Samstag, 20. April 2024

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Olympische Medaillen im Eiskanal
FES-Direktor: "Geld spielt keine unwesentliche Rolle"

Das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) wolle "deutschen Sportlerinnen und Sportlern gleichwertiges oder besseres Material hinstellen", fasst Direktor Michael Nitsch seine Arbeit zusammen. Die Meinung der Steuerzahler, die das FES finanzieren, hänge von deren Interessen ab.

Michael Nitsch im Gespräch Marina Schweizer | 19.02.2022
Die deutschen Bobfahrerinnen Laur Nolte und Deborah Levi im Eiskanal in Peking.
Die deutschen Bobfahrerinnen Laur Nolte und Deborah Levi haben in Peking die Goldmedaille gewonnen. (imago images/GEPA pictures)
Michael Nitsch ist Direktor des Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES). Das FES baut Sportgeräte wie Kanus, Fahrräder und auch Bobs, Rodel und Skeletons, mit deren Hilfe bei den Olympischen Spielen in Peking gleich reihenweise Medaillen errungen wurden.
Skeleton-Athlet Christopher Grotheer bei Olympia in China
Skeleton-Athlet Christopher Grotheer bei Olympia in China (dpa / AP Photo / Mark Schiefelbein)
Das 50 Prozent des Erfolgs auf dieses Material zurückzuführen sei, wie Olympiasieger Christopher Grotheer sagt, ist Nitsch ein zu großes Kompliment. Bei gleich guten Leistungen könne das Material aber den Ausschlag zwischen zwei Athleten geben.

Beispiel: Erfolge auch in Lettland mit weniger Geld

Immer wieder gibt es Kritik daran, dass der deutsche Staat jährlich etwa sieben Millionen Euro ins FES investiert. Hauptkritikpunkt ist besonders beim Sport im Eiskanal, dass so wenige Bürger im Breitensport von den Sportgeräten profitieren.
Geld ist in dem Bereich durchaus bedeutsam, sagt Nitsch: "Ich denke in diesen Kufensportarten im Eiskanal spielt Geld eine nicht ganz unwesentliche Rolle. Insofern ist es eine eine wichtige Voraussetzung", sagt Nitsch. Er nennt als Gegenbeispiel zu den Ausgaben in Deutschland aber auch Lettland, wo diese Disziplinen fasst schon Nationalsport seien und mit weniger Geld dennoch Erfolge erzielt würden.
Er selbst erhalte oftmals extrem positive Resonanz von den Steuerzahlern, die sein Institut finanzieren, erzählt Nitsch - etwa dann, wenn sie eines der Spezial-Fahrräder hochheben wollten, mit denen Olympiasiege und Weltrekorde erreicht wurden. Das hänge aber auch von den Interessen der Menschen ab: Vor einem Opernhaus gebe es sicher weniger Begeisterung dafür, Geld für Sportgeräte auszugeben, und dafür, mehr für die Finanzierung der Oper. Vor einer Sportveranstaltung sei es dagegen andersherum. Ob es dabei ein Faktor ist, dass die Eiskanalsportarten nur sehr wenige Menschen betreiben, mag Nitsch nicht einschätzen.
Die deutschen Toni Eggert und Sascha Benecken beim Rennen in St. Moritz. Die beiden liegen aufeinander auf ihrem Rennrodel und fahren auf der weißen vereisten Rodelbahn.
Toni Eggert und Sascha Benecken beim Weltcup und der Europameisterschaft in St. Moritz. (imago images/Eibner)
Selbst die diskutierte Einführung eines Einheitsschlitten in den Eiskanal-Sportarten sieht der FES-Direktor für sein Institut nicht als Problem: "Für uns als Techniker und Ingenieure sind solche Reglements eine Herausforderung, die man erfüllt und dann erfolgreich auch an den Start bringt. Und da kann auch ein Einheitsgerät dazugehören."