Kleinerer Vorstand, spätere Pünktlichkeitsziele
Das plant Verkehrsminister Schnieder für die Deutsche Bahn

Bundesverkehrsminister Schnieder hat Eckpunkte einer neuen Strategie für die Deutsche Bahn vorgestellt. Das Paket umfasst einen Personalwechsel an der Spitze, neue Pünktlichkeitsziele und Änderungen bei der Konzernstruktur. Ein Überblick.

    Werbeplakate der Bahn mit ICE im Bahnhof Zuffenhausen: "Wir starten die Generalsanierung."
    Die Bahn will massiv in Schienen und Infrastruktur investieren - bleibt aber noch auf Jahre hinaus unpünktlich. (Archivbild). (picture alliance / imageBROKER / Arnulf Hettrich)

    Welche Änderungen gibt es beim Personal?

    Neue Vorstandsvorsitzende wird die Bahn-Managerin Evelyn Palla, die bisher für den Regionalverkehr zuständig ist. Sie wird damit die erste Frau an der Spitze der Deutschen Bahn. Die 51-Jährige war zuvor für Infineon und Eon tätig. 2011 wechselte sie zu den Österreichischen Bundesbahnen nach Wien, wo sie für den Regionalverkehr verantwortlich war. 2019 kam sie zur Deutschen Bahn. Hier wurde sie - nach einer Zwischenstation als Finanzvorstand der DB Fernverkehr AG - ebenfalls Vorstand für den Regionalverkehr und damit Chefin von DB Regio.
    Mehr zum Thema lesen Sie hier: Palla kündigt Grunderneuerung der Deutschen Bahn an.
    Als neuer Chef der Infrastruktur-Tochter DB InfraGO ist Dirk Rompf vorgesehen, der Erfahrung bei Beratungsfirmen und bei der Bahn hat. Aus dem Umfeld der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft wird allerdings Widerstand gegen diese Personalie signalisiert: Rompf sei lange im Konzern tätig gewesen und daher mitverantwortlich für das Kaputtsparen der Infrastruktur, hieß es.
    Laut Schnieders Strategie soll der Bahnvorstand von acht auf sechs Ressorts verkleinert werden. Die betroffenen Manager, der bisherige Infrastruktur-Vorstand Berthold Huber und die für Digitalisierung und Technik zuständige Managerin Daniela Gerd tom Markotten würden den Staatskonzern wahrscheinlich verlassen, signalisierte DB-Aufsichtsratschef Gatzer. Der Posten des Finanzvorstands ist derzeit vakant; Palla soll ihn übergangsweise mit übernehmen.

    Wann soll die Bahn pünktlicher werden?

    Bisher hatte die Bahn bis 2027 eine Pünktlichkeit im Fernverkehr von 75 bis 80 Prozent angepeilt. Schnieder senkt diese Messlatte, indem er den zeitlichen Horizont streckt: Er gibt nun eine Quote von 70 Prozent bis 2029 vor, die "mittelfristig" auf 80 Prozent, "langfristig" auf 90 Prozent erhöht werden soll.
    Aktuell sind nach Bahnangaben nicht einmal 60 Prozent der Züge im Fernverkehr pünktlich - obwohl das Unternehmen einen Zug auch dann noch als "pünktlich" ausweist, wenn dieser fünf Minuten Verspätung hat. Erst ab sechs Minuten Verzögerung geht ein IC oder ICE überhaupt in die Statistik ein. Zugausfälle werden erst gar nicht berücksichtigt.

    Welche Sanierungsziele gibt der Verkehrsminister vor?

    Für die Sanierung der Infrastruktur gelten laut dem Papier drei Ziele: erstens die Modernisierung bestehender Strecken, zweitens Aus- und Neubau, drittens die bessere Anbindung des ländlichen Raums. Konkret sollen bis 2030 weitere 24, bis 2036 insgesamt 42 und damit alle Hochleistungskorridore saniert werden. In die Digitalisierung sollen bis 2029 allein zehn Milliarden Euro fließen.
    Sauberkeit, Sicherheit und Barrierefreiheit von Bahnhöfen müssen aus Sicht des Verkehrsministers großflächig verbessert werden, dazu ist bis 2030 die Sanierung von mindestens 500, bis 2035 die Sanierung von insgesamt 1.000 Bahnhöfen geplant.

    Wie will die Regierung das Reiseerlebnis der Fahrgäste verbessern?

    Neben der Aufenthaltsqualität der Bahnhöfe wird in der Strategie auch der Komfort in ICEs und ICs angesprochen. Die "Verfügbarkeit von Sanitäranlagen und das Angebot im Bordbistro" seien "Ursachen vielfältiger Kritik". Ebenso sei die Sauberkeit in den Zügen "strukturell zu verbessern". Die DB Fernverkehr AG wird aufgefordert, bei diesen Punkten bereits im kommenden Jahr "eine spür- und messbare" Veränderung zu bewirken.
    Auch die Kommunikation mit den Kunden gelte es zu optimieren. Vor allem müssten Änderungen im Reiseverlauf bereits in dem Augenblick weitergegeben werden, in dem sie innerhalb der DB vorliegen. Alle "Kontaktpunkte", also die Smartphone-App "DB Navigator", die Reisendeninformation an Bahnhöfen sowie Durchsagen und Anzeigen in den Zügen selbst, müssten "deutlich besser genutzt und enger verbunden" werden. Hier wird als zeitliches Ziel 2027 angegeben.

    Wie soll der Konzern neu ausgerichtet werden?

    Die Deutsche Bahn AG soll sich künftig auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, wie es im Strategiepapier heißt. Alle Beteiligungen, die nicht hierzu gehören, sollten gebündelt oder mittelfristig verkauft werden. Die DB-Sparten Fernverkehr und Regionalverkehr hätten spätestens bis Ende 2028 dauerhaft profitabel zu sein, der Güterverkehr bereits ab 2026. Alle "nicht betriebsnotwendigen Prozesse" müssten einer kritischen Bewertung unterzogen werden.
    Die Verwaltung soll schlanker werden, indem Doppelstrukturen zwischen Holding und Tochtergesellschaften sowie innerhalb der Einzelunternehmen reduziert oder ganz abgeschafft werden.
    Diese Nachricht wurde am 22.09.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.