.
Römermann: Sind das Sachen, die sich momentan nur, ich sage mal, die sehr, sehr reichen Eltern leisten können, oder sind das Sachen, die auch schon inzwischen durchaus bezahlbar werden, diese vernetzten Spielzeuge?
Moll: Auch da kommt es ganz darauf an. Es gibt Spielzeuge, die gerade auch wegen der technischen Raffinessen preislich eher im höheren Bereich anzusiedeln sind. Aber auch jetzt gibt es schon Spielzeuge, die im erschwinglichen Bereich sind, und da werden wir mit Sicherheit auch beobachten, dass der Preis für diese Spielzeuge eher sinken wird, je günstiger die Technik auch wird.
Römermann: Ich kann mir vorstellen, mir würden einige dieser Dinge durchaus Spaß machen. Vielen Kindern vermutlich auch. Aber das haben Sie jetzt nicht getestet, ob das wirklich gute Spielzeuge sind, oder?
Moll: Genau. Wir haben nicht getestet, wie viel Spaß das macht, oder auch zum Beispiel, was bei Spielzeugen ja auch immer wichtig ist, ob da Giftstoffe drin sind oder Ähnliches, sondern wir haben in unserem Marktüberblick uns angeschaut, über welche Probleme da eigentlich berichtet wird, die damit zusammenhängen können, vor allem mit einem Fokus auf dem Thema Privatsphäre und Datenschutz.
Digitales Spielzeug vor fremdem Zugriff schützen
Römermann: Was ist denn Ihrer Meinung nach da das größte Problem?
Moll: Es ist schwierig zu sagen, dass ein Problem geringer ist als das andere. Für Eltern ist möglicherweise das konkreteste Problem, wenn die Bluetooth-Verbindung des Geräts nicht richtig abgesichert ist. Dann kann es dazu kommen, dass auch Fremde sich mit dem Spielzeug verbinden können und so auf die eine oder andere Art und Weise entweder Kontakt zum Kind aufnehmen können, oder die Umgebung in irgendeiner Art und Weise überwachen oder belauschen können.
Römermann: Über die Bluetooth-Verbindung kann ich jetzt, ich sage mal vereinfacht, mein Smartphone mit dem Teddybär verbinden, oder wie funktioniert das?
Moll: Genau. Das geht natürlich nicht in einem unbegrenzten Maße. Das ist ja die Eigenschaft von Bluetooth: Man kann nicht zu weit weg sein, um sich damit noch verbinden zu können.
Römermann: Aber aus der Nachbarwohnung würde das unter Umständen gehen?
Moll: Unter Umständen.
Römermann: Warum ist das problematisch, wenn Fremde sich mit diesen Produkten verbinden können?
Moll: Ich denke, da geht es Ihnen wie mir: Niemand möchte, dass ein völlig Fremder Kamera-Aufzeichnungen oder auch Ton-Aufzeichnungen von privaten Gesprächen oder der privaten Umgebung bekommen kann. Das gilt, denke ich, auch für die meisten Eltern.
Römermann: Würden Sie sagen, grundsätzlich sollten solche vernetzten Spielzeuge eher aus dem Kinderzimmer draußen bleiben, oder würden Sie sagen, da muss man schon differenzieren?
Moll: Ich denke, da muss man differenzieren, denn es kommt auch immer ganz aufs Spielzeug an. Es gibt auch Möglichkeiten, ein vernetztes Spielzeug sicher zu gestalten. Das Problem ist nur, dass das von außen nicht immer unbedingt erkennbar ist.
"Merkmal für Sicherheit, dass Daten nur lokal verarbeitet werden"
Römermann: Was kann man denn den Eltern mit auf den Weg geben, wenn sie jetzt dann vielleicht doch in ein paar Monaten anfangen, Spielzeug für Weihnachten, Weihnachtsgeschenke einzukaufen und vielleicht eben tatsächlich über was Vernetztes nachdenken?
Moll: Die Verbraucherzentrale NRW rät Eltern, die darüber nachdenken, ihren Kindern ein solches Spielzeug zu kaufen, zunächst zu überprüfen, welche Funktionen das Spielzeug hat, ob eine ständige Verbindung ins Internet besteht, ob es mit Mikrophonen ausgestattet ist, die alles aufzeichnen, oder ob man beispielsweise die Aufzeichnung immer extra erst aktivieren muss. Das wäre beispielsweise sicherer. Und natürlich wäre auch ein Merkmal für Sicherheit, dass Daten nur lokal verarbeitet werden und gar nicht erst das Gerät verlassen.
Römermann: Sobald Daten an eine Cloud, wie man Neudeutsch sagt, übertragen werden, dann sollte man vorsichtig sein?
Moll: Das ist schon so. Zwar ist hier nicht mehr das Problem die unsichere Funkverbindung, aber da wir auch schon bekannte Fälle von Datendiebstählen von Hersteller-Servern vernetzten Spielzeugs haben, sollte man darauf auch ein Auge haben.
Römermann: Würden Sie denn sagen, es gibt auch tatsächlich gefahrloses vernetztes Spielzeug?
Moll: Es gibt zumindest Spielzeug, bei dem die Probleme, die wir in unserem Marktüberblick identifiziert haben, nicht in diesem Extrem vorliegen. Das würde ich schon so sagen.
Römermann: Ein bisschen Hoffnung für die Fans von vernetztem Kinderspielzeug - Ricarda Moll war das vom Marktwächter-Team der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Ich sage vielen Dank für das Gespräch.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.