Montag, 29. April 2024

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Der geklonte Mensch

Koreanische Forscher berichten im amerikanischen Fachmagazin "Science" wissenschaftlich wasserdicht über den ersten geklonten menschlichen Embryo und seine Zerstörung zur Gewinnung von Stammzellen. Eine Ersatzleber züchten, frische Knorpel heranziehen - all das erscheint jetzt machbar. Durchbruch beim therapeutischen Klonen, menschliche Embryonen als universelles Ersatzteillager? Kontrovers ist die Debatte unter Forschern, Medizinern, Politikern. Die neue Klon-Methode aus Korea - was nützt sie, wie steht die auf der AAA-Konferenz versammelte Forschergemeinschaft dazu?

Moderation: Gerd Pasch - Beiträge von Grit Kienzlen, Michael Lange, Ralf Krauter und Volkart Wildermuth | 15.02.2004
    Durchbruch beim therapeutischen Klonen - Wissenschaftler reagieren sehr unterschiedlich auf den Erfolg koreanischer Forscher. Offiziell verkündet haben die koreanischen Forscher am vergangenen Donnerstag in Seattle, bei einer Pressekonferenz zum Auftakt der Jahrestagung der amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft.

    Von Ralf Krauter

    Ich kann heute bekannt geben, dass es uns gelungen ist, embryonale Stammzellen aus einer geklonten menschlichen Blastozyste abzuleiten.

    Mit diesen knappen Worten hatte der koreanische Forscher Woo Suk Hwang von der Universität Seoul am Donnerstag jene Pressekonferenz eröffnet., deren Bilder in alle Welt übertragen wurden. Der Durchbruch im fernöstlichen Biolabor - tags darauf war das die Titelstory der New York Times. Mittlerweile hat sich die mediale Aufregung zwar wieder etwas gelegt, doch die Debatte um das Für und Wider des Klonens geht weiter. Wer sich unter den 5000 Wissenschaftlern umhört, die sich zur AAAS-Konferenz in Seattle eingefunden haben, bekommt die unterschiedlichsten Meinungen zu hören.

    Die einen sind aus ethischen Gründen gegen die umstrittene Forschung mit embryonalen Stammzellen, weil dafür Zellhaufen vernichtet werden, die das Potenzial hätten sich zu einem Menschen zu entwickeln. Die anderen sagen, dass der mögliche Nutzen dieser Art von Forschung weit größer ist, als die möglichen Risiken und stützen sich dabei auf Zahlen, wonach allein in den USA rund 128 Millionen Menschen von neuen Therapie gegen Krankheiten wie Parkinson, Diabetes und Alzheimer profitieren könnten. Und solche Therapien könnte das therapeutische Klonen nach Meinung seiner Befürworter einmal möglich machen.

    Ich glaube es ist eine gute Idee, weil es eine Menge medizinischer Anwendungen verspricht. Andererseits weiß ich ehrlich gesagt gar nicht so genau, worin eigentlich der Unterschied zwischen dem Klonen von Menschen und dem Klonen von Stammzellen besteht.

    Dabei könnte sich genau dieser Unterschied in Zukunft als wichtig erweisen, um zwischen dem vielen als so viel versprechend erscheinenden therapeutischen Klonen zu medizinischen Zwecken und dem Klonen ganzer Menschen zu trennen. Was die Techniken angeht, ist dieser Trennlinie allerdings tatsächlich sehr dünn. Die koreanischen Forscher selbst geben unumwunden zu, dass die von ihnen entwickelten Verfahren auch für das Klonen zu Fortpflanzungszwecken taugen. Die Wissenschaftler haben damit zwar nichts am Hut, zumal es in Korea, wie in vielen anderen Ländern strikt verboten ist. Trotzdem: War es klug von Wissenschaftsmagazin Science, dieses Rezept zum Klonen von Menschen, überhaupt zu veröffentlichen? Chefredakteur Don Kennedy hält dagegen.

    Diese Arbeit ist kein Rezept zum Klonen. Eine Anleitung zum Fangen von Schildkröten ist ja auch nicht das Gleiche wie ein Rezept für Schildkrötensuppe. Das jetzt ist wirklich nur ein allererster Schritt. Und jeder der diese Technik verwenden will, um Menschen zu klonen, muss noch eine Menge Hürden überwinden.

    Don Kennedy und andere hochrangige Vertreter der amerikanischen Wissenschaftlergemeinde sind strikt gegen das reproduktive Klonen. Ihr Argument: Weil die damit verbundenen Risiken derzeit völlig unkalkulierbar sind, wäre jeglicher Versuch in dieser Richtung absolut unverantwortlich.

    Aber was das therapeutische Klonen angeht, da würde man eigentlich schon gerne mitspielen. Weshalb denn auch mancher Forscher forsch für eine Lockerung der bestehenden Gesetze in den USA plädiert. Nach derzeitiger Rechtslage dürfen entsprechende Versuche, bei denen ja menschliche Embryonen zu Forschungszwecken getötet werden, in den USA nämlich nicht mit öffentlichen Geldern gefördert werden. Im Klartext heißt das: Wenn die Koreaner ihre Experimente in den USA gemacht hätten, säßen sie jetzt im Gefängnis. Für führende US-Wissenschaftsvertreter bedeutet das eine klare Behinderung. Ihre Befürchtung: US-Forscher könnten auf einem so viel versprechenden Gebiet wie der embryonalen Stammzellforschung international den Anschluss verlieren. Alan Leshner, der Chef der amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft, sieht deshalb dringenden politischen Handlungsbedarf.

    Ich würde der Regierung raten, sich die Fakten genau anzusehen und dann Wege zu finden, das reproduktive Klonen mit dem Ziel Babys zu zeugen zu verhindern. Das beste wäre, man würde das einfach per Gesetz verbieten und unter Strafe stellen. Gleichzeitig sollte man aber klare Regeln aufstellen, die es ermöglichen, das therapeutische Klonen voranzutreiben. Ich bin fest überzeugt, dass es möglich ist, beides voneinander zu trennen. Und diese Unterscheidung sollte nicht nur in unseren Köpfen geschehen, sondern auch in den Gesetzen berücksichtigt werden.

    So wäre es zum Beispiel denkbar, meint Alan Leshner, die Einpflanzung geklonter menschlicher Embryonen in eine Gebärmutter zu verbieten, was bis auf Weiteres das Aus für das reproduktive Klonen bedeuten würde. Die Bioethikerin Lorie Zoloth von der Northwestern University sieht das Ganze ähnlich und plädiert dafür, die bahnbrechende Arbeit aus Korea als Anlass zu nehmen, das Für und Wider der Forschung mit embryonalen Stammzellen genau abzuwägen.

    Im Prinzip sind sich alle Verantwortlichen einig, dass das Klonen von Menschen verboten werden muss. Und dieses Verbot brauchen wir, um das Viel versprechende therapeutische Klonen weiter machen zu können. Im Licht dieser neuen Ergebnisse müssen sich alle Lebensschützer, Juristen und Politiker überlegen, wie wir bei all diesen widerstreitenden Interessen und Argumenten einen vernünftigen Kompromiss finden. Wissenschaftler, Experten aber auch jeder einzelne Bürger müssen sich fragen, welche Antwort auf diese komplizierten ethischen Fragen die richtige ist. Stammzellforschung und Klonen sind durch die Experimente jetzt in den Bereich des Möglichen vorgerückt. Wohin dieser Weg uns führen wird, ist noch völlig unklar. Klar ist aber: Heute sind wir auf ihm einen entscheidenden Schritt weitergekommen.

    Nach Meinung einer der Teilnehmerinnen der AAAS-Konferenz ist dieser entscheidende Schritt zu früh gekommen.

    Die Wissenschaft ist nun zwar soweit, aber die Gesellschaft ist es nicht.

    Als die Koreanischen Wissenschaftler der Welt von ihrem Forschungserfolg berichteten, lieferten sie die Versprechungen für zukünftige Anwendungen gleich mit. Krankheiten wie Parkinson, Diabetes oder Arthritis könnten in Zukunft mit ihrem Klonverfahren besser behandelt werden. Sie feierten ihren Erfolg nicht nur als Meilenstein für die Forschung, sondern auch als Fortschritt für die Medizin. Diese Versprechungen wurden schon mehrfach gemacht. Aber wie realistisch sind sie?

    Von Michael Lange

    Schon als vor sieben Jahren die Nachricht vom Klonschaf Dolly um die Welt ging, wurden die ersten Versprechungen gemacht. Die Klonmedizin könnte ganz neue therapeutische Möglichkeiten eröffnen, hieß es. Auch Dollies Schöpfer, Ian Wilmut vom Roslin-Institut, sah und sieht den wichtigsten Nutzen der Klontechnik in ihrer zukünftigen medizinischen Anwendung.

    Ein Mensch geht in eine Klinik, der Arzt nimmt ihm etwas Blut ab, und dann machen wir im Labor aus seinen Blutzellen Nervenzellen, so wie sie gebraucht werden, um die Parkinson-Krankheit zu behandeln. Wenn Sie so etwas vor zehn Jahren behauptet hätten, wäre das vollkommen lächerlich gewesen. Die Leute hätten gelacht. Aber jetzt könnte all das möglich werden.

    Das Besondere an der Klontechnik besteht darin, dass ein Embryo aus einer Körperzelle geschaffen wird, die vom Patienten selbst stammt. Dazu wird der Zellkern der Körperzelle in eine Eizelle verpflanzt. Deren Erbgut wurde zuvor entfernt. Durch diesen Kerntransfer entsteht ein geklonter Embryo. Embryonale Stammzellen aus diesem Embryo haben das gleiche Erbmaterial wie der Patient, und die gleiche Zelloberfläche. Das bedeutet: Für das Immunsystem des Patienten handelt es sich um körpereigene Zellen. Sie werden nicht abgestoßen, und könnten im Körper des Patienten die unterschiedlichsten Aufgaben erfüllen: als Nervenzellen im Gehirn, Muskelzellen im Herz und so weiter.

    Die Zielsetzung ist natürlich, Zellen vom jeweiligen Organismus selbst herzustellen, und genetisch identische Zellen zu schaffen, zu klonieren.

    Oliver Brüstle, Stammzellenforscher von der Universität Bonn.

    Was man aber auch sehen muss, ist die Effizienz. Das ist in einer Phase, in der dieses Verfahren sicherlich nicht eingesetzt werden kann, um routinemäßig von beliebigen Patienten genetisch identische Zellen zu schaffen. So weit ist es sicherlich nicht. Aber das ist ein beträchtlicher Schritt in diese Richtung.

    Würde das Verfahren mit dem gleichen Erfolg wie jetzt in Südkorea in einem Krankenhaus eingesetzt, bräuchte ein Arzt für die Behandlung eines Patienten 16 Eizell-Spenderinnen und 242 Eizellen. Das ist aufwendig und teuer, außerdem für die Frauen belastend und nicht ohne Risiko. 30 Embryonen müssten geklont werden. Und noch mehr Argumente sprechen gegen das Klonen in absehbarer Zeit.

    In meinen Augen ist das Hauptproblem der therapeutischen Nutzung von embryonalen Stammzellen nicht unbedingt deren Gewinnung, sondern die gezielte Ausreifung dieser Zellen, die Veränderung dieser Zellen derart, dass sie auch therapeutisch eingesetzt werden können.

    Wer embryonale Stammzellen verpflanzt, erzeugt damit möglicherweise Krebs. Denn die embryonalen Stammzellen sind äußerst teilungsfreudig. In Tierversuchen entstanden aus ihnen immer wieder Tumore. Bevor sie in irgendeinen Patienten gelangen, müssen die Zellen so verändert werden, dass sie vielseitig bleiben, ihre Teilungsfreude jedoch verlieren. Bis heute ist das nicht gelungen. Aber viele Wissenschaftler arbeiten daran. Noch grundsätzlicher ist ein anderes Problem: Und das ist das Klonen selbst. Die Eizelle stellt die Lebensuhr im ausgereiften Zellkern wieder auf Null. Sie gaukelt ihm vor: Du bist jetzt keine Blut- oder Hautzelle mehr. Du bist ein Embryo. Diesen Prozess nennen die Wissenschaftler Reprogrammierung. Ein altes Erbgut wird wieder jung. Das ist bisher nur durch Klonen möglich. Aber bei diesem Prozess treten jedes Mal Fehler auf. Studien an Mäusen, aber auch Geburtsfehler und Totgeburten beim Klonen verschiedener Tierarten haben das immer wieder gezeigt.

    Etwaige fehlerhafte Reprogrammierungen können nicht identifiziert werden, bevor solche Zellen zum Einsatz kommen. Und das ist meiner Meinung nach ein wichtiges Indiz dafür, dass man wahrscheinlich solche Kernreprogrammierungsverfahren, so atemberaubend sie auch sein mögen, als Instrument einsetzen wird, um die Mechanismen zu identifizieren, die diese Reprogrammierung bewirken. Aber nicht den Kerntransferprozess selbst einsetzen wird, um Zellen zu gewinnen für therapeutische Zwecke.

    Zellen aus einem geklonten Embryo in einen Patienten zu verpflanzen, wäre ein großes Risiko und überhaupt nicht zu verantworten. Heute nicht, in nächsten Jahren nicht, und möglicherweise auch niemals. Therapeutisches Klonen gibt es also nicht, und niemand weiß, ob es das jemals geben wird. Die Rückschläge bei der Entwicklung einer Klonmedizin, lassen sich heute schon erahnen: Keine Heilung; Entstehung von Tumoren, unberechenbares Gewebe. Aber für einige Forscher ist die Vision so stark, dass sie es trotzdem versuchen werden. Noch einmal: Ian Wilmut, der Vater der Klontechnologie:

    Wenn ich mir vorstelle, dass ich in fünfzig Jahren zurückblicke. Dann glaube ich, dass ich immer noch stolz wäre auf meinen Beitrag zum Klonen. Denn ich bin überzeugt: darin steckt mehr Nutzen als Gefahr.

    Klonen – eine Chronik

    Von Grit Kienzlen

    Das ist sie. Dolly, das Klon-Schaf. Eine Archivaufnahme, denn Dolly ist inzwischen eines natürlichen Todes gestorben. Im Februar 1997 informierte ihr Schöpfer Ian Wilmut vom Schottischen Roslin Insitut die Welt über die Existenz Dollys; des ersten Wirbeltiers, dessen Erbgut mit dem eines ausgewachsenen Tieres praktisch vollkommen übereinstimmte. Dolly ist aus einer entkernten Eizelle und der Euterzelle eines erwachsenen Schafes hervorgegangen; ausgetragen von einem Schaf anderer Rasse. Damit widerlegte Ian Wilmut ein Dogma in der Biologie: Das Dogma, erwachsene Zellen könnten nicht mehr in ihren jugendlichen Zustand zurückversetzt werden. Er zeigte, dass auch reife Zellen mit speziellen Funktionen wie etwa Euterzellen rückprogrammierbar sind zum Punkt null, an dem das Leben beginnt. Bald folgten noch andere Tierarten, die geklont wurden. Rinder, Ziegen, Kaninchen, Mäuse, Jahre später auch das Schwein, die Katze, das Pferd, die Ratte.

    Der amerikanische Physiker Richard Seed war im Februar 1998 der erste, der öffentlich verkündete, Menschen Klonen zu wollen. Seed besaß nicht das notwendige Know How dazu, und wurde daher wenig ernst genommen, aber er machte die Welt mit der Idee vom Klonmenschen vertraut. Seine geistigen Nachfolger Severino Antinori und Panos Zavos, diesmal nicht Physiker, sondern Fortpflanzungsmediziner aus Italien und den USA verkündeten ihre Klonpläne im Januar 2001 und die klangen sehr konkret.

    Unser Ziel ist, dass wir innerhalb der nächsten anderthalb bis zwei Jahre lebensfähige menschliche Embryonen klonen, die implantiert werden können.

    Alle Warnungen von Fachleuten, die Kinder würden Fehlbildungen haben wie die Mehrzahl der Klontiere, wischten Zavos und Antinori zur Seite. Klonen sei ein Geschäft wie jedes andere; In-Vitro-Fertilisation oder einen Mercedes reparieren. Es gebe einfach gute und schlechte Mechaniker.

    Sich selbst zählt Panos Zavos selbstredend zu den guten Mechanikern. Trotzdem lancierten andere die erste in einer Reihe falscher Meldungen vom ersten geglückten Klonexperiment. Es sind im November 2001 Mitarbeiter der amerikanischne Biotech-Firma ACT. Ein menschlicher Embryo sei geklont worden, meldeten nahezu alle Nachrichtenprogramme der westlichen Welt als die Meldung am Wochenende publik wurde. Doch die so genannten Embryonen von ACT hatten sich in Wirklichkeit nur ein oder zwei Mal geteilt und waren im Stadium von vier beziehungsweise sechs Zellen abgestorben. Es schien doch nicht so leicht zu sein, die Klontechnik beim Menschen anzuwenden. Für Insider war der Bluff der Raelianer Sekte im Dezember 2002 deshalb recht leicht zu durchschauen. Wo andere schon am Embryo gescheitert waren, berichtete die Sektenbischöfin Brigitte Boissellier gleich von einem ganzen gesunden Klonbaby, das geboren worden sei:

    Eva heiße das Mädchen, erklärte die Raelianerin. Aber zu seinem eigenen Schutz könne sie weder seinen Aufenthaltsort noch die Leihmutter nennen. Auch den genetischen Nachweis für die Klon-Identität des Kindes blieb sie bis heute schuldig. Vermutlich ist es Brigitte Boissellier zu verdanken, dass allen ähnlichen Meldungen über werdende Klonbabies, die etwa der Italiener Severino Antinori in die Welt setzte, forthin wenig Glauben geschenkt wurde. Gleichzeitig kam eine internationale Debatte um ein weltweites Klonverbot in Gang, die allerdings keinen Beschluss brachte. Das Problem schien im Herbst noch nicht ganz so dringlich. Im April 2003 hatte der Gynäkologe Gerald Schatten aus Pittsburgh im Fachmagazin nature von seinen gescheiterten Versuchen berichtet, Rhesus-Affen zu klonen. In Primaten könne die Klonprozedur aus technischen Gründen kaum gelingen, resümierte Schatten. Harry Griffin, Direktor am Schottischen Roslin Institut wies noch im letzten Mai darauf hin, dass die Techniker beim Klonen jeder neuen Tier-Art und so auch des Menschen mit anderen Schwierigkeiten zu rechnen hatten.

    Das können auch fundamentalere Probleme sein wie beim Rhesusaffen, wo beim Zellkerntransfer offenbar die molekularen Mechanismen zur Zellteilung gestört werden. Wir können also nie wissen ob es beim Menschen nicht wieder irgendeinen Kniff gibt, der den Erfolg beim Klonen schmälert oder gar die Entwicklung des geklonten Embryo beeinflusst.

    Doch nun ist es offensichtlich gelungen, das Austauschen des Zellkerns in menschlichen Eizellen und ihre anschließende Aktivierung, so dass sie mit der Entwicklung zum Kind beginnen. Den Zellteilungsapparat der Eizelle konnten die koreanischen Forscher mit einem einfachen Trick schonen, indem sie den Kern nicht wie bis dahin üblich mit einer Glaspipette absaugten, so der deutsche Experte Heiner Niemann vom Institut für Tierzucht und Tierverhalten in Mariensee bei Hannover:

    Man hat das vorsichtig herausgequetscht – so muss man das wohl sagen – mit einem Verfahren, wo man das durch gedrückt hat und offenbar das dadurch besser intakt gehalten hat als wenn man da herumgesaugt hat.

    Und auch die Presseleute vom Fachmagazin Science, das diese Woche von den geklonten menschlichen Embryonen berichtet, haben von den gescheiterten und angeblichen Klonversuchen gelernt, wie die Hamburger Bioethikerin Regine Kollek süffisant bemerkte.

    Was mir aufgefallen ist, ist dass in dieser ganzen Presseerklärung, aber auch in dem Paper - also ich habe das sorgfältig gelesen - an keiner Stelle von einem Human Embryo die Rede ist, sondern dass eigentlich immer nur von Blastocysten die Rede ist, das heißt da wird auch Sprachpolitik betrieben, da bin ich sehr sicher, dass die da sehr sorgfältig darauf geachtet haben, dass diese Blastocyste keine Anklänge daran erweckt, dass das ein Mensch im Frühstadium seiner Entwicklung sein könnte.

    Klonen weltweit

    Von Volkart Wildermuth

    Korea – Forschungsstart im rechtsfreien Raum
    Vor zwei Monaten verabschiedete das koreanische Parlament sein Klongesetz. Klonen zu Reproduktionszwecken ist danach klar verboten, Klonen für die Forschung eigentlich auch. Doch die führenden Stammzellenforscher im Land erwarten Ausnahmeregelungen für ein bis zwei Institute. Die Stammzellenforschung wird vom koreanischen Staat schon seit einigen Jahren mit acht Millionen Dollar jährlich gefördert. Die jetzt publizierten Klonexperimente begannen im Februar 2003, als es noch keine gesetzlichen Regelungen dazu gab.

    Japan - strikte Gesetze mit großer Hintertür
    Japan hat seinen Umgang mit dem Klonen zügig geregelt. Schon im Spätherbst 2000 beschloss es ohne große öffentliche Debatte ein Gesetz, dem zufolge jede Form des Klonens verboten ist. Wer einen geklonten Embryo in eine Gebärmutter implantiert, dem drohen bis zu 10 Jahren Haft. Allerdings hat sich die Regierung eine große Hintertür offen gelassen. Das Verbot des Reproduktiven Klonens hat Gesetzescharakter, das Verbot des Forschungsklonens ist eine Richtlinie, die die Regierung innerhalb weniger Wochen und ohne Parlaments-Zustimmung ändern kann, wenn die weltweiten Entwicklungen dies opportun erscheinen lassen.

    China – auf der Suche nach seinem Weg
    Immer wieder ist über Klonversuche auch in China berichtet worden. Doch anders als die koreanische Forschergruppe haben Chinesen ihre Ergebnisse nie in einem angesehenen Journal veröffentlicht. Wie Korea engagiert sich auch China stark auf dem Gebiet der Stammzellenforschung, in der Hoffnung dort Märkte für die Zukunft zu entwickeln. Reproduktives Klonen ist per Gesetz verboten. Im Oktober hat das Gesundheitsministerium einen weiter gehenden Gesetzentwurf vorgestellt, der viele Formen von Experimenten mit Embryonen und auch das Forschungsklonen untersagt. Um den Entwurf gibt es einen innerpolitischen Streit mit dem Forschungsministerium, das China die Option zum Forschungsklonen offen lassen möchte.

    Großbritannien – die liberalsten in Europa
    Die Gesetze in Großbritannien räumen klar die Möglichkeit zu Klonexperimenten - nicht zur Schaffung von Menschen, aber für die Forschung - ein. Die Zuständige Behörde, die HFEA hat bislang jedoch keinen entsprechenden Forschungsantrag genehmigt. In einem solchen Antrag müsste die besondere Notwendigkeit, "exceptional need" der Forschung begründet werden. Noch ist unklar, wann eine solche besondere Notwendigkeit gegeben wäre. Doch die HFEA begrüßt auf ihrer Homepage den "Durchbruch" der koreanischen Forscher.

    Deutschland – klare Aussagen im Embryonenschutzgesetz
    In Deutschland ist jeder Form des Klonens durch Artikel 6 im Embryonenschutzgesetz klar untersagt. Darauf steht eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.

    USA – aus Prinzip immer noch ohne Regelung
    Einen Gesetzentwurf, der jede Form des Klonens verbietet, hat das republikanisch dominierte Repräsentantenhaus inzwischen zwei Mal verabschiedet. Er erhielt dann aber keine Mehrheit im Senat, in dem die Demokraten stärker sind. Sie favorisieren eine Regelung, die nur das Reproduktive Klonen verbietet. Weil sich das Repräsentantenhaus aus Prinzip nicht auf eine Minimallösung einigen wollte, gibt es zum Klonen noch immer gar kein Gesetz.

    Vereinte Nationen – die verpasste Chance
    Ganz analog verliefen im Herbst die Verhandlungen bei den Vereinten Nationen. Obwohl Einigkeit darüber besteht, dass das Reproduktive Klonen weltweit verboten werden sollte, gab es dazu keinen Beschluss. Denn eine Gruppe von Staaten wollte die Forschung vom Klonverbot ausschließen, während eine zweite ihre Zustimmung nur zu einem kompletten Verbot gegeben hätte.