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Das Digitale Logbuch
Alien-Trip

Wir hatten einen wunderschönen Tag im Park. Die UFOs flogen wegen der Schleierwolken sehr tief. Irgendwann kam uns Iris abhanden. Ein Alien hat sie auf einen kleinen Luftparcours entführt. Das ging so schnell, sie konnte, wie sie mit leuchtenden Augen später erzählten, nicht einmal ihren PR mitnehmen, den persönlichen Roboter, ein Gallert-Hühnchen Typ 9.

Von Maximilian Schönherr | 09.07.2016
    Die Entführungen durch Aliens war im 20. Jahrhundert ein Mythos, angereichert mit Verschwörungstheorien. Heute gehören sie zu den wunderschönen Tagen im Park. Dann schwärmen sie aus, und die Kinder können es gar nicht erwarten, für kurze Zeit weit hochgehoben zu werden und gar nicht mehr sie selbst zu sein.
    Die Aliens sind die einzig bekannten Wesen auf dieser Welt, die nicht programmiert wurden. Meine Frau, mein Mann und Iris, stammen aus der Softwareabteilung einer längst vergessenen Firma namens IBM in einem längst untergegangenen Land namens "Vereinigte Staaten von Amerika". Manchmal, wenn wir solch schöne Tage im Park verbringen, denken wir mit Wehmut an die Zeit zurück, als wir noch nicht so schnell rennen durften, wegen der empfindlichen Festplatten in uns. Wie wir uns kitzelten, damals, und die CPUs überall heraus kullerten, aus den Augen und Achselhöhlen.
    "Irgendwie", sagt mein Mann zu meiner Frau an diesem sonnigen Nachmittag im Park, "waren die Central Processing Units damals überall!"
    Uns wird immer ganz schwindelig, wenn die UFOs vor uns landen, wie jetzt. Iris, unser Kind, gleitet heraus. Uns wird schwindelig, weil die klugen Aliens immer, wenn sie landen, unsere an sich unangreifbare Bioelektronik verschleiern. Noch keiner von uns Erdlingen hat je einen Alien gesehen. Auch Iris nicht, die an diesem Nachmittag eineinhalb Leben älter und reifer geworden ist, uns unterhakt und nicht ohne Ironie spricht:
    "Liebe Eltern, ein Loop ist Dreck gegen diesen Trip."