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Der Musikant des Königs

Henry Purcell war englischer Hofkomponist unter William III. und Mary II. Richtig bekannt wurde der Musiker jedoch damit, dass er 1689 "Dido and Aeneas" komponierte, die erste englische Oper.

Von Uwe Friedrichs |
    Am 11. April 1689 wurden William III. und Mary II. von England in der Westminster Abbey gekrönt. Ausgerechnet an diesem Tag kriegte der Hofkomponist Henry Purcell riesigen Ärger mit dem Domkapitel. Er hatte nämlich gegen Bezahlung Schaulustige auf die Orgelempore der Westminster Abbey gelassen. Auf dieses Geld war Purcell bald angewiesen, denn unter dem neuen, protestantischen König war der Palast nicht mehr das musikalische Zentrum Londons. Immer wieder musste Purcell seinen Lohn beim König anmahnen und schaute sich schließlich nach anderen Verdienstmöglichkeiten um. Die fand er in der wieder aufblühenden Theaterszene Londons. Mit "Dido and Aeneas" schrieb er noch im selben Jahr 1689 die erste englische Oper.

    Mit seinen Theatermusiken, den Maskeraden, Semi-Opern und Schauspielmusiken war Henry Purcell extrem erfolgreich. Sicherheitshalber behielt Purcell jedoch seinen Posten als Hofmusiker, schließlich ließ sich mit dem Theater nicht dauerhaft Geld verdienen. Colley Cibber, Schauspieler bei den United Companies, für deren Aufführungen Purcell die Musik beisteuerte, erinnerte sich Mitte des 18. Jahrhunderts:

    "Obwohl der Erfolg von 'Prophetess' und 'King Arthur' sehr groß zu sein schien, konnten die Einnahmen bei weitem nicht die Ausgaben decken. Viele Anteilseigner klagten. Die Prozesse an den Londoner Gerichtshöfen dauerten über 20 Jahre, bis die eine oder andere Partei mürbe wurde."

    Henry Purcell verfasste sein Testament offensichtlich in großer Eile und unterschrieb es an seinem Todestag, dem 21. November 1695. Es scheint so, als sei er selber von einer Krankheit überrascht worden. Roger North, zeitgenössischer Musikkenner und Tagebuchschreiber, notierte:

    "Er war der Meister aller Arten von Musik. Nichts konnte ihm fehlschlagen. Er imitierte die italienische Sonate und übertraf sie noch. Er schuf Opern und Schauspielmusiken, deren Anerkennung und Ruhm sogar bis nach Italien reichte, wo Signore Purcell nicht weniger verehrt wurde als Zuhause."

    Und noch 20 Jahre nach Purcells Tod schrieb der Komponist und Herausgeber seiner Werke Thomas Tudway.

    "Es hatte in England nichts Vergleichbares gegeben, was den Aufwand und die Feierlichkeit seiner Erfindungen betrifft, ob es die großen Chöre sind oder die Frostmusik, ob er ein wahnsinniges Paar auf die Bühne brachte, verliebte Bauerntölpel oder was auch immer."

    Außer seinem Todestag, einigen Verträgen, Rechnungen, Quittungen und der Beschwerde anlässlich der Krönung Williams III. haben wir nur wenige genaue Daten aus Henry Purcells Leben. So ist auch nicht ganz klar, ob er wirklich am 10. September 1659 in Westminster geboren wurde. Immerhin steht es so auf seinem Grabstein an der Orgelempore von Westminster Abbey und auf einer Ausgabe seiner Triosonaten, die noch zu seinen Lebzeiten erschien. Er gilt mit seinen Lautenkompositionen, Liedern, Opern und repräsentativen Werken als Gründungsvater der englischen Musik, seine Werke werden bis heute bei der Krönung englischer Monarchen in der Westminster Abbey gespielt. Eine ungebrochene Wertschätzung, die sich schon in einer Zeitungsanzeige der London Gazette aus dem Oktober 1701 zeigte.

    "Die Partitur der 'Fairy Queen', gesetzt vom verstorbenen Mr. Henry Purcell und Eigentum der Anteilseigner des Royal Theatre in Covent Garden, wurde bei seinem Tod verlegt. Wer immer die genannte Partitur oder eine wahrhaftige Kopie davon Mr. Zachary Baggs, dem Geschäftsführer des oben genannten Theaters, überbringt, erhält 20 Guineas Belohnung oder einen Anteil davon pro Akt."