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David G. Haskell: "Der Gesang der Bäume"
Bäume sind keine Einzelkämpfer

Unsere Welt ist voller Bäume, an denen wir meist achtlos vorübergehen. Dabei ließe sich so vieles entdecken, wenn wir nur genauer hinschauten oder hinhörten. David G. Haskell macht genau das. In "Der Gesang der Bäume" festigt er zugleich seinen Ruf als Dichter unter den Biologen.

Von Michael Lange |
    David G. Haskell untersucht den Lebensraum der Bäume, schaut genau hin, und manchmal presst er sein Ohr an ihre Rinde.
    Die Bäume, die er auswählt, könnten unterschiedlicher nicht sein. Da ist der Kapokbaum, ein Urwaldriese in den undurchdringlichen Wäldern Ecuadors. Um ihn herum gruppiert sich eine weltweit einmalige Artenvielfalt. Ganz anders die Balsamtanne im Nordwesten von Ontario (Kanada). An ihrem Beispiel erklärt Haskell die Kommunikationswege im Wald und die Bedeutung der Wälder für den Klimaschutz. Ganz anders ist das Leben der Palmettopalme, die die sich am Stand Georgias gegen die Fluten des Atlantiks wehrt.
    Einfühlsame Texte
    Alle Baumpersönlichkeiten, die das Buch vorstellt, haben gemeinsam, dass sie nicht als Einzelkämpfer ihre Position behaupten, sondern in einer natürlichen Gemeinschaft überleben.
    Insekten, Pilze, Flechten und Bakterien. Sie alle leben mit den Bäumen und von den Bäumen. David G. Haskell fasst viele Erkenntnisse über das natürliche Netzwerk der Wälder zusammen und widersteht doch der Versuchung, natürliche Zusammenhänge als großes harmonisches Kunstwerk darzustellen. Stattdessen wird die Dynamik der Ökologie in seinen einfühlsamen Texten erkennbar und spürbar.
    Der Gesang der Bäume - Die verborgenen Netzwerke der Natur
    Von David G. Haskell
    Aus dem Englischen von Christine Ammann
    Verlag Antje Kunstmann, 320 Seiten, 24 Euro