Bettina Klein: Charlotte Knobloch wurde als Favoritin gehandelt und sie ist neue Vorsitzende geworden. Sie war bisher Vizepräsidentin des Zentralrats und gleichzeitig Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde in München und Oberbayern und folgt nun also Paul Spiegel nach, der Ende April verstorben war. Über die Wahl der neuen Vorsitzenden möchte ich jetzt sprechen mit Professor Julius Schoeps, Direktor des Moses-Mendelsohn-Zentrums in Potsdam. Schönen guten Tag Herr Schoeps!
Julius Schoeps: Guten Tag!
Klein: Welches Signal hat der Zentralrat der Juden mit dieser Wahl Ihrer Meinung nach gesetzt?
Schoeps: Das ist ein Signal der Kontinuität. Charlotte Knobloch war, wie das schon im Porträt dargestellt wurde, lange Jahre Stellvertreterin im Präsidium gewesen und insofern ist diese Wahl ganz folgerichtig.
Klein: Folgerichtig, aber Sie bedauern auch ein wenig die Kontinuität?
Schoeps: Nein, nein. Ich bin sehr für diese Kontinuität, weil Charlotte Knobloch ist eine Vertreterin und vermutlich die letzte Vertreterin des deutschen Judentums. Insofern bin ich sehr dafür, dass sie diese Herausforderung angenommen hat und sich dieser Aufgabe stellt.
Klein: Wie wird sie Ihrer Meinung nach den Zentralrat der Juden und oder auch das jüdische Leben in Deutschland überhaupt prägen?
Schoeps: Sie wird große Probleme haben, denen sie sich stellen muss, denn die Zuwanderung von Juden aus der früheren Sowjetunion ist ein Problem, das nicht ganz einfach zu lösen ist. 90 Prozent der Gemeindemitglieder in den Gemeinden sind mittlerweile Zuwanderer und das wurde ja nun schon angesprochen. Integrationsprobleme sind zu lösen, Sprache, das Wissen vom Judentum ist unterentwickelt und so weiter. Es bleibt also einiges zu tun.
Klein: Sie hat ja wohl schon auch nach ihrer Wahl direkt gesagt, dass sie das als eine ihrer künftigen Hauptaufgaben sieht und sehen wird. Was muss sie denn konkret dafür tun, um diese Probleme zu lösen?
Schoeps: Man muss hier unterscheiden. Wir haben einmal das Problem der Integration in die jüdischen Gemeinden hinein. Das ist eine der Hauptaufgaben, derer sie sich stellen muss. Dann gibt es ein zweites Integrationsproblem. Das ist die Integration der Zuwanderer in die deutsche Gesellschaft. Das ist aber nicht die Aufgabe des Zentralrats. Der Zentralrat kann hier nur helfen und politische Rahmenbedingungen mit definieren, mehr aber nicht.
Klein: Aber Sie haben auch nicht gesagt, was Charlotte Knobloch jetzt konkret tun kann, um eben die Integration der Zuwanderer aus Russland zum Beispiel zu verbessern.
Schoeps: Charlotte Knobloch kann keine Jobs besorgen. Charlotte Knobloch kann vielleicht mithelfen, dass akademische Abschlüsse aus der früheren Sowjetunion hier anerkannt werden. Das ist eine nicht ganz leichte Aufgabe. Was sie tun kann und was ihre Aufgabe ist, ist dafür zu sorgen, dass diese Zuwanderer an jüdisches Wissen herangeführt werden. Hier muss einiges getan werden.
Klein: Sie sprachen davon, dass das eine folgerichtige Entscheidung ist, dass Charlotte Knobloch für Kontinuität steht. Auf der anderen Seite wird sie natürlich auch wahrgenommen als die Stimme der Juden in Deutschland und da fragt sich schon, welche Unterschiede wird es denn geben zu ihren Vorgängern, zu Ignaz Bubis oder zu Paul Spiegel etwa, auch wenn es nur im Stil oder in der Rhetorik ist?
Schoeps: Sie wird ihren eigenen Stil haben. Charlotte Knobloch, wissen wir, ist durchsetzungsfähig. Sie ist charmant. Sie kann mit Politikern reden und das ist doch schon viel Wert!
Klein: Sie hat auch gesagt, eine weitere Aufgabe sieht sie im Dialog mit anderen Kirchen und kulturellen Organisationen in Deutschland. Was muss da Ihrer Meinung nach vor allen Dingen geleistet werden?
Schoeps: Das gehört zum täglichen Geschäft, dass man versucht, mit den Kirchengemeinden, mit den Bischofsvertretern und so weiter Gespräche zu führen. Das beinhaltet auch, dass man versucht, das Gespräch mit den islamischen Gemeinden zu führen. Alles keine einfachen Aufgaben!
Klein: Es ist immer wieder in den jüdischen Gemeinden über einen notwendigen Generationenwechsel gesprochen worden. Ein Generationenwechsel findet sicherlich insofern statt, als es etwa immer weniger direkte Überlebende des Holocaust gibt. Aber auch vor der Wahl von Ignaz Bubis und von Paul Spiegel ist das so ein bisschen thematisiert worden. Einen Generationenwechsel wird es jetzt in diesem Amt zumindest wieder nicht geben. Ist das problematisch aus Ihrer Sicht?
Schoeps: Nein, das würde ich so nicht sehen. Ein Generationenwechsel wird kommen. Das ist gar keine Frage. Aber beim nächsten Mal würde ich sagen. Dann werden auch Vertreter der Zuwanderer in den höchsten Gremien des Zentralrats sitzen und dann werden völlig neue Konstellationen kommen. Im Moment haben wir das noch nicht.
Julius Schoeps: Guten Tag!
Klein: Welches Signal hat der Zentralrat der Juden mit dieser Wahl Ihrer Meinung nach gesetzt?
Schoeps: Das ist ein Signal der Kontinuität. Charlotte Knobloch war, wie das schon im Porträt dargestellt wurde, lange Jahre Stellvertreterin im Präsidium gewesen und insofern ist diese Wahl ganz folgerichtig.
Klein: Folgerichtig, aber Sie bedauern auch ein wenig die Kontinuität?
Schoeps: Nein, nein. Ich bin sehr für diese Kontinuität, weil Charlotte Knobloch ist eine Vertreterin und vermutlich die letzte Vertreterin des deutschen Judentums. Insofern bin ich sehr dafür, dass sie diese Herausforderung angenommen hat und sich dieser Aufgabe stellt.
Klein: Wie wird sie Ihrer Meinung nach den Zentralrat der Juden und oder auch das jüdische Leben in Deutschland überhaupt prägen?
Schoeps: Sie wird große Probleme haben, denen sie sich stellen muss, denn die Zuwanderung von Juden aus der früheren Sowjetunion ist ein Problem, das nicht ganz einfach zu lösen ist. 90 Prozent der Gemeindemitglieder in den Gemeinden sind mittlerweile Zuwanderer und das wurde ja nun schon angesprochen. Integrationsprobleme sind zu lösen, Sprache, das Wissen vom Judentum ist unterentwickelt und so weiter. Es bleibt also einiges zu tun.
Klein: Sie hat ja wohl schon auch nach ihrer Wahl direkt gesagt, dass sie das als eine ihrer künftigen Hauptaufgaben sieht und sehen wird. Was muss sie denn konkret dafür tun, um diese Probleme zu lösen?
Schoeps: Man muss hier unterscheiden. Wir haben einmal das Problem der Integration in die jüdischen Gemeinden hinein. Das ist eine der Hauptaufgaben, derer sie sich stellen muss. Dann gibt es ein zweites Integrationsproblem. Das ist die Integration der Zuwanderer in die deutsche Gesellschaft. Das ist aber nicht die Aufgabe des Zentralrats. Der Zentralrat kann hier nur helfen und politische Rahmenbedingungen mit definieren, mehr aber nicht.
Klein: Aber Sie haben auch nicht gesagt, was Charlotte Knobloch jetzt konkret tun kann, um eben die Integration der Zuwanderer aus Russland zum Beispiel zu verbessern.
Schoeps: Charlotte Knobloch kann keine Jobs besorgen. Charlotte Knobloch kann vielleicht mithelfen, dass akademische Abschlüsse aus der früheren Sowjetunion hier anerkannt werden. Das ist eine nicht ganz leichte Aufgabe. Was sie tun kann und was ihre Aufgabe ist, ist dafür zu sorgen, dass diese Zuwanderer an jüdisches Wissen herangeführt werden. Hier muss einiges getan werden.
Klein: Sie sprachen davon, dass das eine folgerichtige Entscheidung ist, dass Charlotte Knobloch für Kontinuität steht. Auf der anderen Seite wird sie natürlich auch wahrgenommen als die Stimme der Juden in Deutschland und da fragt sich schon, welche Unterschiede wird es denn geben zu ihren Vorgängern, zu Ignaz Bubis oder zu Paul Spiegel etwa, auch wenn es nur im Stil oder in der Rhetorik ist?
Schoeps: Sie wird ihren eigenen Stil haben. Charlotte Knobloch, wissen wir, ist durchsetzungsfähig. Sie ist charmant. Sie kann mit Politikern reden und das ist doch schon viel Wert!
Klein: Sie hat auch gesagt, eine weitere Aufgabe sieht sie im Dialog mit anderen Kirchen und kulturellen Organisationen in Deutschland. Was muss da Ihrer Meinung nach vor allen Dingen geleistet werden?
Schoeps: Das gehört zum täglichen Geschäft, dass man versucht, mit den Kirchengemeinden, mit den Bischofsvertretern und so weiter Gespräche zu führen. Das beinhaltet auch, dass man versucht, das Gespräch mit den islamischen Gemeinden zu führen. Alles keine einfachen Aufgaben!
Klein: Es ist immer wieder in den jüdischen Gemeinden über einen notwendigen Generationenwechsel gesprochen worden. Ein Generationenwechsel findet sicherlich insofern statt, als es etwa immer weniger direkte Überlebende des Holocaust gibt. Aber auch vor der Wahl von Ignaz Bubis und von Paul Spiegel ist das so ein bisschen thematisiert worden. Einen Generationenwechsel wird es jetzt in diesem Amt zumindest wieder nicht geben. Ist das problematisch aus Ihrer Sicht?
Schoeps: Nein, das würde ich so nicht sehen. Ein Generationenwechsel wird kommen. Das ist gar keine Frage. Aber beim nächsten Mal würde ich sagen. Dann werden auch Vertreter der Zuwanderer in den höchsten Gremien des Zentralrats sitzen und dann werden völlig neue Konstellationen kommen. Im Moment haben wir das noch nicht.