Ein karges Steinhaus, davor ein Viehgatter; das nächste Gebäude gut einen Kilometer entfernt: Dobraia im westrumänischen Banater Bergland - ein winziges Dorf, zu dem keine richtige Straße führt. Icoana Radoi wurde in Dobraia geboren und hat ihr ganzes Leben in dem kleinen Dorf verbracht. Tiefe Furchen in ihrem Gesicht zeugen von einem harten Alltag:
"Das letzte Mal, als ich unten, in der Stadt, in Herkulesbad war, nun, das ist gut 15 Jahre her. Sie sehen ja selbst: Ich selbst kann ja so gut wie gar nicht mehr laufen. Und gerade im Winter, da ist es sehr schlimm für uns. Sie glauben gar nicht, wie schlimm ... Da kommen wir gar nicht mehr raus, nirgendwo hin."
Schnell gewinnt Icoana Radoi die Fassung zurück, bittet ihre Besucher in ihr Haus. Das besteht aus grob gehauenen Steinen, die mit getrocknetem Lehm verbunden sind. In einem Vorraum hängt an zwei Drähten eine Glühbirne:
"Strom bekommen wir nur ab und zu vom Nachbarn. Der hat eine kleine Wasserturbine am Bach. Aber die funktioniert nicht oft. Dann haben wir nur noch eine Petroleum-Lampe. Was sollen wir auch sonst tun?"
Ein Leben ohne Strom und Telefon, ohne fließendes Wasser - hier im unwegsamen Bergland Westrumäniens scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Menschen ernähren sich allein von dem, was in ihrem Garten wächst. Manchmal schlachten sie ein Huhn oder ein Schwein.
Frühmorgens die Tiere füttern, danach gleich Unkraut jäten in den Gärten, mit primitivem Werkzeug das Hausdach reparieren - das Leben in Dobraia ist hart und eintönig. Und dennoch kann sich Icoana Radoi nicht vorstellen, irgendwo anders zu leben:
"Ich habe nie auch nur eine Sekunde daran gedacht, wegzuziehen. In der Stadt, da hat man nicht automatisch Milch oder ein Lamm. Da arbeitest Du Tag und Nacht und hast doch nicht genug zum Essen. Ich weiß wenigstens, wovon ich satt werde."
Gut einen Kilometer weiter liegt das nächste Haus von Dobraia. An einem Hang unterhalb des glitschigen Weges ein großes Feld. Am Rand arbeitet eine Frau mit einer Harke. Maria Novacesu ist gerade mal Mitte 40, sieht aber wie fast alle Menschen hier oben, wesentlich älter aus. Eine Straße wäre schön. Und ja, Strom natürlich, sagt sie:
"Dann müssten wir nicht mehr abends vor dieser trüben Petroleumlampe sitzen. Und wir könnten endlich eine Waschmaschine und einen Kühlschrank laufen lassen."
Nicolae Novacescu, der Bürgermeister der angrenzenden Gemeinde Cornevera, drückt seinen Rücken durch. Der leicht untersetzte, zupackende Typ Anfang 50 ist seit einem Jahr im Amt. In diesen Tagen kann er endlich einen ersten großen Erfolg vermelden: Die Europäische Union hat die Gelder für eine Straße, die einige der abgelegenen Dörfer miteinander verbinden soll, genehmigt:
"15 Kilometer lang soll diese Straße werden. Und wenn die mal gebaut ist, müssen die Menschen nicht mehr wie früher stundenlang zu Fuß laufen, wenn sie in die nächste Ortschaft wollen. Diese Straße wird uns sogar Touristen in die Gemeinde bringen, aus ganz Europa."
Immer wieder blickt der Bürgermeister nach oben, auf eine orthodoxe Christus-Ikone hinter seinem Schreibtisch. So als erhoffe er sich, dass sich ein weiterer Wunsch in seiner Region bald erfüllt:
"Wir haben hier bei uns in der Gegend nicht einmal eine einsatzfähige Feuerwehr. Deshalb wäre unser größter Wunsch in einer Gemeinde, die von der Fläche her fast so groß ist wie Bukarest, ein Feuerwehrauto, das uns im Falle des Falles sehr helfen könnte."
Ist das Feuerwehrauto dann endlich da und die Verbindungsstraße gebaut - dann, so ist sich Novacescu ganz sicher, werden auch in Dobraia bessere Zeiten anbrechen. Dem Dorf im Herzen der Europäischen Union, in dem die Bewohner noch so leben wie vor 100 Jahren.
"Das letzte Mal, als ich unten, in der Stadt, in Herkulesbad war, nun, das ist gut 15 Jahre her. Sie sehen ja selbst: Ich selbst kann ja so gut wie gar nicht mehr laufen. Und gerade im Winter, da ist es sehr schlimm für uns. Sie glauben gar nicht, wie schlimm ... Da kommen wir gar nicht mehr raus, nirgendwo hin."
Schnell gewinnt Icoana Radoi die Fassung zurück, bittet ihre Besucher in ihr Haus. Das besteht aus grob gehauenen Steinen, die mit getrocknetem Lehm verbunden sind. In einem Vorraum hängt an zwei Drähten eine Glühbirne:
"Strom bekommen wir nur ab und zu vom Nachbarn. Der hat eine kleine Wasserturbine am Bach. Aber die funktioniert nicht oft. Dann haben wir nur noch eine Petroleum-Lampe. Was sollen wir auch sonst tun?"
Ein Leben ohne Strom und Telefon, ohne fließendes Wasser - hier im unwegsamen Bergland Westrumäniens scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Menschen ernähren sich allein von dem, was in ihrem Garten wächst. Manchmal schlachten sie ein Huhn oder ein Schwein.
Frühmorgens die Tiere füttern, danach gleich Unkraut jäten in den Gärten, mit primitivem Werkzeug das Hausdach reparieren - das Leben in Dobraia ist hart und eintönig. Und dennoch kann sich Icoana Radoi nicht vorstellen, irgendwo anders zu leben:
"Ich habe nie auch nur eine Sekunde daran gedacht, wegzuziehen. In der Stadt, da hat man nicht automatisch Milch oder ein Lamm. Da arbeitest Du Tag und Nacht und hast doch nicht genug zum Essen. Ich weiß wenigstens, wovon ich satt werde."
Gut einen Kilometer weiter liegt das nächste Haus von Dobraia. An einem Hang unterhalb des glitschigen Weges ein großes Feld. Am Rand arbeitet eine Frau mit einer Harke. Maria Novacesu ist gerade mal Mitte 40, sieht aber wie fast alle Menschen hier oben, wesentlich älter aus. Eine Straße wäre schön. Und ja, Strom natürlich, sagt sie:
"Dann müssten wir nicht mehr abends vor dieser trüben Petroleumlampe sitzen. Und wir könnten endlich eine Waschmaschine und einen Kühlschrank laufen lassen."
Nicolae Novacescu, der Bürgermeister der angrenzenden Gemeinde Cornevera, drückt seinen Rücken durch. Der leicht untersetzte, zupackende Typ Anfang 50 ist seit einem Jahr im Amt. In diesen Tagen kann er endlich einen ersten großen Erfolg vermelden: Die Europäische Union hat die Gelder für eine Straße, die einige der abgelegenen Dörfer miteinander verbinden soll, genehmigt:
"15 Kilometer lang soll diese Straße werden. Und wenn die mal gebaut ist, müssen die Menschen nicht mehr wie früher stundenlang zu Fuß laufen, wenn sie in die nächste Ortschaft wollen. Diese Straße wird uns sogar Touristen in die Gemeinde bringen, aus ganz Europa."
Immer wieder blickt der Bürgermeister nach oben, auf eine orthodoxe Christus-Ikone hinter seinem Schreibtisch. So als erhoffe er sich, dass sich ein weiterer Wunsch in seiner Region bald erfüllt:
"Wir haben hier bei uns in der Gegend nicht einmal eine einsatzfähige Feuerwehr. Deshalb wäre unser größter Wunsch in einer Gemeinde, die von der Fläche her fast so groß ist wie Bukarest, ein Feuerwehrauto, das uns im Falle des Falles sehr helfen könnte."
Ist das Feuerwehrauto dann endlich da und die Verbindungsstraße gebaut - dann, so ist sich Novacescu ganz sicher, werden auch in Dobraia bessere Zeiten anbrechen. Dem Dorf im Herzen der Europäischen Union, in dem die Bewohner noch so leben wie vor 100 Jahren.