"Ich darf euch ganz herzlich begrüßen hier zu unserem Sommerferienstammtisch. Hier mitten in Pasing. Ich freu’ mich, dass ihr alle gekommen seid. Auf dass wir schöne Gespräche haben und in gemütlicher Runde zusammensitzen. Also viel Spaß und – Prost!"
Sven Wackermann hebt sein Weißbierglas und prostet der Stammtischrunde zu. Neben dem Softwaremanager aus München sitzen 15 Männer und Frauen. Die meisten sind CSU-Wähler, einige sogar Mitglieder, und alle sind älter als der 31-jährige Wackermann:
"Es ist insgesamt schwierig, die Jüngeren zu erreichen. Da ist Politik immer ein Spielfeld, wo sie bei Jungen ganz schwer vorankommen. Die haben einfach andere Themen."
An diesem Abend wird vor allem über örtliche Themen des Münchner Vororts geredet, um den Euro oder die Energiewende geht es – wenn überhaupt – nur am Rande. Stammtischgast Winfried Kaum interessiert sich mehr für die Geschehnisse in seiner Pasinger Nachbarschaft:
"In den kleinen Themen, da kann man sich eher einbringen als bei den großen Themen. Mich persönlich interessiert, wie ich mit guten Verkehrsmitteln in die Stadt komme. Wie die Straßen ausgebaut sind. Wo meine Kinder in die Schule gehen. Das sind Fragen, die mich bewegen."
Der Stammtisch der Pasinger CSU sieht auf den ersten Blick nicht aus, wie man sich einen klassischen bayerischen Stammtisch vorstellt. Statt an einer großen runden Holztafel sitzen die 15 Gäste an grauen Plastiktischen. Wenn neue Gäste kommen, schieben sie die kleinen Tische auseinander. Der Stammtisch trifft sich auch nicht im Hinterzimmer einer Kneipe, sondern auf der Terrasse eines Cafés. Robert Berger freut sich, dass er hier draußen wenigstens rauchen darf und bläst eine Zigarillowolke in den Abendhimmel:
"Die Wolke vom Franz-Josef. Franz-Josef sitzt auf der Wolke und schaut runter auf uns. Der Stammtisch allgemein - nachdem die CSU in Bayern die stärkste Partei ist, hat sie auch die Hoheit darüber."
Die Stammtischhoheit – Franz-Josef Strauß nannte sie unverzichtbar für die CSU. Dessen Nachfolger experimentieren mit neuen Formen der Graswurzeldemokratie. Vor Kurzem präsentierte CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt in München ein ganzes Bündel frischer Veranstaltungsformen: Facebook-Partys, Ladies Lounges, City-Talks. Schließlich wollen sich die Christsozialen jung und modern geben. Für CSU-Mitglied Maria Osterhuber-Völkl allerdings ist und bleibt der Stammtisch die Keimzelle der politischen Willensbildung – weil hier seit Urzeiten alle diskutieren: der Bürgermeister mit dem Pfarrer, die Lehrerin mit der Bauersfrau.
"Und insofern ist dieses Zusammensein von Politik, Kirche und Bürgertum schon etwas, was in Bayern noch typischer ist und mehr gelebt wird. Das finde ich ein großes Plus an Bayern."
Aber auch in Bayern werden die Stammtische seltener. Im Land von Laptop und Lederhose setzen neue Kommunikationsformen den alten Bräuchen zu. Heutzutage trifft man sich im virtuellen Netzwerk, sagt Sven Wackermann, der die CSU in Pasing leitet:
"Heutzutage läuft das vielfach über Email oder Internet. Insofern hat der Stammtisch an der Ecke bereits verloren."
Vielerorts haftet dem Stammtisch ein altbackenes Image an. Verraucht, verschlossen, verbohrt. Dabei hätten die Pasinger Stammtischfreunde gar nichts gegen frischen Wind. Gerne auch von der anderen Seite des politischen Spektrums.
"Im Prinzip kann jeder kommen und mitdiskutieren. Davon lebt eine Partei auch. Deswegen hat sich der Stammtisch etabliert und wird auch immer weiterleben. Es geht um die Diskussion aktueller Themen. Dass man sie hin- und herwiegen kann, auch mal die andere Meinung hört und sie mitpflegen kann."
Die andere Meinung mitpflegen. Das klingt edel. Auf Dauer allerdings treffen sich am Stammtisch dann doch Menschen mit ähnlichen Ansichten. Sagt Winfried Kamm, der vor einem Jahr in die CSU eingetreten ist.
"Natürlich komm’ ich aus einem konservativ-bürgerlichen Milieu. Ich kann mich durchaus mit Mitgliedern anderer Parteien auf der persönlichen Ebene sehr gut unterhalten und austauschen. Wenn es dann aber um die Anträge und Entscheidungen geht, dann sind da die Fronten doch sehr klar."
Manchmal diskutieren wir hier richtig hitzig, meint Robert Berger, der schon seit elf Jahren am Stammtisch sitzt. Dann werde es sogar richtig laut. Aber:
"G’schlogn ist no kaner worn!"
Geschlagen hat sich noch keiner am Pasinger Stammtisch der CSU. Die Frauen in der Runde achten schon darauf, dass niemand über den Durst trinkt. Und dann ist da ja noch der Franz-Josef, der auf seiner Wolke über allem schwebt. Was würde der wohl zu einer Wirtshausschlägerei sagen?
Sven Wackermann hebt sein Weißbierglas und prostet der Stammtischrunde zu. Neben dem Softwaremanager aus München sitzen 15 Männer und Frauen. Die meisten sind CSU-Wähler, einige sogar Mitglieder, und alle sind älter als der 31-jährige Wackermann:
"Es ist insgesamt schwierig, die Jüngeren zu erreichen. Da ist Politik immer ein Spielfeld, wo sie bei Jungen ganz schwer vorankommen. Die haben einfach andere Themen."
An diesem Abend wird vor allem über örtliche Themen des Münchner Vororts geredet, um den Euro oder die Energiewende geht es – wenn überhaupt – nur am Rande. Stammtischgast Winfried Kaum interessiert sich mehr für die Geschehnisse in seiner Pasinger Nachbarschaft:
"In den kleinen Themen, da kann man sich eher einbringen als bei den großen Themen. Mich persönlich interessiert, wie ich mit guten Verkehrsmitteln in die Stadt komme. Wie die Straßen ausgebaut sind. Wo meine Kinder in die Schule gehen. Das sind Fragen, die mich bewegen."
Der Stammtisch der Pasinger CSU sieht auf den ersten Blick nicht aus, wie man sich einen klassischen bayerischen Stammtisch vorstellt. Statt an einer großen runden Holztafel sitzen die 15 Gäste an grauen Plastiktischen. Wenn neue Gäste kommen, schieben sie die kleinen Tische auseinander. Der Stammtisch trifft sich auch nicht im Hinterzimmer einer Kneipe, sondern auf der Terrasse eines Cafés. Robert Berger freut sich, dass er hier draußen wenigstens rauchen darf und bläst eine Zigarillowolke in den Abendhimmel:
"Die Wolke vom Franz-Josef. Franz-Josef sitzt auf der Wolke und schaut runter auf uns. Der Stammtisch allgemein - nachdem die CSU in Bayern die stärkste Partei ist, hat sie auch die Hoheit darüber."
Die Stammtischhoheit – Franz-Josef Strauß nannte sie unverzichtbar für die CSU. Dessen Nachfolger experimentieren mit neuen Formen der Graswurzeldemokratie. Vor Kurzem präsentierte CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt in München ein ganzes Bündel frischer Veranstaltungsformen: Facebook-Partys, Ladies Lounges, City-Talks. Schließlich wollen sich die Christsozialen jung und modern geben. Für CSU-Mitglied Maria Osterhuber-Völkl allerdings ist und bleibt der Stammtisch die Keimzelle der politischen Willensbildung – weil hier seit Urzeiten alle diskutieren: der Bürgermeister mit dem Pfarrer, die Lehrerin mit der Bauersfrau.
"Und insofern ist dieses Zusammensein von Politik, Kirche und Bürgertum schon etwas, was in Bayern noch typischer ist und mehr gelebt wird. Das finde ich ein großes Plus an Bayern."
Aber auch in Bayern werden die Stammtische seltener. Im Land von Laptop und Lederhose setzen neue Kommunikationsformen den alten Bräuchen zu. Heutzutage trifft man sich im virtuellen Netzwerk, sagt Sven Wackermann, der die CSU in Pasing leitet:
"Heutzutage läuft das vielfach über Email oder Internet. Insofern hat der Stammtisch an der Ecke bereits verloren."
Vielerorts haftet dem Stammtisch ein altbackenes Image an. Verraucht, verschlossen, verbohrt. Dabei hätten die Pasinger Stammtischfreunde gar nichts gegen frischen Wind. Gerne auch von der anderen Seite des politischen Spektrums.
"Im Prinzip kann jeder kommen und mitdiskutieren. Davon lebt eine Partei auch. Deswegen hat sich der Stammtisch etabliert und wird auch immer weiterleben. Es geht um die Diskussion aktueller Themen. Dass man sie hin- und herwiegen kann, auch mal die andere Meinung hört und sie mitpflegen kann."
Die andere Meinung mitpflegen. Das klingt edel. Auf Dauer allerdings treffen sich am Stammtisch dann doch Menschen mit ähnlichen Ansichten. Sagt Winfried Kamm, der vor einem Jahr in die CSU eingetreten ist.
"Natürlich komm’ ich aus einem konservativ-bürgerlichen Milieu. Ich kann mich durchaus mit Mitgliedern anderer Parteien auf der persönlichen Ebene sehr gut unterhalten und austauschen. Wenn es dann aber um die Anträge und Entscheidungen geht, dann sind da die Fronten doch sehr klar."
Manchmal diskutieren wir hier richtig hitzig, meint Robert Berger, der schon seit elf Jahren am Stammtisch sitzt. Dann werde es sogar richtig laut. Aber:
"G’schlogn ist no kaner worn!"
Geschlagen hat sich noch keiner am Pasinger Stammtisch der CSU. Die Frauen in der Runde achten schon darauf, dass niemand über den Durst trinkt. Und dann ist da ja noch der Franz-Josef, der auf seiner Wolke über allem schwebt. Was würde der wohl zu einer Wirtshausschlägerei sagen?