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Der Lehrer als Facebook-Buddy

Klare Regeln im Umgang von Lehrern und Schülern in sozialen Netzwerken gibt es in Deutschland bisher nicht. In den USA ist das anders. In den meisten Bundesstaaten gibt es mittlerweile bindende Richtlinien für den Umgang mit Facebook und Co.

Von Gunnar Schulz-Burkel | 25.07.2012
    Es könnte alles so einfach sein – dank Facebook, Twitter und E-Mails könnten Lehrer und Professoren ihre Schüler und Studenten schnell und unbürokratisch erreichen.

    Aber weil einige Pauker offensichtliche ihre berufliche Distanz in den sozialen Netzwerken einfach fallen ließen, sahen sich viele Schulgemeinden gezwungen, Regeln zu erlassen.

    Englischlehrerin Eleanor Terry hatte eine Facebook-Seite für ihre Schüler eingerichtet. Darin wurden die Jugendlichen unter anderem daran erinnert, dass die Bewerbungsfristen für die Immatrikulationen ablaufen. Via Facebook sollten die Schüler auch nach dem Abitur in Kontakt bleiben.

    "Das lief auch ganz gut. Einer unserer Schüler wurde von der Uni von Chicago akzeptiert, das erfuhren wir durch die Facebook-Seite",

    Terry wurde dennoch von der Schulbehörde dazu verdonnert, die Seite so zu ändern, dass Lehrer nicht die Profile der Eingetragenen öffnen können. Gesagt, getan.

    "Ich kann zum Beispiel nicht mehr die Wochenendfotos der Jugendlichen sehen."

    Schulbehörden von New York bis Los Angeles haben inzwischen ähnliche Rahmenbedingungen vorgegeben. Danach dürfen sich Lehrer und Hochschullehrer, Schüler und Hochschullehrer nicht via Facebook oder andere soziale Netzwerke befreunden. Sie dürfen allerdings eigene, neutrale Foren auf Facebook oder Twitter aufbauen.

    "Das macht ja auch Sinn","

    meint Schulrektor Philip Weinberg.

    ""Allein die Wortwahl bei diesen Netzwerken ist manchmal ziemlich problematisch, um es. Wir sind nicht die Freunde unserer Schüler. Wir mögen sie, aber es gibt Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen. Und das gilt vor allem beim Umgang mit jungen Leuten."

    Scott McLeod, Juraprofessor an der University of Kentucky, ist etwas überrascht, dass plötzlich überall solche Regeln erlassen werden.

    Es gibt, meint er, seit Jahrzehnten Richtlinien für den Umgang zwischen Lehrern und Schülern. Auf der einen Seite werden Lehrer ständig aufgefordert, die sozialen Netzwerke intensiv zu nutzen, um nicht als "out of touch" zu gelten und auf der anderen Seite zieht man die Schrauben plötzlich so an, dass Lehrer sich nichts mehr trauen.

    Beispiel der Bundesstaat New York.

    Schuldirektoren müssen jetzt jede Facebook-Seite für die Schule ausdrücklich von der Schulbehörde und den Eltern absegnen lassen. Und dennoch – Lehrer können sich trotzdem noch direkt an die Schüler per Facebook, Twitter und E-Mails wenden. Aber es ist ein Eiertanz und verdammt doppeldeutig, meinen viele Lehrer.

    Deshalb sind die meisten für neue Regeln. Übrigens auch die meisten Schüler und Studierenden.

    Jennifer Tafino auf die Frage, ob sie einen Lehrer via Facebook befreunden würde:

    "Auf gar keinen Fall. Das wäre schon ziemlich merkwürdig."

    Dennoch halten es die meisten für wichtig, dass Lehrer soziale Netzwerke nutzen, um den Kontakt zu halten.

    Man erreicht sie einfach besser und das erhöht das Vertrauen wenn man auch außerhalb des Klassenraums um Hilfe bitten kann. Es ist einfach persönlicher.
    Und genau darum geht es. Dass einige Lehrer und Professoren in der Vergangenheit über die Strenge schlugen, meinen die Schüler, sollte nicht dazu führen, die Kontakte über soziale Netzwerke völlig zu verdammen.