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Der Himmel einer anderen Kultur
Die milchige Wasserstraße der Inka

Im Laufe der Nacht zieht das Band der sommerlichen Milchstraße durch den Zenit. Es verläuft durch die Sternbilder Schütze, Adler, Schwan und Kassiopeia. Im matten Schimmer fallen einige dunkle Bereiche auf, in denen Staubwolken den Blick auf die Sterne dahinter versperren.

Von Dirk Lorenzen |
Für die Inka hatte die Milchstraße eine überragende Bedeutung. Anders als im System der Griechen und Römer, spielen die Sternbilder des Tierkreises, durch die Sonne, Mond und Planeten laufen, im System der Inka kaum eine Rolle.
Am wichtigsten ist das Band der Milchstraße. Dies ist bis heute in den Bereichen Südamerikas so, in denen sich Teile der Inka-Kultur erhalten haben.
Das Very Large Telescope auf dem Berg Paranal in Chile
In äquatornahen Gegenden und auf der Südhalbkugel (hier Paranal, im Norden Chiles) erscheint die Milchstraße besonders hell (ESO) (ESO)
Die Dunkelwolken in der Milchstraße sind eigene Figuren, die zu den Sternbildern hinzukommen. Da gibt es ein Lama mit einem Jungtier, einen Fuchs, oder auch Schlange, Kröte und Wachtel. Die Wachtel gilt in Europa als Kohlensack im Kreuz des Südens.

Schwimmend im kosmischen Ozean

In der Gegend von Cusco in Peru teilt man das Firmament in vier Bereiche ein. Die Grenzen gehen auf die Milchstraße zurück, die zweimal am Tag durch den Zenit läuft. Einmal erstreckt sie sich in etwa von Südwest nach Nordost, einmal von Südost nach Nordwest. Diese beiden Achsen legen die Himmelsbereiche fest.
Die Erde sieht man dort als eine Kugel an, die im kosmischen Ozean schwimmt. Die Milchstraße ist der Himmelsfluss, der sein Wasser aus dem Ozean unter dem Horizont bezieht.
Das Wasser läuft im Fluss bergan und regnet dann vom Himmel auf die Erde nieder. Was für die Griechen die Milchstraße war, ist bei den Inka also die Wasserstraße.