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Der Fehler von Iridium
Zu steile Bahnen, falsche Abdeckung

Vor rund 25 Jahren sorgte das Unternehmen Iridium mit seiner Idee eines weltweit arbeitenden Handy-Netzes für Aufsehen. Die Mobiltelefone sollten via Satellit überall auf der Erde erreichbar sein – doch die Firma ging schnell pleite.

Von Dirk Lorenzen | 30.03.2017
    Iridium-Satellit im All (Zeichnung).
    Iridium-Satellit im All (Zeichnung). (Iridium)
    Einer der Gründe für das Scheitern von Iridium war die Bahnlage. Die Orbits der 66 Satelliten verlaufen jeweils fast senkrecht zum Äquator. Die einzelnen Mitglieder des Netzes laufen also direkt von Süd nach Nord oder Nord nach Süd um unseren Planeten herum. Solche Bahnen führen aber dazu, dass in äquatornahen Bereichen die Abdeckung am schlechtesten ist. In diesen Gebieten steht oft nur ein einziger Iridium-Satellit am Himmel. Dagegen stehen über den Polargebieten fast ein Dutzend Satelliten für die Kommunikation zur Verfügung. Nur befindet sich in diesen Weltgegenden zumeist kaum Kundschaft, wenn man von einzelnen Expeditionen absieht.
    Das Netz der Iridium-Satelliten umspannt die Erde (Zeichnung).
    Das Netz der Iridium-Satelliten umspannt die Erde (Zeichnung). (Iridium)
    Aus heutiger Sicht ist es völlig unverständlich, wie die Leiter des Iridium-Projekts diesen Fehler machen konnten. Man hätte die meisten Iridium-Satelliten auf stark geneigte Bahnen platzieren müssen – dann wären äquatornahe und gemäßigte Breiten am besten versorgt. Solche Fehler passieren, wenn Wirtschaftsfachleute unbedingt ihr Geschäftsmodell durchsetzen wollen, aber offenkundig wenig von Himmelsmechanik verstehen. Iridium musste einen hohen Preis zahlen:
    Das Unternehmen wurde nach anfänglichen Investitionen von rund fünf Milliarden US-Dollar für nur noch etwa 25 Millionen Dollar verscherbelt. Für die neuen Eigentümer ist der Betrieb nun ganz profitabel.