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Der Alltag von Donald Trump
Wenig Lektüre, viel Fernsehen

Er liest weder Akten noch Dossiers, sondern bevorzugt kurze Briefings. Seine wichtigste Informationsquelle ist das Fernsehen. Bis zu acht Stunden schaut Donald Trump täglich auf den Bildschirm. Das ist das Ergebnis einer großangelegten Recherche der "New York Times", die den Alltag des US-Präsidenten beschreibt.

Von Martin Ganslmeier | 11.12.2017
    Trump sitzt an einem Tisch im Dining Room des Weißen Hauses
    Trump im Dining Room des Weißen Hauses. Er soll seinenMitarbeitern empfohlen haben, jeden Tag im Weißen Haus als neue Folge einer Fernsehshow zu betrachten. (imago/ UPI photos)
    Was die "New York Times" nach wochenlangen Recherchen herausgefunden hat, erinnert ein wenig an teure Studien, die das bestätigen, was man ohnehin zu wissen glaubte:
    Wenn Donald Trump nach fünf bis sechs Stunden Schlaf morgens um halb sechs aufwacht, schaltet er als erstes den Fernseher an. Meist zappt er zwischen drei Nachrichtensendern hin und her: CNN für den ersten Überblick; dann zur Bestätigung seiner Weltsicht "Fox & Friends", das Morgen-Magazin seines Lieblingssenders Fox News; schließlich das linksliberale Kontrastprogramm MSNBC, dass ihm Munition für seine morgendlichen Twitter-Salven liefert.
    Twitter-Salven vor dem Frühstück
    Die schießt er meist noch vor dem Frühstück vom Bett aus ab. Donald Trump sieht seine Tage im Weißen Haus als steten Kampf, sagt Peter Baker, der White House-Korrespondent der "New York Times" und einer der Ko-Autoren des Artikels:
    "Vom Aufwachen bis zum Schlafengehen ist jede Stunde für ihn eine Schlacht - um die Legitimität seines Wahlsieges und den Erhalt seiner Macht."
    So habe Trump überall im Weißen Haus Karten aufhängen lassen, auf denen alle Wahlkreise farblich hervorgehoben sind, die er gegen Hillary Clinton gewann. Und obwohl Trump schon seit fast einem Jahr Präsident sei, sehe er sich noch immer als Außenseiter im Kampf gegen das Establishment.
    "Er will wissen, was die Leute über ihn sagen"
    Trump verzichte weitgehend auf den Sachverstand seiner Ministerien, er lese weder Akten noch Dossiers, sondern bevorzuge kurze mündliche Briefings, betont Peter Baker im Interview mit MSNBC. Seine wichtigste Informationsquelle seien jedoch die Nachrichtensender, die er täglich zwischen vier und acht Stunden lang verfolge:
    "Er beobachtet ständig die Fernsehprogramme, will wissen, was die Leute über ihn sagen und dann reagiert er über Twitter oder vor Fernsehkameras. Er genießt diesen Kampf, der für seine persönliche Identität so wichtig ist."
    Trump isst ein Steak. Daneben ein Koch und ein Plakat mit seinem Konterfei.
    Trump beißt in ein Steak, das nach ihm benannt ist. Auch seine Ernährung spielt in der NYT-Recherche eine Rolle. (Archivbild). (imago/ UPI photos)
    Selbst im "Dining Room", dem ehrwürdigen Eßzimmer im Weißen Haus, ließ Trump zwischen historischem Mobiliar und alten Gemälden einen 1 Meter 50 breiten Bildschirm anbringen. Seinen engsten Mitarbeitern soll Trump vor Amtsantritt empfohlen haben, sie sollten jeden Tag im Weißen Haus als neue Folge einer Fernsehshow betrachten, bei der es darum gehe, den Gegner zu besiegen.
    In den ersten Monaten ließ Trump die Tür zum Oval Office offen, damit ihn möglichst viele Mitarbeiter mit Informationen und frischer Munition versorgen konnten. Erst sein neuer Stabschef, der frühere Vier-Sterne-General John Kelly sorgte für mehr Disziplin und seriösere Informationen im Oval Office. Auch habe Kelly für einen dichteren Terminplan gesorgt, damit Trump weniger Zeit zum Twittern hat. Und er lasse alle Zeitungsartikel für den Präsidenten überprüfen, weil Trump anfällig für Verschwörungstheorien sei.
    Mindestens zwölf Flaschen Diet Coke täglich
    Dagegen könne John Kelly nicht kontrollieren, was Trump täglich ißt und trinkt: "Mindestens zwölf Flaschen Diet Coke", berichtet Peter Baker im Sender MSNBC: "Diet Coke ist sein Treibstoff, der ihm Koffein und Adrenalin verschafft. Meist ißt er gut durchgebratene Steaks mit viel Sauce und eine große Portion Nachtisch mit Eis. An die Ratschläge der Ernährungsexperten hält er sich nicht."
    Auch wenn Trump mit der Air Force One über den Wolken fliegt, will er keine gesündere Kost. Die Stewardess ordert vorher bei McDonald's: zwei BigMacs, zwei Filet-O-Fish und einen Schoko-Milkshake.