Noch haben längst nicht alle Aussteller der am Freitag beginnenden IFA ihre Neuheiten ausgepackt. Doch die Trends sind bereits gesetzt. Die Branche selbst spricht von einer Messe für das vernetzte Leben. Und auch wenn die Umsatzzahlen etwa in der Unterhaltungselektronik derzeit sogar leicht rückläufig sind, bleiben sie mit knapp zehn Milliarden Euro auf einem hohen Niveau.
Es würden höherwertige und teurere Produkte gekauft, sagt Christopher Meinecke, Leiter Digitale Transformation beim Branchenverband Bitcom: "Wir erkennen, dass gerade die nicht vernetzten Geräte, die nicht so hochwertigen Geräte, zunehmend Probleme haben, an den Verbraucher gebracht zu werden. Aber besonders die hochwertige Modelle, Smartphones und TV-Geräte, bei allem also, was vernetzt werden kann - da gibt es nach wie vor gute Verkaufszahlen. Das wird auch in den nächsten Jahren der Fall sein."
Immer mehr Geräte lassen sich mit Sprache steuern
Nun ist Vernetzung nicht gerade ein neues Stichwort, doch in diesem Jahr erwartet die Branche dank der Sprachsteuerung den Durchbruch. Jeder achte Bundesbürger über 18 Jahren nutze bereits heute einen digitalen Sprachassistenten. Und immer mehr Anwendungen oder kompatible Geräte kommen hinzu: "Beispielsweise die Frage nach dem nächsten Bus oder der nächsten Bahn im ÖPNV. Aber auch um die Haushaltsgeräte zu steuern, die mit dem Sprachassistenten verbunden sind. Man kann die Heizung runterstellen, die Rollos hochfahren oder auch das Licht dimmen."
Die Bitcom-Trendstudie erwartet bei Sprachassistenten einen neuen Milliardenmarkt, eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie beim Smartphone. Wobei diese längst auch per Sprachsteuerung zu bedienen sind. Bitcom-Experte Christopher Meinecke: "Es gibt Sprachassistenten in den Smartphones für unterwegs, es gibt sie für Zuhause und zunehmend auch in Autos. Ob es perspektivisch einmal ein Zusammenfließen gibt, das ist durchaus möglich. Eine Prognose über das Wann will ich mir aber zu diesem Zeitpunkt nicht erlauben."
Apps ersetzen Umkleide und Zollstock
Ein anderer Trend heißt Augmented Reality - erweiterte Realität. Hier können digitale Inhalte angereichert werden. Etwa in Apps - durch das Einblenden realer Objekte oder Personen in virtuelle Räume. Klaus Böhm, Direktor vom Wirtschaftsberatungsunternehmen Media Deloitte: "Tatsächlich gibt es bereits Applikationen großer Möbelhäuser, wo etwa die Kommode als Datei heruntergeladen wird. Beispielsweise auf mein Tablet - ich kann das dann projizieren und schauen, wo die Kommode am besten hinpasst." Auch virtuelle Umkleidekabinen per App sind möglich. Der Körper wird vorher gescannt, um perfekt sitzende Kleidung zu finden. Vor allem die Werbung wird auf Augmented Reality setzen, so der Experte.
Künstliche Intelligenz noch in ihren Anfängen
Und nicht zuletzt die künstliche Intelligenz, kurz KI. Vieles noch Zukunftsmusik, doch sie hat bereits Einzug gehalten, sagt Bitcom-Experte Christopher Meinecke: "Wenn es letztlich darum geht, dass die Gesichtserkennung bei Kameras gut funktioniert; dass KI-Software Fotos noch besser macht."
Künstliche Intelligenz steht für eine mitdenkende Digitaltechnik. Und vielleicht kann der Sprachassistent schon bald anhand der Stimmlage des Nutzers erkennen, ob dieser einen besonders starken Kaffee braucht und der vernetzen Maschine somit entsprechende Anweisungen geben. Soweit ist allerdings noch nicht.