Archiv

DENA
Kosmopolitischer Sound

Vor zwei Jahren wurde sie mit dem Musikvideo "Cash, Diamond Rings, Swimmingpools" zum Internet-Hype und international gefeierten Geheimtipp: Denitza Todorova alias DENA. Nun erscheint das Debütalbum "Flash" der in Berlin lebenden Bulgarin.

Von Michael Maurer |
    Abendaufnahme Berlin Friedrichshain-Kreuzberg mit Modersohnbrücke auf den S- und Fernbahnverkehr im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Richtung S-Bahnhof Warschauer Straße.
    Die Musikerin DENA kam vor knapp zehn Jahren nach Berlin. Inzwischen empfindet sie Berlin-Kreuzberg als ihre neue Heimat. (dpa - picture alliance / zb)
    Mit diesem Track wurde DENA quasi über Nacht bekannt. Dass aber schneller Ruhm durchs Internet nicht nur Segen, sondern auch Fluch sein kann, belegen zum Beispiel DENAs US-Kolleginnen Angel Haze oder auch Azealia Banks. Gerade wenn große Plattenfirmen auf neue KünstlerInnen aufmerksam werden und ihnen einen lukrativen Deal anbieten, verkümmern vielversprechende Talente rasant innerhalb der gefräßig-trägen Maschinerie der Musikindustrie. Überlegungen, mit denen sich auch DENA in den letzten Monaten öfter mal beschäftigt hat:
    "Ich hatte auch schon so ne Phase letztes Jahr, wo ich wirklich dachte: ‚Ich stell jetzt alles auf Soundcloud!' Weil manchmal hab ich das Gefühl, wenn es nach der Industrie geht, ist es nie der richtige Zeitpunkt, was zu releasen. Es ist entweder Weihnachten oder Sommerferien ... Ich bin sehr happy, dass das Warten jetzt vorbei ist."
    Entwaffnende Unmittelbarkeit in der Musik
    DENA hat sich von vornherein gegen ein Major Label entschieden. Vielleicht mit ein Grund, dass jetzt tatsächlich ihr Debütalbum "Flash" erscheint. Darauf führt sie das fort, was ihre ersten Songs bereits als groovende Marschrichtung vorgegeben haben: 90ies-R'n'B mit Hip-Hop-Beats und Pop Appeal als Soundteppich für ihre Geschichten. Ihre Texte gehen immer auf persönliche Erfahrungen zurück, weshalb ihre Songs auch eine so entwaffnende Unmittelbarkeit entfalten. Dabei handelt es sich trotzdem nicht um spontane Eingebungen, sondern DENA lässt ihren Ideen Zeit zum Wachsen:
    "Ich hab eigentlich eine Sache festgestellt, und zwar, dass ich endlich so da sitze und einen Text schreibe, bedeutet, dass ich über eine längere Zeit irgendwas aufgestaut haben muss. So ist es zum Beispiel mit Songs wie 'Games' passiert."
    Neue Heimat Berlin
    Als DENA vor knapp zehn Jahren nach Berlin kam, um dort Medientheorie und Visuelle Kommunikation zu studieren, sprach sie noch kein Wort Deutsch. Weil sie neugierig ist und immer möglichst viele Eindrücke in sich aufnehmen will, wählte sie deshalb zum Überwinden der Sprachbarriere auch nicht wie viele andere fremdsprachige Hauptstadtbewohner die Abkürzung über Englisch. Auch wenn DENA mittlerweile Berlin-Kreuzberg als ihre neue Heimat empfindet und von der Idee eines gemeinsamen Europa begeistert ist, sind ihr die real existierenden Stolpersteine und Hindernisse der EU-Bürokratie durchaus noch vertraut:
    "Die ganze Problematik, durch die man muss als junger Mensch, wenn man mobil irgendwo anders leben und arbeiten will und sich integrieren, aber nicht eigentlich die Möglichkeit überhaupt hat, weil man ständig ausgewiesen wird oder zu irgendwelchen Ämtern muss – und man wird ja eigentlich auch mit so einem anderen Tonfall behandelt oft. Diesen anderen Tonfall habe ich super oft früher erlebt, als Bulgarien noch nicht in der EU war."
    Internationaler Sound
    DENA ist angekommen – mitten in Berlin und mitten in Europa. Und wahrscheinlich ist neben ihrem individuellen Talent auch genau diese kosmopolitische Offenheit ausschlaggebend dafür, dass DENA auf "Flash" einen derart internationalen Sound raushaut. Entscheidenden Anteil an dem Erfolg hat auch das Team im Hintergrund, dem DENA bewusst die Treue gehalten hat – gerade auch als sich abzeichnete, dass wohl jetzt bald die nächste Stufe der Karriere-Rakete gezündet werden muss:
    "Also als alles angefangen hat, so ein bisschen zu passieren, glaube ich, war das so eher die Frage: ‚Okay, cool, jetzt alle, die bisher mitgemacht haben, raus und alle, also neue Leute, rein, oder ‚keep the power of the crew'?' Und ich hab mich für das Zweite entschieden und das ist echt cool, weil wenn ich Vertrauen verspüre und alle Leute, die daran arbeiten, kenne, ist das ein sehr gutes Gefühl."